SPIESSER Beschäftigungstherapie

Patrick Salmen: „Ekstase“

Mit dem Wort „Ekstase“ verbindet SPIESSER-Autorin Naomi einen aufgeregten, glücklichen Zustand. Fans des Kabarettisten Patrick Salmen wohl eher sein gleichnamiges Buch. Ihr war der Autor bis vor kurzem gänzlich unbekannt, umso gespannter ist sie darauf, Zuschauerin bei seiner Lesung zu sein.

25. February 2020 - 09:16
SPIESSER-Autorin Blütenblatt.
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Blütenblatt Offline
Beigetreten: 12.09.2019

Für die Show von Patrick Salmen trete ich den Weg vom ländlichen Bodensee bis zur Mini-Metropole Freiburg an. Die Strecke führt mich durch den malerischen Schwarzwald, die ich jedoch, den Kurven geschuldet, nur mäßig begeistert und mit einem flauen Gefühl im Magen genießen kann. In Freiburg angekommen, schnappe ich mir einen Freund und wir machen uns voller freudiger Erwartungen auf den Weg – zu zweit lacht es sich ja bekanntlich am besten.

Patrick Salmen ist auf der kleinen, aber feinen Bühne des Vorderhauses der „Fabrik“ in Freiburg zu sehen. Die Location wirkt nicht sonderlich groß, beherbergt aber rund 180 Leute. Der Saal ist von einem angenehmen Hintergrundgedudel und Stimmengewirr erfüllt, die aber schlagartig verstummen, als der Star des Abends die Bühne betritt. Patrick Salmen trägt einen Vollbart und ist ganz in schwarz gekleidet. Abgerundet wird seinen Look durch eine ebenfalls schwarze Cap, die lässig sein Haupt ziert. Der Kabarettist nimmt hinter einem kleinen Holztischchen auf der Bühne Platz und begrüßt das Publikum. Er beschreibt den Abend als „Lesung mit Ausschweifungen“, bei der er Geschichten aus seinem Buch „Ekstase“ vortragen werde. Außerdem werde er Anekdoten erzählen, die er für Humor halte. Sofort fällt mir seine angenehme tiefe Bassstimme auf, die auch mein Kumpel begeistert als „extrem angenehme Erzählerstimme“ kommentiert.


Kein Konfetti, aber eine „Lesung mit Ausschweifungen“

Als erstes bittet er den Lichttechniker das Licht im Saal kurz einzuschalten, damit er einen besseren Blick auf sein Publikum werfen kann. „Hier sitzt ja halb Freiburg“ kommentiert er den Anblick und entlockt damit den Zuschauern ein erstes Lachen.

Gegen alles und jeden

Dann beginnt die eigentliche Lesung. Schnell wird mir klar, was Salmen mit „Ausschweifungen“ meinte. Jedes Mal, wenn er dazu ansetzt, aus seinem Buch vorzutragen, scheint ihm noch eine andere Anekdote einzufallen, die er uns voller Elan und Ironie zum Besten gibt. Seine Kurzgeschichten aus dem Werk „Ekstase“ handeln meistens von Alltagsbegebenheiten, bei denen von Influencern über nervige Pärchen oder Spießer fast jeder mit einer ordentlichen Ladung trockenem Humor durch den Kakao gezogen wird.

In der Mitte der Show hat Salmen noch eine Überraschung parat: Er holt seinen langjährigen Freund und Kollegen Marvin Suckut auf die Bühne. Dieser trägt zwei Slamtexte vor. Der erste ist ein sehr ironisches Geburtstagsgeschenk an eine Freundin, der zweite kann mich jedoch mehr überzeugen. Er handelt von dem Umzug in eine Altbauwohnung und die Probleme, die damit einhergehen. Auch das Publikum um mich herum scheint überzeugt von dem Gast und er verlässt die Bühne unter lautem Applaus.

Hört, hört!

Danach fährt Patrick Salmen in alter Frische mit seinen Kurzgeschichten fort, doch nach einer Weile unterbricht er seine Lesung ein weiteres Mal und bittet erneut für Licht im Publikum. Er will nun von seinen Zuschauern wissen, wer nicht aus Freiburg komme. Viele Hände, eingeschlossen meine, schießen in die Höhe. Überrascht will er nun wissen, wer den wohl weitesten Weg zu seiner Show hatte. Obwohl mein Kumpel mich nun auffordernd anstupst, meinen Arm zu heben, lasse ich diesen wohlweislich unten. So kommt es zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen der Kilometerzahlen zwischen einem jungen Mann aus Konstanz und einem Pärchen aus Stuttgart. Aus geografisch logischer Sicht, kann das Pärchen den Wettstreit für sich entscheiden. Nun wird der Mann, nach einem Schere-Stein-Papier-Sieg gegen seine Herzensdame, auf die Bühne geholt. Dort muss er nun ein Quiz zur ersten Showhälfte beantworten, was ihm mittelmäßig gut gelingt. Am Ende bekommt er dennoch Applaus und ein Fußballquizbuch mit auf den Weg. Diesen Part der Show war zwar ganz unterhaltsam, mir hat Salmen solo allerdings besser gefallen.

Abgeschlossen wird der unterhaltsame Abend mit einem Flachwitz-Battelrap. Hierbei bekommen die Zuschauer die Aufgabe, den Gesichtsausdruck eines gebildeten Theatergängers aufzusetzen und statt zu lachen „Hört, hört“ Richtung Bühne zu rufen. Als das Publikum ein letztes Mal applaudiert, blicke ich mich um und sehe in gelöste und zufriedene Gesichter. „Ja“, denke ich mir, „Das war wirklich ein rundum gelungener Abend“.

Trocken und Sarkastisch

Über den Abend hinweg habe ich viel gelacht, auch wenn ich stellenweise das Gefühl hatte, dass das Publikum um mich herum Patrick Salmen um einiges lustiger findet als ich. Überzeugt hat Salmen mich dennoch, mit gut beobachteten Alltagssituationen über Typen von Menschen, die jeder kennt. Allerdings waren seine Witze stellenweise nicht mehr die Jüngsten. Besonders gefallen hat mir Patrick Salmens trockener, sarkastischer Humor, mit dem er über andere herzieht. Allerdings gleicht er seine Witze auf Kosten anderer mit einer großen Portion Selbstironie wieder aus.

Patrick Salmen live
15. Februar  Dresden, Schauburg
16. Februar  Berlin, Heimathafen
19. Februar  Augsburg, Musikkantine
20. Februar  Stuttgart, Theaterhaus
21. Februar  Koblenz, Circus MAximus
22. Februar  Essen, Zeche Carl

Termine ab April findet ihr hier!

 

Text: Naomi Asal
Fotos: © F
abian Stuertz/ KongKing

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