SPIESSER Beschäftigungstherapie

Aerialdance: Die Kunst, fliegen zu lernen

Wie der Name schon erahnen lässt, ist Aerial Dance eine Sportart, der in der Luft nachgegangen wird. Akrobatische Posen am Tuch und in einem Ring sind nicht nur eine Darbietung fürs Auge der Zuschauer, sondern vermitteln auch ein tolles Körpergefühl. SPIESSER-Autorin Fabienne spricht da aus eigener Erfahrung.

10. August 2018 - 09:16
SPIESSER-Autorin Pamina96.
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Pamina96 Offline
Beigetreten: 13.11.2013

Wie es anfing

An einem Tuch hochklettern? Das geht – mit
etwas Training!

Akrobatik und Jonglage fand ich schon immer faszinierend. Als Kind jedoch nur aus der Perspektive der Zuschauerin. Als ich Jahre später zu einer Zirkus-Probestunde eingeladen wurde, machte ich erstmals Bekanntschaft mit dem Aerial Silk, einem langen Tuch, das von der Decke hängt. Mein erster Gedanke war: „Wie komme ich da jetzt bloß hoch?“. Dabei beobachtete ich die anderen, fortgeschrittenen Aerialdancer, die sich anmutig an dem Tuch Stück für Stück der Decke des Zirkuszeltes entgegen schwangen. Während dieser Probestunde kam ich hingegen noch nicht besonders weit. Meine Arme machten das nicht mit. Eins wurde mir jedoch klar: Diese Sportart faszinierte mich.

Nachdem ich mich in Hamburgs Zirkus-Szene etwas umgeschaut hatte, stieß ich auf Zirkus Firlefanz. Als eine der wenigen Zirkusschulen in Hamburg wurden hier Akrobatik am Trapez und Aerialdance angeboten. Die Ü-18-Gruppe war seit Kindesbeinen an im Zirkus aktiv und empfing mich an meinem ersten Tag mit offenen Armen. Ich entschied, als 22-jährige Neueinsteigerin die Herausforderung anzunehmen und mit der noch nicht so bekannten Sportart anzufangen.

Vielseitige Luftakrobatik

Bei der Grätsche kopfüber kann man sich schon
hängen lassen.

Es gibt unterschiedliche Arten, Aerialdance zu praktizieren: Am Tuch, dem Aerial Silk, oder am Aerial Hoop, einem an einer Schlaufe aufgehängten Ring von etwa einem Meter Durchmesser. Beides ist an der Decke befestigt und kann je nach Bedarf höher oder niedriger eingestellt werden. Beim Training befindet sich eine Matte darunter, um eventuelle Stürze abzufedern.

Durch das Festhalten am Tuch oder im Ring kommen neben vielen anderen Körpermuskeln besonders die Armmuskeln zum Einsatz. „Am Tuch brauchst du immer Kraft“, sagt Caro, meine Zirkuslehrerin, immer. Deshalb war ich oftmals nach dem Training sehr erschöpft, nachdem ich das Tuch einige Male herauf und herunter geklettert war. Das eigene Körpergewicht muss ständig gehalten werden.

Sportart für Schwindelfreie?

Jedes Mal, wenn ich zum Training gehe, muss ich an Erin Hansons beliebten Spruch denken: „What if I fall? – But Darling, what if you fly?“. Für diese Sportart ist es auf jeden Fall von Vorteil, große Höhen nicht zu scheuen. Jedoch komme auch ich bei gewissem Abstand zum Boden an den Punkt, an dem mir etwas mulmig wird. Ich habe allerdings gelernt, mich Schritt für Schritt an die Höhe zu gewöhnen – mit der Zeit kann ich den Aerial Hoop immer höher einstellen und traue mir mehr Kunststücke etwas weiter oben zu.


Die Über-Kopf-Aktion hat's Fabienne angetan.

Das Risiko, zu fallen, gehört einfach dazu, wenn man große Höhen erklimmen möchte, sowohl beim Aerialdance als auch in allen anderen Bereichen unseres Lebens. Das ist etwas, das mich diese Sportart immer wieder aufs Neue lehrt und womit sie mich inspiriert.

Aerialdance als Ausgleich

Das Turnen, ohne die Füße auf dem Boden zu behalten, hat zudem durchaus seinen Reiz. Dadurch sind die unterschiedlichsten kreativen Posen möglich – oder kennt ihr noch Sportarten, bei denen man eine Grätsche kopfüber in der Luft macht? Dementsprechend ist Aerialdance mit viel Anstrengung verbunden, der Einsatz des ganzen Körpers ist hier gefordert – doch gerade das ist für mich ein willkommener Ausgleich zu meinem Alltag, bei dem ich Stress abbauen kann. Meistens habe ich am Tuch oder Ring so viel Spaß, dass ich alles um mich herum vergesse: Den bisherigen Tagesverlauf, meine Pläne für morgen und sogar, wie sehr ich mich in dem Moment anstrenge. Aerialdance ist für mich viel mehr als Sport – es ist eine Kunst, verbunden mit Leidenschaft.

 

Text & Fotos: Fabienne Kollien

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