Idealerweise kommen sie nie zum Einsatz und dennoch müssen sie nach einer gewissen Zeit entsorgt werden: die Rettungswesten im Flugzeug. Anstatt verbrannt zu werden bekommen sie bei „Bag to life“ ein zweites Leben als Tasche, Kulturbeutel oder Handyhülle, daher auch der Name der Marke. Hinter dieser genialen Upcycling-Idee steckt Gründerin Kerstin Rank.
„Alles, was mitfliegen darf, ist sehr schlau konzipiert“, erklärt Kerstin Rank. Sie ist der Kopf hinter „Bag to life“. Obwohl sie aus einem sehr strapazierfähigen Material bestehen, müssen die Rettungswesten aus Sicherheitsgründen regelmäßig überprüft und spätestens nach zehn Jahren ausgetauscht werden. „Dabei entsteht also ein sehr großer Müllberg aus einem hochwertigen Material, das eigentlich zu schade zum Entsorgen ist“, fasst Kerstin Rank zu-sammen.
Gründerin Kerstin Rank
Für die Gründerin war praktisches Arbeiten schon immer interessanter als reine Theorie. Deshalb entschied sie sich nach ihrem Abitur gegen ein Studium und für eine Ausbildung als Werbekauffrau, einen Beruf, den es in dieser Bezeichnung heute gar nicht mehr gibt. „Ich habe die Zeit sehr genossen und nicht nur gelernt wie man gestaltet oder worauf man achten muss, damit die Werbung beim Kunden ankommt, sondern auch Einblicke in das Kaufmännische bekommen“, erzählt die 42-Jährige. „Das kommt mir jetzt bei ‚Bag to life‘ zugute.“ Nach ihrer Ausbildung entscheidet sie sich für ein berufsbegleitendes Studium und arbeitet gleichzeitig in einer Werbeagentur.
Im Jahr 2005 wird Kerstin Mutter. Anstatt ins Werbegeschäft zurückzukehren, macht sie sich nach der Elternzeit mit einer „Individualisierungsagentur“ selbstständig. Dort entwickelt sie für ihren Kunden individuelle Geschenke. Einzelstücke also, die besonders zur beschenkten Person passen. In dieser Zeit entstehen viele Ideen für eigene Produkte, die „viel zu schade für die Schublade waren“, blickt Kerstin zurück.
Das Material ist strapazierfähig und wasserdicht –
perfekt für Taschen.
Von der Idee bis zum fertigen Produkt: „Ein ständiger Lernprozess“
Eine dieser Ideen ist die für „Bag to life“. Die hatte Rank, als sie 2009 in den Urlaub fliegt. Als die Flugbegleiterin vor dem Abflug routinemäßig die Sicherheitsvorkehrungen vorführt, bleibt ihr Blick an den Rettungswesten hängen, die in dem Fall, dass das Flugzeug auf dem Wasser notlanden muss, zum Einsatz kommen. „Diese gelbe Weste hat mich unglaublich angesprochen mit ihrer Signalfarbe und den Piktogrammen, außerdem ist das Material perfekt für Taschen geeignet. Es ist leicht, sehr strapazierfähig und natürlich wasserdicht“, sagt sie. Also beginnt Kerstin, sich zu informieren, und nimmt Kontakt mit den Fluglinien auf. Um die Idee zu testen, stellt sie einen ersten Prototyp der Taschen auf einer Messe in Frankfurt aus und stößt auf großes Interesse. „Über 90 Prozent der Produktneueinführungen sind Flops, was einen Launch nicht einfach macht. Von Anfang an war der Fokus auf einer hochwertigen Qualität und Funktion, sodass sich „Bag to life“ mit jeder konventionellen Tasche messen kann, was bestimmt ein Grund auf der Messe war, dass ich das Gefühl hatte, dass die Idee funktionieren könnte“, erinnert sich die Gründerin.
Der nächste Schritt und einer der größten Herausforderungen auf dem Weg von der Idee bis zur fertigen Tasche ist, die Produktion auf die Beine zu stellen. In den ersten Jahren lässt Kerstin Rank die Taschen noch in ihrer Heimat Oberfranken produzieren, einer ehemaligen Hochburg der Textilindustrie. „Anfangs war das der richtige Weg“, berichtet sie, „aber es hat uns schnell an Personal gemangelt, da es sich hierzulande um aussterbende Berufe handelt. Schließlich wurde die Produktion in den vergangenen Jahren ins Ausland ausgelagert.“ Mitt-lerweile werden die Taschen von einer familiengeführten Näherei in Bosnien hergestellt, die auch auf die Arbeitsbedingungen ihrer Angestellten achtet. „Eine Marke auf den Markt zu bringen, ist ein ständiger Lernprozess“, sinniert Kerstin. „Vor allem in den ersten drei oder vier Jahren ging es oft einen Schritt nach vorne und dann wieder einen zurück.“
Selbst Biobaumwolle hat eine schlechtere Ökobilanz.
Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell
Weil das Material schon ein Vorleben hatte, bevor es zu Taschen verarbeitet wird, ist der ökologische Fußabdruck der Produkte sehr gering. „Selbst Biobaumwolle hat eine schlechte-re Ökobilanz, weil sie komplett neu gewonnen werden muss“, erklärt die 42-jährige. Weil die Taschen und Accessoires zusätzlich nur an einem einzigen Standort produziert werden, muss die Ware nicht von einer Produktionsstätte zur nächsten transportiert werden, wie es in der Textilbranche oft üblich ist. Auch das spart CO2.
Kerstin ist es wichtig zu betonen, dass es sich für sie bei den Rettungswesten nicht um Müll handelt, der nichts wert sei, sondern um ein wertvolles Material. „Nachhaltigkeit darf auch etwas wert sein“, sagt sie. Deshalb bezahlt ihre Firma den Fluggesellschaften auch eine Ge-bühr für jede Weste. Neben der Umwelt profitieren auch die Airlines davon, denn diese sparen dabei auch noch die Entsorgungsgebühr für Rettungswesten.
Aus den Rettungswesten, die normalerweise im Müll gelandet wären, entstehen dank „Bag to life“ im Jahr 20.000 neue Produkte, bereits 135 Tonnen Rettungswesten haben so ein neues Leben bekommen. Diese Art von Kreislauf, bei dem aus vermeintlichem Müll ein neues Produkt entsteht, wird auch „Upcycling“ genannt. Für Kerstin ist es eine Möglichkeit, unser aktuelles Wirtschaftssystem zukunftsfähig zu machen: „Gerade die Generation, die freitags auf die Straße geht, will neue, intelligente Lösungen, mit denen sie ihren Lebensstandard nicht aufgeben muss.“ Die Kreislaufwirtschaft sei eine Möglichkeit, um in Zukunft nicht auf Komfort verzichten zu müssen.
2017 erhielt „Bag to life“ den „German Brand Award“.
Trotz der einen oder anderen Herausforderungen blickt Kerstin Rank positiv auf die Geschichte von „Bag to life“ zurück. „Wenn man etwas macht, das es schon gibt, ist der Weg vielleicht absehbarer“, sagt sie. Besonders stolz ist Kerstin, dass ihre Marke im Jahr 2017 mit dem „German Brand Award“ ausgezeichnet wurde und auf eine Kollektion, die gemeinsam mit der Lufthansa entwickelt wurde.
In zehn Jahren ist das Sortiment von „Bag to life“ stetig gewachsen. So gibt es mittlerweile nicht nur Taschen aus Rettungswesten, sondern auch aus gebrauchten Sitzbezügen. Auch in Zukunft soll es neue Produkte geben, die vor allem praktisch sein sollen. Dabei will sich „Bag to life“ aber auch weiterhin auf seinem Markenkern treu bleiben und sich auf Materialien aus der Luftfahrt konzentrieren – ganz nach dem Motto: „Alles was mitfliegen darf, ist schlau konzipiert“.
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