So sahen sie am Anfang aus. Ob daraus mal richtige Radieschen werden? Foto: Claudia Flach
In der Einführungswoche haben sie mir neben einem StuRa-Taschenkalender ein Tütchen mit Radieschensamen in die Hand gedrückt. Ich gebe zu, bei sowas packt mich der Ehrgeiz. Ich bin in den Baumarkt gefahren, habe einen kleinen Metallblumenkasten gekauft, Blumenerde rein, fünf Samen in die Erde gesteckt, gegossen. Vors Fenster – Sonne satt.
Und nach fünf Tagen waren sie da! Sie wachsen so schnell, dass ich Holzstäbchen gekauft habe, um sie zu stabilisieren. Vier Wochen nach Aussaat soll man ernten können, steht auf dem Tütchen. Wer hätte gedacht, dass ich als Studentin zur Selbstversorgerin werde.
Vier Wochen später
Die meisten meiner fünf Pflänzchen setzen ihr siebtes Blatt an. Aber wenn ich sie mit den Supermarkt-Radieschen vergleiche, traue ich mich noch nicht, sie aus der Erde zu ziehen. Vermutlich sind sie gerade erbsengroße rote Kullern. Aber vielleicht kann ich mich wie Luna Lovegood mit Radieschenohrringen unter den Weihnachtsbaum stellen.
11.11. – Faschingsvorlesung in der Chemiefakultät
Weg vom Fenster und ab in den Hörsaal. Wir kommen zu einem ernsten Thema: Die fünfte Jahreszeit bricht an. Und obwohl Sachsen nicht gerade für rauschende Karnevalsfeiern bekannt ist – Leipzig bildet eine Ausnahme. Neun studentische Faschingsvereine in einer Stadt, das ist laut Leipziger Volkszeitung bundesdeutscher Rekord. Grund genug, sich die Faschingsvorlesung in der Chemiefakultät anzuschauen. Zumal Pralinen verteilt werden sollen.
Der Experimentalhörsaal ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Zwei Euro Eintritt hat jeder berappt. Der wichtigste und legendärste Teil sind die Mon-Chemie-Würfel, kurz Chemikerpralinen. Angeblich bestehen sie aus Würfelzucker, getaucht in reinen Alkohol. Studenten und Professoren können offenbar nicht genug davon bekommen. In der ersten Reihe hat jemand einen Schirm aufgespannt, um möglichst viele einzusammeln.
"Na, was ist das?" Chemie-Tabu in der Faschingsvorlesung. Foto: Chemieelferrat Leipzig e.V.
Essen ist wichtig, das wissen wir spätestens seit „Französisch für Anfänger“, aber an der Uni soll gedacht werden. Also spielen die Studenten mit ihren Professoren Chemie-Tabu-Wörterraten und lassen sie schätzen, wie viel Salz und Blei in den Kolben sind. Die Profs liegen gründlich daneben.
Aber sie sind gute Verlierer. Sie lassen lassen ordentlich Geld. Vermutlich haben mehrere 50-Euro-Scheine den Besitzer gewechselt. Im Gegenzug geben auch sie den Studenten Rätsel auf, zum Beispiel müssen die Organisatoren eine chemische Reaktion darstellen – mit sich selbst als Atomen. Zum Schluss erzählen Anti und Moni ein Chemie-Märchen.
Vielleicht sollte ich den beiden mal meine Radieschen zeigen. Bestimmt haben die Chemiker einen Tipp für mich, wie ich sie zu Supermarkt-Ausmaßen aufputschen kann.
Claudia studiert Arabistik an der Uni Leipzig. In zwei Wochen gibt's mehr aus dem Leben eines Erstsemesters.
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