Mit Musik aus aller Welt setzt die Dresdner Brassband „Banda Internationale“ ein Zeichen gegen rechte Hetze und für Toleranz. Ihr Ziel ist es, Brücken zu bauen. In diesem Jahr unterstützen sie erneut als Paten den entwicklungspolitischen Musikwettbewerb „Dein Song für EINE WELT!“. Was ihre Aufgabe dabei ist und welche Musikprojekte sie noch unterstützen, verrät Bandmitglied Michal im Interview mit SPIESSER-Autorin Katharina.
„Dein Song für EINE WELT!“ hat ja einen politischen Hintergrund und möchte junge Erwachsene dazu ermutigen, sich für eine bessere Welt stark zu machen. Auch ihr als Band seid politisch aktiv – gab es schon mal Widerstand gegen euer Projekt?
Michał: Ich bevorzuge es, auf das Positive, das wir erreicht haben zurückzublicken. Während Pegida in unserer Heimat Dresden aufkam, sind neben unserer Banda Internationale auch viele weitere großartige Projekte gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz entstanden.
„Banda Comunale“ ist eine Dresdner Brassband, die sich seit über 15 Jahren mit ihrer Musik politisch engagiert. Nachdem sie bereits zahlreiche Demonstrationen und Konzerte gegen die fremdenfeindliche Organisation PEGIDA organisiert haben, riefen sie schließlich das Projekt „Banda Internationale“ ins Leben.
Zunächst spielten sie in Erstaufnahmeeinrichtungen, später dann entwickelte sich daraus eine eigene Band gemeinsam mit geflüchteten Musikern. In ihrer Musik vereinen sie die Kulturen unterschiedlicher Länder und Völker. Das übergeordnete Ziel des zwanzig-köpfigen Kollektivs ist es, Brücken zu bauen, Toleranz zu schaffen und Vorurteile zu widerlegen. Mit diesem Konzept sind sie in diesem Jahr ein idealer Pate für den Song-Contest „Dein Song für EINE WELT!“.
Wie kann Musik einen Beitrag für mehr Integration und Toleranz leisten?
In der Musik sind Themen wie Leitkultur, fremd und heimisch eher banal. Jeder, der singt oder ein Instrument spielt, weiß, dass Musik überall Wurzeln hat und dass das eigene Instrument vielleicht nicht aus der eigenen Heimat stammt. Wenn man sich dessen bewusst wird, ist die Wertschätzung für Lebensweisen anderer Regionen viel größer. Deshalb kann ich jedem Kind und Erwachsenen nur raten, sich mit Instrumenten und Musik auseinanderzusetzen – dadurch nimmt man alles im Leben anders wahr und bekommt einen anderen Blick auf die Welt.
Durch Musik wächst die Bereitschaft, sich mit den Lebensweisen vermeintlich fremder Länder und Völker auseinanderzusetzen oder sich musikalisch mit anderen Kulturen zu befassen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man so auch mit Leuten ins Gespräch kommt, mit denen man sonst nie sprechen würde. Die Befürchtung, dass sich die eigene Kultur auflöst, wenn andere Menschen herkommen, ist totaler Blödsinn. Unsere Band beschäftigt sich viel mit Volksmusik, die die meisten Deutschen schon gar nicht mehr interessiert. Vor allem Neonazis wollen ja oft ihre Kultur bewahren, aber paradoxerweise haben sie die meist längst für sich selbst abgeschafft.
Wie versucht ihr konkret gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu steuern?
Neben unserer Banda Internationale, die in Flüchtlingsheimen und auf Stadtfesten auftritt, sind wir bei vielen weiteren Musikprojekten tätig. Regelmäßig besuchen wir Schulen in Sachsen, und musizieren für und mit den Kindern, um ihnen verschiedene Kulturen näherzubringen und Toleranz zu schaffen. Gemeinsam mit dem Ausländerrat Dresden e.V. bieten wir Workshops in Schulen und Freizeitangebote an, wie zum Beispiel einer Jugendband für unbegleitete Minderjährige. Bei unseren Angeboten für meist mittellose Kinder ist allerdings jeder willkommen. Unser Ziel ist es ja, Brücken zu bauen zwischen Menschen, die schon in Deutschland leben und denen, die neu dazu kommen. Eines der wohl schönsten Projekte ist das Kinderorchester Mosaik, bei dem mittellosen Kindern ein Instrument zur Verfügung gestellt wird. Man merkt einfach, dass die Kinder richtig Bock haben, ein Instrument zu lernen. Außerdem haben wir bei unseren Auftritten immer eine Spendenbox für verschiedene Hilfsprojekte dabei, wie beispielsweise für die Dresdner Seenotrettungsorganisation MISSION LIFELINE.
Ihr seid in diesem Jahr erneut Paten bei dem Wettbewerb „Dein Song für EINE WELT!“ Was unterscheidet den Contest von anderen?
Generell finde ich Projekte, bei denen Kinder sich präsentieren und kreativ werden können, großartig. Das schafft Verständnis untereinander, aber bringt auch Erwachsene und junge Menschen auf die gleiche Augenhöhe. Es sorgt dafür, dass gezeigt wird, wie viel Kinder auf dem Kasten haben und, dass man ihnen zuhören sollte. Erwachsene brauchen dringend ein Update darüber, wie die Zukunft tickt und was junge Leute beschäftigt. Denn junge Leute haben oft ganz andere Sorgen als die, die in der Politik besprochen und in der Öffentlichkeit ausgehandelt werden. Man darf nicht vergessen, wie groß und wichtig der Anteil an Kindern und jungen Menschen in unserer Gesellschaft ist.
Was ist eure Aufgabe als Pate bei dem Wettbewerb?
Natürlich sind wir dafür zuständig zu beraten, zu ermutigen und die Kandidaten anzufeuern. Am Ende können wir uns dann gemeinsam über das Ergebnis freuen. Aber wir bewerben den Contest auch ganz fleißig und animieren Leute, mitzumachen.
Hattet ihr bei euren Anfängen als Band auch Paten, die euch begleitet haben? Wie hat euch das damals geholfen?
Nicht wirklich, aber wir haben uns immer von den Menschen, die wir durch unsere Musik kennengelernt haben, inspiriert gefühlt. Oft haben wir in Flüchtlingsheimen gespielt, was sehr traurige Orte sein können, weil die Menschen dort nicht so richtig wissen, was mit ihnen als Nächstes passieren wird. Doch wenn wir dort gespielt haben, war für diese Menschen kurz alles gut. Ich würde uns zwar nicht direkt als Paten bezeichnen, aber wir holten die Flüchtlinge auf die Bühne, halfen ihnen, ein Teil von uns zu sein und in Deutschland anzukommen. Und das ist doch in etwa die Aufgabe eines Paten, oder? Also jemandem eine Orientierung zu sein.
Welche Tipps habt ihr für Bewerber bezüglich des Songwritings?
Schon öfters haben wir Songs umgeschrieben. Deswegen kann ich jedem nur den Tipp geben: Sucht euch Lieder und Künstler, die ihr mögt und überlegt, was genau euch an denen gefällt. Ihr könnt zu Anfang ruhig diese Details übernehmen. Beim Umdichten entstehen schon genug coole Ideen. Man muss das Rad nicht neu erfinden. Wir haben ein tolles kulturelles Erbe, an dem man sich ruhig bedienen kann.
Die Wettbewerbsteilnehmenden sollten eine plakative Botschaft formulieren, zum Beispiel ein, zwei klare Gedanken, die sie der Welt mitteilen wollen und diese musikalisch verpacken.
Warum lohnt es sich, an dem Wettbewerb teilzunehmen?
Meiner Meinung nach ist der größte Vorteil an diesem Contest, dass man seinen Song professionell im Tonstudio aufnehmen kann. Dabei bekommt man auch noch Unterstützung von Experten, die einem die Angst nehmen und viele Tipps geben können.
Neugierig geworden?
Dann mach mit! Wenn du zwischen 10 und 25 Jahren alt bist und der Welt etwas zu sagen hast, bist du genau richtig beim Song Contest „Dein Song für EINE WELT!“ Einsendeschluss für deinen Beitrag ist der 16. Juni 2021.
Der Wettbewerb gibt alle zwei Jahre Kindern und Jugendlichen in ganz Deutschland sowie in Ländern des Globalen Südens die Möglichkeit, einen eigenen Song zu schreiben, der sich mit entwicklungspolitischen Themen, wie z. B. Menschenrechten, dem Klimawandel, nachhaltigem Konsum oder Flucht und Migration auseinandersetzt.
Dich erwarten tolle Preise wie die Aufnahme deines Songs in einem professionellen Tonstudio oder Geldpreise. Wenn dir unsere Welt am Herzen liegt und du unbedingt etwas bewegen willst, dann reiche deinen Song bis zum 16. Juni ein! Alle Infos zur Teilnahme gibt’s hier: www.eineweltsong.de
Der Song Contest „Dein Song für EINE WELT!“ ist eine Begleitmaßnahme zum Schulwettbewerb zur Entwicklungspolitik und wird von Engagement Global gGmbH – Service für Entwicklungsinitiativen im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung durchgeführt.
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