Simon hat ein crowdfunding Projekt für seine App „fakeodernews “ gestartet. Seine Mission: Die Leute für kritische Quellenarbeit sensibilisieren. Und das auf spielerische Art, schnell für zwischendurch – am Puls der Zeit eben. To go und teilweise doch schwer verdaulich.
14. February 2018 - 08:49 SPIESSER-Autorin VeryMary94.
Als Simon die Snowden-Leaks las, merkte er welche Auswirkungen das hat. Er bemerkte auch, dass seine Freunde keine Zeit hatten sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Also gründete er fakeodernews. SPIESSER-Autorin Marie erzählte er, warum der Journalismus noch nicht gestorben ist und wie man Nachrichten spielerisch kritisch begegnen kann!
Was ist dein Hintergrund? Hast du eine Ausbildung gemacht oder studiert?
Ich habe erst Sozialwissenschaften studiert, dann abgebrochen, weil ich mir dachte „Was macht man schon mit Politik?“ Dann bin ich zu BWL gewechselt und letztlich den Master in Sportmanagement gemacht. Ich habe trotzdem dazu einen Politikmaster studiert, einen Job bei einem großen Sportvermarkter angenommen und war in München Vertriebsleiter in einer Sportmarketingagentur. Seit einem halben Jahr habe ich mich nun schon komplett fakeodernews verschrieben.
Wie kamst du zu der Idee, fakeodernews zu entwickeln?
Ich möchte gleich vorne weg sagen: Wir sind kein Fakten- oder Wahrheitsprüfer. Wir wollen transparente und kritische Primär- und Sekundärquellen recherchieren, damit jeder die Möglichkeit hat, selbst final zu entscheiden was er/sie denkt. Den Inhalt dieser Quellen wollen wir dann in fakeodernews-Fragen aufbereiten damit die Leute die Quellen nachprüfen und sich gegebenenfalls ins Thema einlesen können.
Wie es zu der Idee kam? Naja, ich habe während meines Studiums angefangen unglaublich viel zu lesen – Studien, Bücher und vor allem die Snowden-Leaks. Bald darauf kam der Moment, in dem ich dachte: „Das muss ich allen meinen Freunden erzählen!“ Gesagt, getan, nur dass die Reaktionen gar nicht die waren, die ich erwartet hatte. Das Interesse von Menschen zu wecken, finde ich schwierig. Oft kam die Antwort „Oh, dazu kann ich jetzt gar nichts sagen, weil ich nicht das gelesen habe, was du liest.“ Aber der Effekt war recht schnell wieder verpufft.
Der Aufhänger war der: Wie schaffen wir es wichtige, kritische Informationen zu sensiblen Themen so zu verpacken, dass es viele Leute anspricht? Freunden einfach die Artikel weiterzuleiten oder Bücher auszuleihen, war mir da zu passiv. Also gab es nur die Möglichkeit das zeitgemäß, also digital, zu machen, in Form einer App. Es sollte interaktiv sein, so plakativ wie fake news eben sind, kurz und kontrovers, um die Leute anzuteasern und dann von ihnen eine Reaktion zu fordern. Das alles kurz und knackig aufbereiten, dass man morgens und abends in einer Minute eine Frage spielen kann.
Crowd-Funding für mehr Transparenz!
Bis 18. Februar könnt ihr Simon und sein Team in Form eines crowd-funding Zuschusses unterstützen! Den passenden Link findet ihr hier.
Wie haben sich fake news überhaupt entwickelt?
Ich würde behaupten fake news gab es schon immer. Falsche oder gefälschte Nachrichten, die in irgendeiner Form für Falschinformationen oder Propaganda verwendet wurden. Seit zwei Jahren läuft es eben verstärkt unter dem Begriff „fake news“ ab. Der Begriff ist neu, aber die Thematik so alt wie Medien und Nachrichten.
Natürlich ist das Thema im Zuge der Trumpwahl in den USA vehement in den Fokus gerückt. Genau damit wollen wir auch so ein bisschen spielen: Es gibt so viel unglaublich wichtige Informationen aus der Geschichte, die heute noch relevant sind. Fake news sind also viel mehr als nur ein Phänomen im Internet. Ich finde es wichtig den Menschen mitzugeben, wie man sich richtig mit Quellen auseinandersetzt. Ein Urteil kann letztlich nur jeder für sich allein fällen.
Außerdem stehen die Redaktionen immer mehr unter Zeitdruck, es herrscht Stellenabbau und die Recherche leidet darunter. Trotzdem: Es gibt unglaublich gute Beiträge in allen Medien. Auch das wollen wir aufzeigen: In jedem Medium, sei es Print, Rundfunk oder alternative Medien, gibt es kritische und gute Artikel. Es ist noch nicht alles verloren im Journalismus, auch wenn es manchmal so klingt.
Was ist für dich eine transparente Quelle?
Es fängt grundlegend damit an, dass ein Impressum vorliegen muss. Außerdem sollte jemand nachweislich dafür zuständig oder kontaktierbar sein. Bestenfalls sind die Quellen direkt zugänglich und man muss nicht auf pay roll Angebote eingehen oder sie bei Verlagen erwerben. Natürlich versuchen wir immer mehrere Perspektiven abzubilden, beispielsweise von den großen Verlagen (Tagesschau, o.ä.) und diese dann mit einer anderen Perspektive zu ergänzen (Nachdenkseiten, o.ä.). Wir versuchen zu einem Thema immer mehrere übereinstimmende Quellen zu haben, die im Kern den gleichen Sachverhalt berichten. In dem Zuge scannen wir im Prinzip die komplette Medienlandschaft ab.
Welche News-Aussage hast du für ein Fake gehalten?
Ein Beispiel, bei dem ich mir dachte „Mh, das muss ich mir mal ganz genau anschauen!“ ist die Debatte um die FISA-Memos, die jetzt vom US Kongress veröffentlicht werden. Da gibt es ja zwei ganz konträre Narrative: Die Demokraten sagen, Trump möchte das Memo veröffentlichen, um die Ermittlungen bezüglich Russia Gate zu diskreditieren. Die Republikaner sagen das FISA-Memo hat die Ausmaße von Watergate, weil die Demokraten und das FBI im Vorfeld des Wahlkampfes einen Präsidentschaftskandidaten illegal abgehört haben. Da wusste ich, ich muss sehr viel Zeit in das Thema investieren, um es überhaupt zu verstehen, weil es so komplex und das eben nicht mit einem Bericht erledigt ist.
Welche Fake-Aussage hat dich bisher am meisten empört?
Das war kein billiger fake news: die dreiste Massenvernichtungswaffenlüge über den Irak, die zur Folge hatte, dass der komplette Nahe Osten destabilisiert ist. Da geht es um Terrorismus, IS, Flüchtlingsbewegungen, etc. Heute ist nachweislich bekannt, dass das eine Lüge war, die auf der größtmöglichen, politischen Bühne stattfand!
Du gehst sozusagen hauptberuflich gegen Fake News vor: Was hältst du von Seiten wie dem Postillion?
(lacht) Der Postillion ist goldwert, weil er eben einen anderen Weg wählt. Das, was der Postillion macht, und wir noch versuchen, ist einen anderen Zugang zu kritischen Informationen und Nachrichten aufzuzeigen. Er arbeitet hauptsächlich mit Satire, aber im Kern geht es ja schon immer um etwas Kontroverses. Ich finde das einen schönen Weg, auf kritische Sachen aufmerksam zu machen und Menschen zu sensibilisieren.
Text: Marie Robinski
Bilder: fakeodernews
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