Mach dein Ding!

„Mode ist mein Sprachrohr“

Exzentrisch, nachdenklich, stilbewusst. Modeblogger Riccardo Simonetti lässt sich mit vielen Worten beschreiben. SPIESSER-Autor Marlon sprach mit ihm über das Bloggen, Blumenkränze und seine Ziele für die Zukunft.

12. September 2015 - 10:45
SPIESSER-Autor MarlonJungjohann.
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MarlonJungjohann Offline
Beigetreten: 11.06.2014

Riccardo, du bist als Modeblogger bekannt. Was trägst du derzeit am liebsten und warum?

In meinem Kleiderschrank gibt es viel und ich habe schon immer alles gehortet, was mir gefallen hat. Ganz vorne dabei sind Lederjacken. Gerade trage ich die am liebsten zu hellen, ausgewaschene Jeans, die man in den 90ern getragen hat.

Wann kam bei dir das erste Mal die Idee auf, einen Modeblog zu starten?

Das war mit 17, 18 Jahren, als ich beim Radio gearbeitet habe. Ich habe damals eine Radiosendung moderiert und in der Woche ein paar Beiträge geschrieben und produziert. Zu Abizeiten habe ich das Ganze an den Nagel gehängt. Wöchentlich etwas zu schreiben, hat mir sofort gefehlt. So kam ich auf die Idee, ich könnte einen Blog machen! Damals war das Bloggen noch nicht aktuell. Ich war der Einzige in meiner Schule, der das gemacht hat. Deswegen habe ich mich von Tag eins an total motiviert und erfolgreich gefühlt.


Riccardo durfte auch schon auf der Berliner Fashionweek
laufen. Hier für das Label SADAK
Welche Erwartungen hattest du zu Beginn an dich und an deinen Blog?

Ich wollte schon immer Teil der Popkultur sein. Als ich meinen Blog gegründet habe, habe ich schon zehn Jahre lang Schauspielunterricht gehabt, war beim Radio und habe fürs Fernsehen gedreht. Ich wollte auf meinen Blog meinen Werdegang dokumentieren und meine Meinung zu bestimmten Sachen äußern. Ich hätte nie gedacht, dass er mir letztendlich einen Fuß in diese Welt bringt. Und als ich dann aufgrund meines Blogs zu Events eingeladen oder von Magazinen interviewt wurde, habe ich gemerkt, dass ich damit etwas erreichen kann. Es fühlt sich toll an. Aber am Ziel bin ich noch lange nicht.

Was macht Mode für dich aus?

Mode ist für mich die Sprache, die spricht, bevor wir überhaupt unseren Mund öffnen. Wir können mit unserem Outfit Zeichen setzen und es für uns sprechen lassen. Und deswegen hat mich Mode fasziniert, weil es mein Sprachrohr war.

Was braucht ein erfolgreicher Blog in deinen Augen?

Authentizität und Persönlichkeit. Die Leute, die früher einen Blog gegründet haben, sind mit ihrem Stil angeeckt und wollten sich dadurch einen kleinen Freiraum schaffen, in dem sie zelebrieren konnten, wer sie sind und was sie tragen. Mittlerweile sieht die Bloggerszene leider sehr monoton aus. Ich fände es schöner, wenn die Leute mehr auf Persönlichkeit setzen und zeigen würden, dass sie etwas im Kopf haben und dass sie ein eigenes Stilgefühl entwickelt haben. Denn alles andere gibt es schon tausendmal.

Dein Markenzeichen ist der Blumenkranz. Du hast gerade für „Dirndl Liebe“ eine Blumenkranzkollektion entworfen. Was machen solche Zusammenarbeiten für dich aus?

Solche Arbeiten entstehen über ein längeres Netzwerk, das man sich aufbaut. Wenn ich mehr von einer bestimmten Sache wollte, habe ich darüber geschrieben. Ich habe meine Blumenkränze selber gebastelt und Sarah von „Dirndl Liebe“ hat mich mit Blumenkränzen ausgestattet. Das war ziemlich cool, weil mein Blumenkranz eine tiefe Bedeutung hat. Ich wurde am ersten Abend, an dem ich den Kranz getragen habe, verprügelt. Seitdem trage ich ihn. Und dann habe ich vorgeschlagen, dass wir eine Kollektion daraus machen könnten. Daraus ist diese Idee entstanden.

Bekommst du auch manchmal Klamotten von Labels geschickt?

Mit seinem Style sorgt Riccardo für Aufmerksamkeit. Hier vor
der Linse Streetstyle Fotograf David Nyanzi in London.

Eine Marke überlegt sich genau, wem sie was schickt. Es ist logisch, dass man jemanden, der die ganze Zeit unterwegs ist, jeden Tag neue Leute kennenlernt und eine Reichweite von über 100.000 Menschen in der Woche hat, eher ausstattet, als jemanden, der heute seinen Blog gegründet hat und morgen vielleicht wieder aufhört. Es ist super viel Arbeit und jedes Teil zu bekommen, bringt Verantwortung mit sich. Deswegen habe ich schon immer gesagt, dass ich nur Sachen auswähle und mit Marken zusammenarbeite, die mir auch gefallen. Ich bin kein Fan von diesem Überfluss.

 

Welchen Einfluss, denkst du, haben Modeblogger in der Modewelt?

Die meisten Menschen denken, dass Blogger nur im Internet stattfinden und eine bestimmte Zielgruppe erreichen. Aber gerade in der heutigen Zeit verändert sich das. Meine Mutter, die nicht besonders internetaffin ist, guckt sich Blogs an und lässt sich immer wieder inspirieren. Ich glaube, dass das Geheimnis vom Bloggen immer war, dass es Authentizität verkörpert und Stile zeigt, die man nicht auf jedem Laufsteg sieht. Darum glaube ich, dass es einen großen Einfluss hat, nicht nur auf die Modewelt, sondern auf die ganze Konsumindustrie. Man baut sich ja als Blogger nicht nur einen Blog auf, sondern sich auch als eigene Marke.

Welche Ratschläge kannst du jungen Leuten geben, die selber über Mode bloggen wollen?
Riccardo Simonetti
Der 22-jährige ist derzeit einer der erfolgreichsten Modeblogger Deutschlands. Während andere studieren, zeigt er auf seinem Blog „The fabulous life of Ricci“ seine Styles, berichtet von Events wie der Fashionweek als Zuschauer wie als Model, und teilt seine Gedanken über Mode und die Gesellschaft mit tausenden Fans.

Ich kann ihnen nur raten, anzufangen. Ich kriege so viele Mails, in denen ich um Tipps gebeten werde. Ich denke mir dann: „Mach doch einfach. Ich habe doch auch einfach gemacht. Versuche, dein Bestes zu geben und habe keine Angst davor, zu zeigen, wer du wirklich bist.“ Wenn du einen Blog gründest, aber dich eigentlich nicht gerne selbst darstellst, dann ist es nicht das Richtige für dich.

Du bist sehr erfolgreich, arbeitest mit Unternehmen zusammen, läufst als Model auf der Fashionweek. Wo soll dein Weg noch hingehen?

Es fühlt sich toll an, so viel machen zu dürfen und ich bin dankbar für jedes Projekt, das ich machen darf und jeden Menschen, der mich unterstützt. Ich bin in der Lage, so ein Leben zu führen, wie ich es immer führen wollte. Aber ich bin noch lange nicht angekommen. Ich will auf jeden Fall viel im Bereich Moderation und Fernsehen machen. Ich will ein Buch schreiben, aber auch als Model vor der Kamera stehen oder laufen und mein komplettes kreatives Potential ausschöpfen. Ich möchte wieder in den schauspielerischen Bereich gehen. Ich habe fünfzehn Jahre lang Theater gespielt und würde gerne in Richtung Film gehen. Das sind so viele Ziele, die noch offen sind, für die es viel zu viel Spaß macht, dran zu arbeiten.

 

Interview: Marlon Jungjohann
Fotos: Martina Cyman, Christian Hasselbusch und David Nyanzi

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