100 Jahre Bauhaus – mehr als Lampen und weiße Häuser
Sich mit einer alten Designschule zu beschäftigen, ist nur was für Rentner mit zu viel Zeit? Ganz im Gegenteil: Zum 100-jährigen Jubiläum ist das Bauhaus mit seinem vorwärtsdenkenden Geist moderner als je zuvor. SPIESSER-Autorin Helen ist überzeugt, dass das Bauhaus mehr ist als nur schlichte Lampen und weiße Häuser. Sie spricht mit Bauhaus-Botschafterin Alina Warsinsky darüber, warum es gerade für uns junge Menschen wegweisend ist.
04. November 2019 - 09:15 SPIESSER-AutorIn Helen16.
2019 feiert die Bauhaus-Bewegung ihr 100-jähriges Jubiläum. Inmitten der Turbulenzen und der Aufbruchsstimmung während der Nachkriegszeit wurde damals in Weimar das Staatliche Bauhaus gegründet. Die Institution wollte eine neue Definition von Design schaffen: Kunst und Handwerk sollten zusammengeführt werden und der Gesellschaft dienen. Das Bauhaus war jedoch durch die immer größer werdende Macht der NSDAP zunehmend in Gefahr. Nach dem Umzug der Schule nach Dessau wandte sich der Fokus dahin, Design und Technik miteinander zu verbinden. Nach dem Motto „Volksbedarf statt Luxusbedarf” entstanden in dieser Zeit viele Produkte, die wir heute mit dem Bauhaus assoziieren. Der Druck der NSDAP wurde jedoch immer stärker, was 1933 zur endgültigen Schließung der Institution führte. Viele Kunstschaffende wanderten daraufhin in die USA und nach Israel aus, was der Bauhaus-Bewegung zu ihrer weltweiten Bekanntheit verhalf.
Die immense Produktivität im nur 14-jährigen Bestehen des Staatlichen Bauhaus' unter konstanter politischer Repression, sieht Alina Warsinsky als das faszinierendste Erbe des Bauhauses. Alina ist Produktdesign-Studentin an der Bauhaus-Universität in Weimar und Bauhaus-Botschafterin.
Alina Warsinsky studiert Produktdesign an der Bauhaus-Universität in
Weimar und ist Bauhaus-Botschafterin. Foto: privat von Helen Pörtner
Was ist für dich die Essenz des Bauhauses?
Da muss man unterscheiden zwischen dem Staatlichen Bauhaus in den 20er Jahren und der heutigen Bauhaus-Uni. Am Staatlichen Bauhaus finde ich am bemerkenswertesten, dass es sich als Versuchslabor verstand. Es ging nicht darum, einen bestimmten Sachverhalt zu vermitteln, sondern Lehre, Praxis und Forschung zu einem interdisziplinären Gesamtkunstwerk zusammenzufügen. Kunst und Gestaltung wurden neu gedacht und die Studierenden in Werkstätten sehr individuell von Professoren durch deren persönliche Stil beeinflusst. So entstand eine bunte Mischung aus Meinungen, die alle in einem Gesamtkunstwerk zusammenkommen. Die Bauhaus-Uni nennt sich heute noch so, weil dieser Geist des Experimentierens, der Kreativität und der Internationalität weiterlebt.
Warum sollten sich gerade junge Leute für das Bauhaus interessieren?
Die Bauhaus-Bewegung war eine Revolution in der Pädagogik. Hier hat man anders gelehrt. Ich höre oft von Freunden, dass an ihren Unis alles vorgegeben ist und es keinen Raum für eigene Gestaltung und Kritik gibt. Das Erbe einer so kreativen Schule wie der des Bauhauses, lässt einen das eigene Lernen hinterfragen. Durch diese Anstöße frage ich mich, wie ich lebendiger lernen kann. Komme ich vielleicht weiter, wenn ich etwas wage und meine eigenen Ideen verwirkliche, anstatt dem ausgetretenen Pfad zu folgen? Die Studierenden hatten damals schon einen anderen Stellenwer als in anderen Instituten, ihnen wurde viel mehr Verantwortung übertragen. Davon können sich viele Unis und Studierende noch heute eine Scheibe abschneiden. Auch wurde großer Fokus auf Internationalität gelegt und damit der Weg geebnet für beispielsweise Erasmus-Austauschprogramme, wie wir sie heute kennen. Bauhaus-Design und -Architektur versteckt sich außerdem überall in unserem Alltag. Viele Leute, die ich darauf anspreche, kennen sehr wohl die Produkte, hatten jedoch keine Ahnung, dass sie im Bauhaus entstanden sind.
In der Architektur verwendete das Bauhaus nie zuvor dagewesene
Formen und Ansätze, wie hier in Berlin. Photo by
Joel Filipe on Unsplash.
Wo in unserem Alltag hat das Bauhaus denn einen Einfluss, den wir wahrscheinlich nicht merken?
Viele der Vorgaben, nach denen Apple seine Produkte designed sind beispielsweise durch das Bauhaus inspiriert. Die Produkte sind nutzerfreundlich, schlicht, ästhetisch schön, verzichten auf Verzierungen und sind weitgehend erschwinglich. Nicht in Qualität, aber mehr im Sinne des Mottos des „Volksbedarfs statt Luxusbedarfs” entwickelt auch Ikea seine Produkte. Ständig sind die Designer auf der Suche nach neuen Materialien, neuen Methoden. Dieses stete vorwärtsgewandte Denken ist sehr typisch für das Bauhaus.
Was ist von der Innovation und Tatkraft der Gründerzeit der Bewegung vor 100 Jahren noch übriggeblieben?
Die Methodik des Designs findet sich nach wie vor wieder. Auch viele pädagogische Ansätze, gerade die Interdisziplinarität, sind heute sehr relevant für die Bildungspolitik. An der heutigen Bauhaus-Uni sind die Studierenden sehr motiviert, nach neuen Wegen zu suchen und zu verhindern, dass zu sehr am Alten festgehalten wird. Diese Mentalität ist das wohl wichtigste Erbe des Bauhauses.
Wie würdest du das 100-jährige Jubiläum begehen?
Ich würde die Ausstellungen noch viel interaktiver gestalten. Bei Bauhaus geht es ja nicht um das fertige Produkt, sondern viel mehr um den Prozess. So würde ich zum Beispiel Vormodelle nachbauen und Weberei-Workshops und Farblehrkurse anbieten, so wie sie damals auch stattfanden. Das Staatliche Bauhaus war ja eine Schule des freien Denkens und der Kreativität und ich finde, genau das sollte 100 Jahre später erhalten und vermittelt werden.
Viele Produkte in unserem Alltag sind in ihrer Form und Idee vom Bauhaus beeinflusst. Heute als modern und partizipativ angesehene Lern- und Lehrkonzepte entwickelte das Bauhaus schon vor 100 Jahren. Die damals gelebte interkulturelle Verständigung ist heute wichtiger denn je. Hinter dem Namen „Bauhaus” versteckt sich also eine Fülle an Impulsen für alle Bereiche unseres Lebens, die wir heute dringend gebrauchen können. Genug Grund, das Bauhaus nicht als langweilige Kunstausstellung abzutun, sondern seiner Vielfalt eine Chance zu geben.
Text: Helen Pörtner
Headerbild: Image by Moonglow from Pixaba–
Dir gefällt dieser Artikel?
auf Facebook teilen auf WhatsApp teilen auf Twitter teilen auf Google+ teilen
Du hältst dich selbst für total unkreativ? Das können wir uns echt nicht vorstellen. Denn inzwischen sollte uns allen klar sein: In jedem Menschen steckt Kreativität. Um die rauszukitzeln, gibt es verschiedene Techniken. Versuch es doch einfach mal!
Steigende Inflation und Lebensmittelpreise machen auch vielen jungen Menschen zu schaffen. Nur von Toastbrot und Krümeltee leben zu müssen, kann aber nicht die Lösung ein. Wir haben ein paar ganz einfache, aber effektive Tipps für dich, um im Alltag ein wenig Geld für Nahrungsmittel zu sparen.
Mit dem Wort „Ekstase“ verbindet SPIESSER-Autorin Naomi einen aufgeregten, glücklichen Zustand. Fans des Kabarettisten Patrick Salmen wohl eher sein gleichnamiges Buch. Ihr war der Autor bis vor kurzem gänzlich unbekannt, umso gespannter ist sie darauf, Zuschauerin bei seiner Lesung zu sein.
Oktoberfest in Hong Kong und SPIESSER-Autorin Valentina mittendrin. Doch wie hat sich das bayrische Original eigentlich so weit über die Weltkugel erstrecken können und wie klingt „das rote Pferd“ in Tokyo?
Als eine Mischung aus Rugby und Fechten, so könnte man den Sport „Jugger“ ungefähr beschreiben. Doch eine Sportart, bei der man von Steinen und „Mals“ redet und man den Gegner mit großen Stäben mit Schaumstoffenden abwehrt, ist sportlich kaum einzuordnen.
SPIESSER-Autorin Marlene fährt gerne Motorrad. Und stellt dabei manchmal fest, dass das andere Leute irgendwie besonders finden. Aber wie ist das eigentlich, wenn sich Frauen selbst hinter den Lenker setzen? Hat man irgendwelche Nach- oder Vorteile?
Ständig müssen wir von einem Termin zum nächsten hetzen, erledigen gefühlt 1000 Dinge auf einmal und haben trotzdem keine Zeit. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, kommt jetzt ein neuer Trend: Entschleunigung.
Habt ihr euch schon einmal gefragt, warum es Nationalparks gibt? SPIESSER-Autorin Lilly klärt auf und berichtet über verschiedene Nationalparks und ihre Besonderheiten.
Ob unsere Sprache geschlechtergerecht ist und was man daran ändern könnte, wird viel diskutiert. In Jobanzeigen werden (m/w/d) gesucht, es gibt Rabatte für „Studierende“ und Magazine streiten sich über Gendersternchen. Doch manche Leute finden, dass bereits der erste Satz
SPIESSER-Autorin Anna-Lena war letzte Woche in Paris, der Kunstkulturhauptstadt Europas, um über die neue Fotoausstellung von Fotograf und Schauspieler Norman Reedus zu berichten. Am Ende glich der Besuch in der Galerie eher einem Schaulaufen unter Wildtieren, als einem gesitteten Kulturbesuch.
Heute, am 17. Mai, erscheint die 2. Staffel der ersten dänischen Netflix Original Produktion „The Rain“. Vertretend für die SPIESSER-Redaktion habe ich mich vorab nach Kopenhagen begeben, um mit einigen Darstellenden über das reale Leben, die Serie und das menschliche Überleben
Am vergangenen Freitag, dem 10. Mai machte die kurz.film.tour der AG Kurzfilm einen Halt in Dresden. Diese Gelegenheit konnte ich mir nicht entgehen lassen und machte mich auf den Weg ins Kino. Im Saal machte ich es mir bequem, bis um 20.30 Uhr der erste Film über die Leinwand flimmerte.
„Chris Tall? - Das ist doch der Typ, der mal bei TV Total war“, denke ich mir. Der mit diesem „Darf er das?“ Ich weiß noch, wie die Leute wochenlang nach seinem Auftritt immer noch rumgerannt sind und nach jedem dummen Kommentar gesagt haben „Darf er das?“ Lange
Am 7. Mai machte ich mich früh am Morgen auf den Weg in die Hauptstadt, um die Tincon zu besuchen. Dort angekommen wartete ich auf die ersten Redebeiträge, wobei ironischerweise der Song „Ich will nicht nach Berlin“ der Chemnitzer Kultknaben von Kraftklub ertönte. Ob ich die
Bereits beim Schauen der DVD fühle ich mich total im Trend, weil’s so retro ist. „Wer guckt eigentlich noch DVDs?“, frage ich mich und blickte aus dem Fenster auf das „Zu vermieten“-Schild der alten Videothek. Als ich mich dann frage, wer wohl DVD-Rezension lesen würde,
Letzten Mittwoch wurde feierlich die Leipziger Buchmesse 2019 eröffnet und Bücherwürmer aus aller Welt strömten herbei, um ihre Lieblingsliteratur zu zelebrieren. Auch SPIESSER-Autorin Lena war auf dem Messegelände unterwegs und hat einige Eindrücke von Europas größtem
SPIESSER-Autorin Lena ist passionierte, langjährige Besucherin der Leipziger Buchmesse. Sie weiß, dass nicht nur Neulinge, sondern auch alte Messe-Häsinnen schnell den Überblick verlieren können bei der reichen Fülle der Veranstaltungen und hat deswegen zeit- und nervenrettende
Ein ganz normaler Samstagmittag in der Innenstadt? Warum ein Baby und ein Hund das Süßeste an diesem Mittag waren und wie SPIESSER-Autorin Vanessa der Konsumwahn fast erdrückte.
Es gibt viele Möglichkeiten, um gegen etwas zu protestieren. Dabei muss Protest nicht immer laut und schrill sein: Gerade der stille oder kreative Protest besitzt manchmal eine viel stärkere Aussagekraft. Auf welche Art und Weise in der Fotografie protestiert wird, hat SPIESSER-Autorin Annika herausgefunden.
SPIESSER-Autor und kritischer Beobachter aktueller Unterhaltungsformate Christian war live in Berlin zu Gast bei der Bühnentour des beliebtesten Online-Nachrichtentickers: Der Postillon.
Wie der Name schon erahnen lässt, ist Aerial Dance eine Sportart, der in der Luft nachgegangen wird. Akrobatische Posen am Tuch und in einem Ring sind nicht nur eine Darbietung fürs Auge der Zuschauer, sondern vermitteln auch ein tolles Körpergefühl. SPIESSER-Autorin Fabienne spricht
SPIESSER-Autorin Frieda durfte bei dem Einradhockeyligaturnier (ganz schön langes Wort!) in Leipzig dabei sein und selbst mal aufs Einrad steigen. Zwar ist Einradhockey eine kompliziert-wackelige Angelegenheit, aber es fetzt auch ziemlich!
Kennt ihr das? Irgendeine Kleinigkeit funktioniert immer und immer wieder nicht und treibt euch schier in den Wahnsinn? Die meisten von uns fügen sich ihrem Schicksal oder ignorieren das Nervige wie ein trotziges Kind. Andere hingegen treibt dieser Frust zu genialem Erfindergeist. Wir haben einige Beispiele herausgesucht.
Der einmalige Lifestyle-Event für alle jungen Beauty-Addicts, Music-Lovers und Fashionistas. SPIESSERin Annika hat den Besuch in vollen Zügen genossen.
Durch Pornografie, schlechte Aufklärung und fehlende Kommunikation fühlen sich vor allem junge Menschen in Bezug auf Sexualität oft unter Druck. Sinnesart® in Dresden bietet einen Raum für Menschen mit solchen Problemen, oder für die, die sich mal verwöhnen lassen wollen.
Zum zweiten Mal in diesem Jahr und zum dritten Mal insgesamt öffnete die TINCON vergangenes Wochenende ihre Türen, um Jugendlichen eine neue Konferenzplattform zu bieten. SPIESSER-Autorin Virginia war vor Ort.
Ihr wolltet schon immer wissen, über was die SPIESSER-Redaktion immer so lacht? Dann aufgepasst! SPIESSER-Praktikantin Franzi hat sich mal umgehört und die besten (oder auch schlechtesten) Witze des SPIESSER-Teams gesammelt.
Heute ist es mal wieder so weit. Der Freitag fällt auf den 13. des Monats und versetzt damit viele Leute in Angst und Schrecken. Unglückstag kombiniert mit Unglückszahl = Chaos! Das gilt vor allem für die, die abergläubisch sind. SPIESSERin Franzi hat 13 glaubhafte Fakten für euch.
Zum 25-Jährigen kann man jemandem ja auch mal ein wenig Honig ums Maul schmieren. SPIESSER-Praktikantin Franzi hat gleich 30 Gründe dazu. Denn dank des Internets
Wir müssen der Wahrheit ins Auge blicken: der Sommer neigt sich langsam, aber sicher dem Ende zu. SPIESSER-Praktikantin Franzi hat 20 Dinge zusammengestellt, die sie am Sommer liebt und in den nächsten Wochen noch mal so richtig genießen will.