Mach dein Ding!

Nonsens zum Nachdenken

Comedian und Poetry Slammer Jan Philipp Zymny tourt derzeit mit seinem Soloprogramm „How to human?“ durch ganz Deutschland. Bis Mai 2019 stehen noch zahlreiche Auftritte an. SPIESSER-Redakteurin Polina hat mit dem gebürtigen Wuppertaler über Bedürfnisse, Entzugserscheinungen und seine Heimat gesprochen.

06. December 2018 - 12:58
SPIESSER-Autorin Individuot.
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Individuot Offline
Beigetreten: 01.07.2014

Jan Philipp, Wie läuft die Tour bisher?

Ich bin absolut zufrieden und sehr sehr glücklich. Und auch sehr dankbar!

Du hast ja Termine bis in den Mai nächsten Jahres, teilweise fünf Auftritte hintereinander für die du quer durchs Land fährst. Wie machst du das? Und hängen einem die Witze nicht irgendwann zum Hals raus?

Ich brauche kontinuierlich etwas zu tun und muss kontinuierlich auftreten, damit ich nicht in Langeweile versinke. Mehr als zehn bis zwölf Auftritte im Monat werden es bei mir aber auch nicht und habe zwei Drittel des Monats zum Runterkommen – das ist eine Balance, die für mich ganz gut funktioniert. In der Sommerpause kriege ich dann Entzugserscheinungen, versuche mich abzulenken und habe verrückte Projekte und neue Hobbies. Letzten Sommer bin ich zum Beispiel – (lacht) das ist eigentlich ein bisschen peinlich – in den Modellbau abgedriftet. Das fand ich faszinierend.

Zu deiner zweiten Frage: Ich habe in meinem Programm immer Raum für Improvisation und halte mich nie streng an einen Ablauf. So kommt Abwechslung rein. Ich schweife mal ab oder lese einen anderen, neuen Text vor. Das Publikum ist ebenfalls an jedem Abend anders und eine neue Situation und Herausforderung.

„How to human?“ ist dein drittes Soloprogramm. Wie haben sich deine Programme verändert?

Über die drei Soloprogramme, die es mittlerweile gibt, ist es kontrollierter geworden. Das erste Programm war noch wirklich Chaos, wilder Unsinn. Mittlerweile gibt es einen roten Faden, eine Dramaturgie, einen Gedanken, dem man durch die ganze Show folgen kann. Es ist immer noch sehr viel Nonsens und Unsinn und Quatsch, aber es ist stringenter und nachdenklicher geworden.

Du hast ja auch ein paar Bücher rausgebracht – bist du eher Autor oder eher Comedian?
Es bewegt sich alles irgendwie dazwischen und lässt sich nicht eindeutig kategorisieren. Ich will mich da gar nicht einordnen und mir gefällt die Mischung aus Autorentum, Comedy und Poetry Slam.

Wie kam es überhaupt dazu? Wann hast du entdeckt, dass du Poetry Slam machen und Bücher schreiben kannst und willst?

Ich weiß gar nicht, ob ich das selbst entdeckt hab. Ich habe, seit ich schreiben konnte, Geschichten aufgeschrieben und mir immer viel Quatsch ausgedacht. Das hat sich so durchgezogen und so mit 17 bin ich zufällig auf Poetry Slam gestoßen und dachte mir: „Och, guck mal, man kann mit den albernen Geschichten ja auch auftreten. Da probiere ich das mal aus.“ Damit fing ich an und habe das als Therapie gegen Langeweile für mich gemacht. Das war ein Bedürfnis, das in mir drin war und das ich so ausleben konnte.

Dass ich das anscheinend kann, haben dann die Leute entschieden. Mein erstes Buch kam ja zwei Jahre nach meinem ersten Auftritt und das war gar nicht meine Idee, sondern die Leute kamen nach den Shows auf mich zu und fragten, ob ich nicht ein Buch hätte. So bin ich Stück für Stück da irgendwie reingerutscht und mittlerweile kann ich mir gar nicht anderes vorstellen.

Kamen nicht irgendwann deine Eltern auf dich zu und meinten: Junge mach mal was Vernünftiges?

Tatsächlich haben meine Eltern das nie gesagt, weil ich sie und zugegebenermaßen auch mich selbst jahrelang getäuscht habe. Neben meinen Auftritten habe ich ja ganz normal mein Abi gemacht und angefangen zu studieren. Das ist Stück für Stück immer mehr und größer geworden und ich konnte mir lange einreden, dass ich Physiker werde. Mein Studium habe ich letztes Jahr erst auf Eis gelegt und mittlerweile sieht es ganz gut aus, dass ich das als Beruf ausüben kann.

Meine Eltern hätte aber so oder so nichts dagegen gesagt. Die sind eher von dem Schlag: Hauptsache der Junge ist glücklich. Was er genau macht, ist zweitrangig.


Weitere Infos zum Programm und zu Jan Philipp
Zymny findet ihr auf www.zymny.tv
Wie würdest du das ideale Publikum für dein Programm beschreiben?

Das ideale Publikum für mich und dieses Programm hat keine Beschränkung was Alter oder Geschlecht oder so angeht. Das Einzige, was ich mir von dem Publikum wünsche, ist, dass sie Lust auf Surreales und auf Nonsens haben über den ersten Moment des Unsinns aber bereit sind, hinauszugehen und sich damit auseinanderzusetzen, was ich da sage.

Du kommst aus Wuppertal – Glaubst du deine Heimat hat etwas damit zu tun, dass du nachdenklichen Nonsens auf den Bühnen dieses Landes erzählst?

Es gibt ja einige Künstlerinnen und Künstler, die aus Wuppertal kommen und in die Richtung gehen, deswegen kann ich deine Frage verstehen. Ich vermute, das ist so wie in den 90er in Seattle mit dem Grunge. Ich glaube, wenn man so eine Stadt hat, in der es viel regnet – und das ist in Wuppertal wie in Seattle der Fall – dann müssen die Leute irgendwas mit sich anfangen. Wenn du nicht rausgehen kannst, dann musst du was machen und das Ganze mit Humor nehmen.

„How to human?“-Tour 2018/19
So, 09.12. | Nürnberg | Burgtheater                           Di, 26.03. | Hannover | Faust
Mo, 10.12. | Marburg | KFZ                                    Mi, 27.03. | Hannover | Faust
Di, 11.12. | Kaiserslautern | Kammgarn                          Do, 28.03. | Erlangen | E-Werk
Mi, 19.12. | Hagen | Pelmke                          Fr, 29.03. | München | Lustspielhaus
Do, 20.12. | Hagen | Pelmke                                                         April 2019
Fr, 21.12. | Köln | Comedia                       Fr, 05.04. | Mannheim | Alte Feuerwache
Fr, 28.12. | Frankfurt | Die Käs                              Sa, 06.04. | Freiburg | Vorderhaus
Sa, 29.12. | Frankfurt | Die Käs                                   Fr, 12.04. | Bonn | Pantheon
Januar 2019                                     So, 14.04.| Köln | Bürgerhaus Stollwerk
So, 13.01. | Bremen | Kuba                         Di, 16.04. | Saarbrücken | Camera Zwo
Di, 15.01. | Berlin | Heimathafen                         Mi., 17.04. | Trier | Mergener Hof
Mi, 16.01. | Magdeburg | Theater Grüne Zitadelle         Do, 25.04. | Duisburg | Grammatikoff
Do, 17.01. | Hamburg | Mojo                                                        Mai 2019
Fr, 18.01.| Leer | Zollhaus                               Do, 02.05.| Osnabrück | Lagerhalle
So, 20.01. | Stuttgart | Thaterhaus                          Mo, 06.05. |Oldenburg | Unikum
Februar 2019                                         Di, 07.05. | Göttingen | Café Central
Mi, 13.02. | Aachen | Musikbunker                     Mi., 08.05. | Braunschweig | Brunsviga
Do, 17.02. | Bielefeld | Theaterhaus im Tor 6           Do, 09.05. | Kiel | Studio Filmtheater
Mi, 20.02. | Krefeld | Kulturfabrik                               Fr, 10.05. | Flensburg | Kühlhaus
Do, 21.02. | Solingen |Cobra                          So, 11.05. | Lüneburg | Salon Hansen
Fr, 22.02. | Gevelsberg | Film-riss    Do, 23.05. | Mönchengladbach | Theater Gründungshaus
März 2019                                              Fr, 24.05. | Schwerte | Rohrmeisterei
Di, 05.03. | Paderborn | Kulturwerkstatt
Do, 07.03. | Bochum | Bahnhof Langendreer
Fr, 08.03. | Moers | Bollwerk107                         

 

Text: Polina Boyko
Bildmaterial: zymny.tv

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