Dragon Ball, Naruto oder OnePiece: Mit Mangas ist so gut wie jeder von uns aufgewachsen. Und einige wollen selbst einmal als erfolgreicher Mangaka, also Mangazeichner, arbeiten. SPIESSER-Redakteurin Vicky hat mit der deutschen Mangaka Kamineo über das Zeichnen, den perfekten Manga und Arschtritte gesprochen.
19. May 2016 - 10:40 SPIESSER-Redakteurin MissFelsenheimer.
Am 14. Mai ist wieder Gratis Comic Tag. An diesem Tag wird auch dein Manga „Lupus in Fabula“ verteilt. Worum geht's und warum machst du bei diesem Event mit?
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Du zeichnest unter dem Namen Kamineo. Was hat er zu bedeuten?
Das ist ein sehr, sehr alter Name, den ich früher mal hatte und bis heute behalten habe. Er hat also keine besonders kreative Bedeutung (lacht).
Wann hast du mit dem Mangazeichnen angefangen und warum?
Puh, das ist schon einige Jahre her. Mangas als Geschichten zu zeichnen, war ursprünglich gar nicht meine Idee. Eine Freundin von mir hat selbst Geschichten geschrieben und mich irgendwann gefragt, ob ich nicht mal was von ihr umsetzen wollen würde. Das habe ich dann gemacht. Das fertige Stück haben wir promotet, an Verlage geschickt und daraus wurde dann ein Selbstläufer.
Und wie hast du das Zeichnen gelernt?
Das habe ich mir komplett selbst beigebracht. Ich habe zwar auch Kunst studiert, aber das ist etwas völlig anderes.
Aber wie bringt man sich selbst das Zeichnen bei?
Mittlerweile gibt es sehr viele gute Bücher dafür und auch Kurse und Workshops, die bei Conventions oder in einzelnen Städten angeboten werden. Da kann man gut erste Erfahrungen sammeln. Und dann heißt es üben, üben, üben.
Stichwort üben: Wie lange sitzt du selbst an einem Manga?
Das kann eine Sache von zwei, drei Stunden sein, sich aber auch über Wochen und Monate hinziehen. Einen hundertprozentigen Grad der Zufriedenheit erreicht man eh nicht, denn es gibt immer etwas, das einen hinterher stört. Mein Anspruch ist es auch, mich ständig weiterzuentwickeln.
Wenn du einen Manga zeichnest, hast du auch einen bestimmten Ablauf?
Bei Mangas muss ich erst überlegen, wo will ich hin, welche Story und Charaktere habe ich. Und dann arbeite ich das ab. Das heißt, ich plane wie viele Bänder und Seiten ich habe und das wird dann bis auf die einzelnen Panel heruntergerechnet. Die Panel dürfen nicht ineinander verschwimmen, da der Leser sonst den Faden verliert und nicht mehr weiß, wo welche Sprechblase hingehört. Es ist also sehr viel Theorie und hat nichts mit dem praktischen Zeichnen zu tun. Bei den einzelnen Bildern fange ich mit dem groben Layout mit Strichmännchen und Farbklecksen an, gehe danach zu Skizzen über, bevor ich am Rechner loszeichne.
Ich habe beim Verlag auch noch eine Redakteurin, die in jeden Schritt involviert ist. Sie bekommt erst den groben Storyablauf und Inhalt pro Band. So kann sie schauen, ob alles logisch ist und das Storytelling aufgeht. Das Layout bekommt sie im nächsten Schritt, um zu prüfen, ob der Lesefluss da ist und funktioniert. In der kompletten Ausarbeitung schaut sie auch immer mal wieder drüber, kontrolliert die Texte und macht Verbesserungsvorschläge. Man muss den Leser bei der Stange halten, unterhalten und nicht auf halber Strecke verlieren.
Woher nimmst du die Ideen für deine Zeichnungen?
Die kommen spontan. Der Anstoß ist meist eine winzig kleine Idee, die ich mir aufschreibe. Und irgendwann setze ich mich wieder dran bis ich merke, dass ich etwas daraus machen könnte. Das dauert meist sehr lange, aber am Ende entsteht aus einer Zettelwirtschaft eine fertige Geschichte.
Kamineo
Kamineo, die im wahren Leben Jessica heißt, lebt in Leverkusen und zeichnet seit gut sechs Jahren für deutsche Comicverlage ihre Mangas. Einen Namen machte sie sich mit „Beware of the Dog“, der „Alpha2“-Reihe und aktuell mit „Lupus in Fabula“, der in drei Bänden erschienen ist. Nebenbei hat sie Biologie und Kunst auf Lehramt studiert und arbeitet mittlerweile in einem Labor.
Gibt es bestimmte Themen, die in deinen Mangas vorkommen?
Theoretisch bin ich nicht eingegrenzt. Den leichten Fanatsy-Touch mag ich sehr gern, aber nur Fanatsy würde ich nicht zeichnen wollen. Ich brauche immer den Bezug zum aktuellen Zeitgeschehen.
Was zeichnet einen guten Mangaka aus?
In erster Linie Kreativität und Belastungsvermögen. Man muss viele Seiten in relativ kurzer Zeit schaffen. Man kann auch lange daran arbeiten, aber dann verliert man die Bindung zur Community. Ich poste zwischendurch auch Zeichnungen auf Facebook, um die Fans mit neuem Stoff zu füttern. Und man darf nicht vergessen, dass viele nebenbei noch zur Schule gehen, studieren oder arbeiten. Wenn man das Magazeichnen als Berufswunsch hat, sollte man sich auch selbst in den Arsch treten können.
Was ist dein Plan B, falls es mit dem Mangazeichnen nicht mehr klappt?
Eventuell Vollzeit im Labor arbeiten oder vielleicht auch als etwas ganz anderes. Im Moment mache ich nebenbei noch Illustrationen. Ich halte mir das relativ offen und bin zufrieden, wo ich gerade bin.
Was würdest du jungen Menschen mit auf den Weg geben, die selbst als Mangaka durchstarten wollen?
Auf jeden Fall erst einmal üben, da kommt man nicht Drumherum, und durchhalten. Das ist ganz wichtig, auch wenn man zwischendurch Phasen hat, in denen man sich nicht gut findet. Aber das ist alles Ansichtssache. Einfach dranbleiben, durchbeißen und schauen, was passiert.
Interview: Victoria Gütter
Teaser-Foto: Flickr-User Antonio Tajuelo(CC BY 2.0), beschnitten
Foto: privat
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