Mach dein Ding!

GoButler: easy, peasy, lemon squeezy?

„Ich bin Batman! Oder zumindest James Bond...“, schießt es mir durch den Kopf, als ich meine erste Anfrage an GoButler raus schicke. GoButler ist ein nagelneuer Assistentservice und SMS-Dienst, der sich um alles kümmern soll, wofür ich keine Zeit oder worauf ich keine Lust habe. Im Gespräch mit Navid Hadzaad, einem der Mitgründer, erfahre ich, was sich hinter dem Dienst verbirgt.

11. June 2015 - 14:21
SPIESSER-Autorin Individuot.
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Beigetreten: 01.07.2014

Die Anmeldung ist vermutlich noch das Aufwändigste an dem Service: Ich trage auf www.gobutlernow.de meine Emailadresse ein und lehne mich zurück. Jetzt heißt es abwarten und Emails checken. Ein paar Tage später wird mir eine Handynummer zugeschickt, die ab jetzt mein Alfred und meine Miss Moneypenny in einem ist. GoButler kümmert sich um meine kleinsten Wehwehchen und ich muss keinen Finger krümmen. Naja, nur so weit, um eine SMS zu tippen. Sei es eine Auskunft oder eine Essensbestellung, um alles kümmert sich mein GoButler ruckizucki und zu jeder Tageszeit. Klingt ganz nice, oder?


Mitgründer Navid Hadzaad will unser Leben leichter
machen. Foto: GoButler/Claudius Pflug.

Mit zwei ehemaligen Kollegen, Maximilian Deilmann und Jens Urbaniak, gründete Navid Hadzaad den Service, der das Leben leichter machen soll und seit dem 6. März auf dem Markt ist. Dass sie damit einen Nerv erwischt haben, zeigt sich an dem rasanten Erfolg und den steigenden Zahlen von Anfragen und Usern. 50.000 Nutzer hat der Assistentservice nach eigener Aussage derzeit. „Wir möchten unseren Nutzern das Leben erleichtern und Zeit ersparen. Wir sehen uns als Meta-Aggregator über den Zugang zu allen Produkten und Dienstleistungen – online und offline. Die Leute werden nicht immer fauler, aber die Zeit wird immer wertvoller – das Leben wird immer stressiger, vor allem in den Großstädten, jeder will alles Mögliche outsourcen. Ein Service, der dir alltägliche Dinge wie zum Beispiel die Pizza-Bestellung abnimmt, trifft extrem den Puls der Zeit“, kommentiert Navid den Erfolg von GoButler.

Charmant und hilfsbereit

Ich muss mich erst einmal daran gewöhnen, dass ich nicht selbst im Internet stöbern muss, wenn ich eine Info brauche, sondern ganz einfach und fix eine SMS schreiben kann. Innerhalb von 15 Minuten soll jede Anfrage bearbeitet werden und in meinem Fall wird dieses zeitliche Limit auch jedes Mal eingehalten. Ein russischsprachiger Allgemeinarzt in der Dresdner Neustadt? Zwei Straßenecken weiter. Ein Fahrrad ausleihen am Sonntag? Klar, gibt’s da eine Möglichkeit. Achso, und ich hätte gern einen Burger mit Pommes und Salat zum Tatort. „Sehr gerne. Kann ich sonst noch etwas für Dich tun?“ Überaus charmant ist meine virtuelle Miss Moneypenny. Aber ist GoButler auch nützlich oder fällt der Dienst eher in die Kategorie „Dinge, die die Welt nicht braucht“?


Auch in peinlichen Situationen ist GoButler
ein Freund und Helfer. Foto: GoButler

Laut Navid bin ich eine typische Userin von GoButler: ich bin zwischen 19 und 30 Jahre alt und lebe in einer Großstadt. Außerdem sind 40 Prozent der Nutzer weiblich. Durchschnittlich  zwei Mal die Woche greifen User auf GoButler zurück – es sei also nicht nur eine PR-Geschichte, in die Joko Winterscheidt irgendwie verwickelt ist, sondern ein Service, den die Menschen tatsächlich regelmäßig nutzten. Zu diesen regelmäßigen Nutzern gehört auch Joko selbst, der alles andere als nur ein Werbegesicht ist: „Joko ist einer unserer Mitgründer und unterstützt uns enorm. PR- und Marketingthemen fallen in seinen Aufgabenbereich – hier ist er auch sehr kreativ“, erzählt Navid.

Wer genau ist mein Butler?

Auffällig bei GoButler ist auch die Einfachheit der Sprache. Ich kann meine SMS formulieren, wie ich sie auch an Freunde schicken würde und ich werde verstanden. Dies liegt daran, dass  die Anfragen größtenteils von Menschen beantwortet werden, die im Berliner Büro des Unternehmens in drei Schichten arbeiten und in Teams verschieden Kategorien abdecken: Food, Reisen, alles Mögliche. „Der Großteil der Anfragen wird automatisch zugeteilt – wenn jemand „Pizza“ schreibt, dann geht die Anfrage zu unserem Food-Team. Auch einige Antworten sind mittlerweile automatisiert“, erklärt Navid. In Berlin sind es derzeit noch mehr Mitarbeiter als im weltweiten Hauptbüro in New York aber Navid erwartet, dass sich das in den nächsten Monaten ändern wird.

Reise sei dabei der Bereich, in dem auch Mitarbeiter mit entsprechenden Qualifikationen und Erfahrungen in dem Bereich tätig sind. „In anderen Bereichen klappt das auch nach einer einführenden Schulung und die Leute lernen on the job, wie unser Business funktioniert. Generell brauchen wir einfach gute Leute – wir suchen auch immer wieder neue Mitarbeiter, die kommunikationsstark sind. Es ist ein tolles Team und macht auch super Spaß“, erzählt Navid hörbar begeistert.


Das Gründerteam: Max, Jens, Joko, Navid.
Foto: GoButler/ Claudius Pflug.

Ich finde die Vorstellung ein bisschen komisch, dass da in Berlin Menschen sitzen, die sich um Dinge kümmern, die ich auch selbst erledigen könnte. Irgendwie passt das nicht in meine Alles-selbst-machen-Lebensphilosophie, aber bequem ist es allemal. Und man darf einen ganz bestimmten Mechanismus nicht vergessen, der mich immer etwas erschreckt: Ich freue mich über eine SMS. Auch wenn sie nur von meinem – da sage ich schon „meinem“, als wäre es mein Eigentum – virtuellen Butler kommt. GoButler verbindet also meine Faulheit mit meiner Kommunikationsaffinität.

Datenschutz und Finanzierung

Mit der Zeit gebe ich außerdem ganz schön viele Informationen preis: meine Handynummer, meinen Wohnort, bei Bestellungen auch meinen Namen und meine Adresse. Zwar wird der Bestell-Link per SMS als 128-bit verschlüsselter HTTPS Link verschickt und alle Bezahlvorgänge über Braintree, einen Ableger von Paypal, abgewickelt, aber auch ohne kostenpflichtige Bestellungen kommt ganz schön viel an Daten zusammen. Diese werden jedoch gelöscht, wenn ich GoButler nicht mehr nutzen möchte. Ebenfalls einfach per SMS kann ich mich von meinem Butler verabschieden.


Solche fragwürdigen Anfragen sind zum
Glück eher eine seltene Ausnahme.
Foto: GoButler.

Finanziert wird meine Bequemlichkeit sowie die von 50.000 anderen Usern durch Provisionen, die GoButler von verschiedenen bereits etablierenden Sammeldiensten wie Lieferheld oder OpenTable bekommt. „Wir haben keine einzelnen Verträge mit einzelnen Restaurants, sondern bündeln quasi verschiedene Dienstleister und das kostet den Nutzer keinen Cent extra“, fasst Navid zusammen.

Ein Ding, das die Welt nicht braucht?

Ich muss mich definitiv noch daran gewöhnen, dass eine SMS genügt, um an Informationen, Essen oder Produkte zu kommen. Im Alltag brauche ich GoButler trotzdem nicht wirklich, weil ich einfach selten im Internet bestelle und meistens ohne Reservierung ins Kino oder Restaurant gehe. Wenn ich mir aber überlege, dass man oft genug beispielsweise im Zug kein Internet hat, ist es sehr praktisch, dass man trotzdem Dinge erledigen und Pläne realisieren kann. Auch wenn er mir keinen perfekt getimten Earl Gray servieren kann, tut GoButler das, was er tun soll, äußerst vorbildlich.

Text: Polina Boyko
Fotos: GoButler/ Claudius Pflug
Teaser-Bild: Dirk Schelpe, pixelio.de

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