Benni Over ist ein bemerkenswerter junger Mann. Er setzt sich von ganzem Herzen für die Rettung der vom Aussterben bedrohten Orang-Utans ein und das obwohl er wegen seiner Erkrankung an schleichendem Muskelschwund nur noch seine Finger bewegen kann und seit einem Herzstillstand im Dezember 2016 die meiste Zeit von einer Maschine beatmet wird. SPIESSER-Autorin Naomi hat mit ihm über seine Liebe zu den Menschenaffen und die Rettung des Regenwaldes gesprochen.
13. December 2019 - 09:18 SPIESSER-Autorin Blütenblatt.
Wann und wie wurde deine Leidenschaft für Orang-Utans geweckt?
Im Sommer 2014 als ich mit meinen Eltern den Berliner Zoo besuchte. Ich habe den ganzen Tag vor dem Orang-Utan-Gehege verbracht. Vor allem der kleine Bulan hatte es mir angetan. Als dieser mir am Gehege in die Augen schaute, da hat es Klick gemacht. Ich habe gespürt, dass Orang-Utans auch eine Seele haben und sie einem mit ihren Augen die Wahrheit sagen.
Die einjährige Mona auf Bennis Schoß
Orang-Utans werden als „akut vom Aussterben gefährdet“ eingestuft. Wie hast du davon erfahren?
Nach meinem Besuch im Berliner Zoo habe ich im Netz alles recherchiert, was es zu Orang-Utans gibt. Dort musste ich erfahren, dass Orang-Utans akut vom Aussterben bedroht sind, weil die Menschen den Lebensraum der Waldmenschen, den Regenwald, immer mehr zerstören. Jede Stunde wird Regenwald in der Größe von 200 Fußballfeldern gerodet; weltweit. Dies hat auch dramatische Folgen für das Klima, denn über 15% der weltweiten CO2-Emissionen werden durch die Regenwaldzerstörung verursacht. Palmöl spielt die größte Rolle bei der Bedrohung für die Orang-Utans, da ihr Lebensraum in erster Linie abgeholzt wird, um immer mehr Palmöl-Plantagen aufzubauen.
Gemeinsam mit dem Haus der Medienbildung hast du den Trickfilm „Henry rettet den Regenwald“ produziert, in dem Regenwald durch den Zusammenhalt der Menschen (und Tiere) gerettet wird. Glaubst du, das ist auch im echten Leben die Lösung, um die Rodungen zu stoppen?
Ja, dies sehe ich als (noch) einzige Hoffnung. Denn die Regierungen dieser Welt scheinen nicht in der Lage, Entscheidungen zu treffen, welche nicht nur den Regenwald retten, sondern auch die drohende Erderwärmung. Ein globaler, ordnungspolitischer Rahmen wäre sofort von Nöten – ist aber nicht in Sicht. Das Gegenteil ist der Fall.
Die Menschen aber können und müssen jetzt sehr wohl über ihr Konsumverhalten sowie über ihre Nachfragemacht Industrie, Wirtschaft und Politik zum Handeln zwingen. Dafür ist das Bewusstsein und die Kenntnis über die Zusammenhänge Voraussetzung. Ich möchte hier meinen Beitrag leisten, indem ich vor allem Kinder und Jugendliche in Veranstaltungen aufkläre und wachrüttele, um diese zu einer Umkehr im Konsumverhalten zu bewegen.
Cover Kinderbuch „Henry rettet den Regenwald“
Auch wenn du an der Erbkrankheit Muskeldystrophie Duchenne leidest, bist du nach Indonesien geflogen um Orang-Utans in freier Wildbahn zu sehen. Wie beeinflusst deine Erkrankung eine solche Reise? Und war sie die körperlichen Strapazen wert?
Für mich waren es keine Strapazen. Meine Familie und viele Helferinnen und Helfer vor Ort haben mich unterstützt, damit ich wirklich überall hin konnte: in die Orang-Utan-Camps, in den Dschungel, zu den einheimischen Menschen, in Schulen und vieles mehr.
Was war dein eindrücklichstes Erlebnis in Indonesien?
Neben den vielen direkten Begegnungen mit den Orang-Utans, haben mich vor allem die Menschen vor Ort beeindruckt und berührt. Wir waren in Schulen, in Familien, mit Aktivisten zusammen und wir waren sogar mitten im Dschungel – einem kleinen Dorf namens Tembak im westlichen Kalimantan. Auf dem Weg dorthin bin ich stundenlang durch kilometerlange Monokulturen mit Palmölplantagen gefahren. Darin ist kein Platz mehr für Orang-Utans und andere Tiere. Die Folgen der Abholzung wurden mir unmittelbar vor Augen geführt. Das macht Angst. Die Verantwortlichen der Rettungsorganisationen haben mich zum Botschafter für Orang-Utans ernannt und mir folgende Verantwortung mit auf den Weg gegeben: „Erzähle das alles in deiner Heimat. Die Menschen bei dir zu Hause sollen wissen, welche Folgen die Regenwaldzerstörung hat; nicht nur hier, sondern weltweit“. Diese Verantwortung habe ich von ganzem Herzen übernommen.
Wie sieht deine Arbeit als Botschafter der Orang-Utans aus?
Ich versuche weiterhin, die Medien für mein Anliegen zu gewinnen. Und dann sind wir vor allem in Bildungseinrichtungen von der Grundschule bis zur Uni mit Vorträgen unterwegs – in diesem Jahr werden wir rund 40 Vorträge gehalten haben. Die junge Generation zu erreichen, ist mir besonders wichtig. Denn Kinder und Jugendliche werden besonders von den Folgen der Regenwaldzerstörung und vom Klimawandel betroffen sein.
Ihr wollt Bennis Aktivismus unterstützen und mit ihm zusammen die Orang-Utans und den Regenwald retten? Seine Spendenkampagne zur Aufforstung des Regenwaldes und Infos dazu findet ihr hier: www.henry-rettet-den-regenwald.de
Du hast schon viel für die Orang-Utans getan. Welcher Erfolg hat dich am meisten gefreut?
Die größte Freude hatte ich, als ich den Orang-Utans in ihrer Heimat direkt begegnet bin. Diese Begegnungen haben mein Herz tief berührt. Über den größten Erfolg aber kann ich erst berichten, wenn die Regenwaldzerstörung gestoppt wird. Nur dann können die Orang-Utans (noch) gerettet werden.
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