Ezekiel Nikiema ist im afrikanischen Burkina Faso aufgewachsen, hat mit zehn Jahren sein erstes Instrument gebaut und beim „Eine Welt Song“-Contest mit seinem Lied „Die Rampensau singt eine Welt“ den Afrika-Sonderpreis gewonnen. SPIESSER-Redakteurin Vicky sprach mit dem 24-jährigen Studenten und Hobbymusiker über die Liebe zur Musik, die Probleme auf der Welt und Rampensäue.
25. December 2015 - 09:23 SPIESSER-Redakteurin MissFelsenheimer.
Eigentlich höre ich verschiedene Musik: afrikanische oder europäische, das ist wirklich gemischt. Mir gefällt auch traditionelle Musik oder moderne. Ich höre jede Musik, die ich auf meinem Weg finde.
Wann hast du das erste Mal Musik gemacht?
Genau kann ich das gar nicht sagen. Aber ich erinnere mich noch daran, dass ich mit zehn Jahren meine erste Gitarre aus leeren Boxen und Fahrradkabeln gebaut habe. Auf der habe ich dann gespielt und dazu gesungen. Ich habe auch die leeren Verpackungen von Fertiggerichten genommen und mir daraus Percussion-Instrumente gebaut. Irgendwann haben mich Leute aus unserem Viertel zu sich nach Hause eingeladen, um ihnen etwas vorzuspielen. Sie haben mich dazu ermutigt, weiterzumachen.
Du hast dir also das Spielen selbst beigebracht?
Nee, eigentlich komme ich aus einer Trommlerfamilie. Wir trommeln immer während der Zeremonien in unserem Dorf, zum Beispiel beim Erntefest.
Dein Song heißt „Die Rampensau singt eine Welt“. Was ist für dich eine Rampensau und würdest du dich selbst so bezeichnen?
Eine Rampensau ist jemand, der sich bewegt, Energie hat, immer auf Achse ist und auf der Bühne alles gibt. Wenn ich auf der Bühne stehe, lebe ich wirklich und hole alles aus mir heraus.
Welche Botschaft möchtest du mit deinem Song vermitteln?
Wie eine Rampensau immer volle Energie zu geben, ist für mich auch das Thema des Wettbewerbs. Um die Probleme auf dieser Welt lösen zu können, darf man nicht schlafen, sondern muss sich stark machen. Nur so kommen wir zu guten Ergebnissen. Krieg, Hunger, Armut – die Liste der Probleme ist wirklich lang. Um diesen Kampf zu gewinnen, müssen wir alle eine Rampensau sein, sonst bleibt alles nur eine Utopie.
Ich habe mir gesagt, dass das eine Gelegenheit ist, um mich weltweit bekannt zu machen. Ich bin schon lange Musiker und habe schon in Frankreich, Österreich und Deutschland gespielt. Aber mein Weg ist noch nicht zu Ende. Mein Ziel ist es, mit der Musik weiterzumachen und damit Geld zu verdienen. Ich habe mir gesagt: Ich muss diese Gelegenheit ergreifen. Ich habe extra meinen Flug verschoben, um eher in Burkina Faso anzukommen und mein Lied aufnehmen zu können. Außerdem wollte ich den Kindern aus meiner Heimat eine Stimme in der Welt geben und auf Probleme wie Beschneidung, Hunger und Armut aufmerksam machen.
Wie lange hat es vom Songschreiben bis zur fertigen Aufnahme gedauert?
Ich glaube, ich habe Mitte Mai meine Zusage bekommen und direkt angefangen, das Lied zu schreiben. Ich habe Ideen gesammelt und irgendwann stand meine Melodie. Danach habe ich meine Akustikgitarre genommen und versucht, den Text mit der Melodie zu vereinbaren. Als ich fertig war, habe ich es einem Freund geschickt.
Weil ich keine anderen Musiker in meine Teilnahme einbeziehen durfte, habe ich mir gesagt, dann mache ich eben alles alleine. Das war für mich kein Problem, da ich viele Instrumente spielen kann. Als ich in Burkina Faso ankam, bin ich direkt am nächsten Tag ins Studio und habe alles aufgenommen.
Auf der Bühne gubt Ezekiel alles und
spielt mit dem Publikum.
Gibt es ein Instrument, das du am liebsten spielst?
Ja, ich spiele gern Percussion-Instrumente. Also was mit schnellen Schlägen, zum Beispiel Schlagzeug oder Bendre – das ist ein traditionelles afrikanisches Instrument.
Was willst du mit deiner Gewinnprämie von 3.000 Euro anstellen?
Ich möchte mir Mühe geben, dass ein Projekt von mir wirklich entstehen kann. Konkret geht es um ein Projekt, dass Schulen bauen soll und das ich mit einem Verein ins Leben gerufen habe. Es soll Kindern in meiner Heimat Burkina Faso die Möglichkeit geben, eine Schule zu besuchen und dort Lesen und Schreiben zu lernen – egal, wie alt sie sind. So sollen sie später unabhängig sein. Und ich hoffe, dass damit die 3.000 Euro gut angelegt sind.
Interview: Victoria Gütter
Foto: Jule Roehr
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