Am vergangenen Freitag, dem 10. Mai machte die kurz.film.tour der AG Kurzfilm einen Halt in Dresden. Diese Gelegenheit konnte ich mir nicht entgehen lassen und machte mich auf den Weg ins Kino. Im Saal machte ich es mir bequem, bis um 20.30 Uhr der erste Film über die Leinwand flimmerte.
Es war ein recht kalter Freitagabend: regnerisch, nass und windig. Was kann man da also besseres machen als einen Filmabend ? Eben, mir ist auch nichts eingefallen, also hieß es für mich ab ins Dresdner Programmkino Ost. Dort hielt die kurz.film.tour auf ihrer Deutschlandtournee. Durchgeführt wird das Ganze übrigens von der AG Kurzfilm, welche ihren Sitz lustigerweise ebenfalls in Dresden hat. Sie besteht seit 2002 und ist eine bundesweite Interessenvertretung für den deutschen Kurzfilm. Aus ihrer Arbeit entstand dann auch diese Tour.
So kurz wie vielfältig
Foto: Polina Sereda
Auf der kurz.film.tour können die Veranstaltenden aus einem Pool von elf verschiedenen Filmen zurückgreifen. An diesem Abend wurden jedoch nur fünf von ihnen gezeigt. Sie bewegten sich thematisch in einem sehr weitläufigen Spektrum, sodass auch reichlich Vielfalt geboten wurde.
Zu Beginn war da beispielsweise der knapp zehnminütige Horrorfilm „Follower“, welcher aus der Perspektive eines Smartphones gedreht wurde. Er zeigt, wie leicht auffindbar Personen durch Plattformen wie Instagram werden. Das Setting ist dabei so realitätsnah, dass es jeden von uns treffen könnte. Dieser Gedanke ließ mich nicht los, weshalb es mir, sehr klischeehaft, eiskalt den Rücken herunter lief.
Da hatte ich wohl reichlich Glück, dass der nächste Film, mit dem Titel „Rå“, schnell für Ablenkung sorgen konnte. In diesem geht die 16-jährige Linn mit ihrem Vater auf die Jagd. Aber als Frau und Neuling in der Männergruppe muss sie sich erst einmal beweisen. Als Linn dann dummerweise auch noch eine Elchkuh erschießt, macht sie sich alleine und mit gemischten Gefühlen auf die Suche nach dem Kalb.
Im Anschluss daran wurde es mit „Call of Comfort“ abgedreht. Es handelt sich um einen wirklich experimentellen Film. Dieser beinhaltet eine wichtige Botschaft: Kritik an die schwindende Privatsphäre in einer Gesellschaft, in der moderne Technologien eine vorherrschende Rolle spielen und versprechen die Lebensführung zu vereinfachen.
Mit „Joe Boots“ ging es hingegen in die USA, dem Land, in dem wirklich jede Person ihr persönliches Mekka erreichen kann. Oder? Als Zuschauende begleiten wir den namensgebenden Protagonisten Joe Boots, einen jungen Mann aus der Stadt Pittsburgh. Er ist Kriegsveteran und war nach dem 11. September im Auslandseinsatz im Irak. In diesem Film öffnet er sich und erzählt von seinen Impressionen während der Kriegszeit, seiner Gefühlswelt, dem inneren Konflikt und dem traurigen Alltag der Kriegsrückkehrer. Letztendlich ist er nämlich nur einer von Vielen.
Den Abschluss des Abends bildete „Cat Days“, in dem bei Jiro, einem kleinen Jungen, Katzenschnupfen diagnostiziert wird. Komischerweise können nur Katzen an Katzenschnupfen erkranken – heißt das etwa, dass Jiro eine Katze ist? Zu diesem Schluss kommt jedenfalls die Ärztin. Jiro hingegen sieht sich überhaupt nicht als Katze. Bisher war er doch ein ganz normaler Menschenjunge gewesen. In der Folge bleibt sein Vater etwas ratlos zurück. Wie soll man denn auch mit einer Katze als Sohn umgehen? Auf wirklich simple, aber effektive Art und Weise wird hier vermittelt, dass man nur selbst über die eigene Identität bestimmt und niemand anderes Einfluss nehmen kann, ganz egal wie die Umstände sind.
Etwas nachdenklich und davon angetrieben die nächste Straßenbahn zu erwischen, verlasse ich nach dem Abspann recht rasch das Kino. Auf dem Heimweg lasse ich das Gesehene noch einmal Revue passieren und komme zum Entschluss, dass die Kunstform des Kurzfilms in unserer Gesellschaft etwas (Vorsicht, es wird flach!) zu kurz kommt. Klar, im Rampenlicht stehen die Filme mit Millionen-Budget und starbesetztem Cast. Da können Kurzfilmschaffende einfach nicht mithalten – müssen sie auch nicht. Kurzfilme sind aber in der Lage wichtige Botschaften prägnant zu vermitteln, auch wenn sie nur über geringe finanzielle Mittel verfügen und in ihrer kurzen Laufzeit kaum eine wirkliche Bindung zu den Protagonisten schaffen können. Dennoch gelingt es ihnen sogar besser als der einen oder anderen Spielfilmproduktion.
Bock auf mehr Kurzfilm?
Falls ihr jetzt Lust bekommen habt die Kurzfilme selber einmal zu sehen, dann bieten sich dazu noch genügend Gelegenheiten an, denn die kurz.film.tour zieht immer noch durch Deutschland.
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