SPIESSER Beschäftigungstherapie

Der deutsche Dr. House werden? Ja, in Ulm!

Betrifft eine Krankheit weniger als 5 von 10.000 Menschen, wird sie von der EU als „selten“ eingestuft. Im Zentrum für Seltene Erkrankungen (ZSE) der Uni Ulm leisten Studenten medizinische Detektivarbeit, um eben solche Krankheiten zu entdecken. SPIESSER-Praktikantin Margherita schaute vorbei.

14. March 2014 - 14:00
SPIESSER-Autorin Marghi.
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Marghi Offline
Beigetreten: 03.03.2014

Jeder kennt den Misanthropen Dr. Gregory House aus der gleichnamigen TV-Serie. Ewig schlecht gelaunt rätselt er Folge für Folge herum, welche seltene Krankheit seine Patienten denn haben. Und sicherlich haben alle mitgeknobelt. Leider ist er aber nur eine TV-Figur. Nicht jeder Arzt ist in der Lage, auf den ersten Blick eine kuriose Krankheit zu erkennen.

Tatsächlich braucht es in den meisten Fällen viel Zeit und Mühe um zu verstehen, was den Patienten fehlt. „Im Durchschnitt vergehen mehrere Jahre bis eine eindeutige Diagnose feststeht, da die Patienten meist lange Zeit von einem Arzt zum anderen geschickt werden. Eine eindeutige und für alle zufriedenstellende Diagnose kann auch im ZSE nicht immer gefunden werden“, erzählt uns Anna. Sie ist Humanmedizinstudentin im achten Semester und arbeitet seit zwei Wochen im ZSE.

Hier werden viele Medizinstudenten als Gesundheitsfahnder eingebunden. So kann die enorme Fülle der Anfragen effizienter bearbeiten werden. Trotzdem sagt uns Anna:  „Gesundheitsfahnder hätte ich mich selbst aber nicht bezeichnet.“ Sie arbeitet im Bereich Versorgungsforschung von Patienten mit seltenen Muskelerkrankungen. Ihre Tätigkeit hat aber nicht viel mit dem Alltag in der Serie „Dr. House“ zu tun. Im Moment arbeitet sie an einem Fragebogen, der das Krankheitsbild einer seltenen muskulären Erkrankung genauer erfasst. Die Ergebnisse sollen später helfen, die Diagnose schneller stellen zu können.

Aber warum eigentlich die Studenten? Schließlich haben sie doch viel weniger Erfahrung als ausgebildete Ärzte. Doch ihre vermeintliche Schwäche ist ihre größte Stärke. Denn eben wegen ihrer mangelnden Erfahrung werden sie als medizinische Detektive hineingezogen. Sie sind noch nicht „fachblind“ und sind bei ihren Diagnosen auch für die unwahrscheinlichsten Krankheitsbilder offen.

Das TV-Szenario, über eine unerkannte Krankheit zu rätseln, ist also nicht länger fiktiv. Es ist längst real geworden.

Text: Margherita Nardon
Fotos: Flickr-User (CC BY-SA 2.0), Flickr-User (CC BY 2.0), Privat

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