Glamourös und trotzdem nachhaltig? Als Nachhaltigkeitsbotschafter*innen der renommiertesten Filmpreisverleihung Deutschlands werben die beiden Schauspieler*innen Maria Ehrich und Lucas Reiber für einen nachhaltigeren Umgang in der deutschen Filmbranche. Im Interview mit SPIEESER-Autor Daniel verraten beide, warum sie das Thema bewegt und wie nachhaltig es eigentlich am Filmset zugeht.
Was verbindet ihr persönlich mit dem Thema Nachhaltigkeit und welche Aspekte sind euch dabei ganz besonders wichtig?
Lucas: Damit verbinde ich mittlerweile Notwendigkeit. Seit ein paar Generationen wird ordentlich auf die Kacke gehauen und das hat Einfluss auf das Klima genommen. Daher müssen wir jetzt ran. Beim Thema Nachhaltigkeit geht es aber nicht nur um den Schutz des Klimas, sondern auch um soziale Dimensionen wie Inklusion und Diversität. All diese Themen interessieren uns als Botschafter*innen für Nachhaltigkeit und für den deutschen Film. Und das sind alles Themen, die uns auch privat interessieren und die wir möglichst weit streuen wollen, sodass die Menschen darauf aufmerksam werden.
Wie nachhaltig ist die deutsche Film- und Unterhaltungsbranche? Welche Erfahrungen habt ihr bereits am Set gemacht?
Maria: Es wird besser, aber es ist auch noch ein sehr weiter Weg. Früher wäre man für einen Dreh von Berlin nach München geflogen. Das machen wir in der Regel nicht mehr. Wir fahren dann Zug und darüber gibt es auch keine Debatten mehr. Gleichzeitig hat man als Außenstehender bei Filmen oft das Gefühl von Glamour. Da gibt es eben den Filmpreis, den roten Teppich und alles ist irgendwie Hochglanz. Aber wenn man arbeitet und dreht, dann ist es eben oft sehr „messy“ und es muss schnell gehen. Früher gab es viele Wegwerfprodukte. Doch langsam wandelt es sich dahin, dass man seine eigenen Sachen mitbringt. Das sind die kleinen Dinge, aber natürlich wollen wir da auch noch ein bisschen mehr gestalten.
Der Deutsche Filmpreis strebt dieses Jahr eine ISO-Zertifizierung für „Nachhaltiges Eventmanagement“ an. Hierfür seid ihr beide sowie Lea van Acken als Nachhaltigkeitsbotschafter*innen berufen worden. Was befähigt euch zu dieser Position?
Maria: Wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht, sind Lea, Lucas und ich auch privat sehr aktiv. Es wäre toll unseren Botschafter*innen-Kreis noch zu erweitern, weil so viele Kolleg*innen mit genauso viel Herzblut wie wir ein grüneres Filmemachen anstreben. Natürlich sind wir Autodidakt*innen in dem Bereich und lernen die Möglichkeiten, die wir haben, um etwas zu verändern, auf unserem Weg kennen. Ich denke aber, wenn man etwas anpackt, das einen wirklich interessiert, dann kann man da auch was bewegen.
Was sind denn eure Aufgaben als Botschafter*innen?
Lucas: Die frohe Botschaft nach draußen zu tragen. (lacht)
Wie Maria schon meinte, haben wir das nicht studiert. Aber es ist ein aufrichtiges Interesse vorhanden und dadurch ist es authentisch. Wir fangen jetzt an, gemeinsam mit der Produktion der Deutschen Filmakademie Pläne zu schmieden. So sind wir neben der Schauspielerei auch in diesem Team und wollen was verändern, Anregungen schaffen.
Seit wann spielt Nachhaltigkeit für euch im Leben eine Rolle? Bei welchen Entscheidungen schaut ihr auf Nachhaltigkeit?
Lucas: Grundsätzlich war das schon immer so - Wasser und Strom sparen, das Licht aus machen, wenn man den Raum verlässt - so bin ich groß geworden. Wir verschwenden keine Lebensmittel, es wird eher repariert als neu gekauft. Das sind die Basics, die seit meiner Kindheit bereits da sind. Danke, Mama und Papa! (lacht)
Der intensive Fokus darauf, hat sich erst später entwickelt. Vor fünf Jahren war das alles noch nicht ganz so präsent in meinem Leben.
Doch in den letzten Jahren wurde das Thema erst durch Fridays for Future richtig benannt. Und das mit klaren Fakten: Wo sind die Probleme? Was sagt die Wissenschaft? Man ist noch tiefer in das Thema eingetaucht. Und ich würde auch allen empfehlen: Seid ehrlich mit euch selbst. Das ist die Basis, von der man ausgehen sollte. Wo stehe ich eigentlich? Was weiß ich schon? Was ist mein Antrieb? Und dann möglichst ohne Druck und ganz ehrlich mit sich selbst, Stück für Stück etwas verändern.
Maria: Bei mir war das ähnlich. Da hat Papa rumgemeckert, wenn ich das Licht mal angelassen habe. Ich bin 2018 auf einer Weltreise gewesen und habe dort verschiedene Länder besucht und mit ganz vielen Leuten gesprochen und eine Dokumentation gedreht. Ich war zum Beispiel bei einem Schildkröten Rescue-Projekt. Wir haben täglich mehrere Schildkröten aus dem Wasser geholt, die in Plastik eingewickelt waren. Zu verstehen, wie sich das wie ein Schneeball auf die ganze Gesellschaft auswirkt - das sind alles Dinge, die kannst du nicht mehr aus dem Kopf wegradieren. Und so habe ich mir gedacht, dass ich bei der Arbeit versuchen muss, diese auch so nachhaltig wie möglich zu gestalten. So habe ich dann zum Beispiel auf Veranstaltungen nur noch nachhaltige Designerinnen herangezogen. Ich glaube, da gibt es so viele Ansatzpunkte, wo man wirklich rein grätschen kann und sagen kann: Jetzt, das ist unsere Zeit, wir müssen etwas verändern.
Text: Daniel Korenev Fotos: Tony Haupt Kamera & Schnitt: Paul Henschel
Redaktion: Frieda Rahn
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