Die Holzachterbahn Colossos ist mit sechzig Metern die höchste, und mit mehr als 120 km/h Höchstgeschwindigkeit die schnellste Holzachterbahn unseres Kontinents. Sie ist mit einer Abfahrt von 61° die weltweit steilste ihrer Art. Genau richtig für mich – ich habe schon ganz vorne Platz genommen.
Und abwäääääärts
Als der freundliche Mitarbeiter mich dann zwischen Sicherheitsbügel und Sitz quetscht, bin ich mir meiner Sache schon nicht mehr so sicher. Es geht zügig aufwärts. Dass sechzig Meter so hoch sein können, ist mir neu. Ich entdecke auch schon, wo es gleich die ganze Strecke wieder runter geht, kriege Angst und halte mich verkrampft am Haltegriff fest.
Bringt nichts, der Zug rast in die Tiefe, in gefühlter Lichtgeschwindigkeit wieder hoch, ich verspüre Schwerelosigkeit, schmeiß die Hände in die Luft und bin ein freier Mensch. Um mich herum kreischt alles. Noch ein Hügel, dann eine Kurve, dann noch ein Hügel, noch ein Hügel, noch ein Hügel, noch ein Hügel und noch einer. Der Fahrtverlauf scheint unkreativ, erfüllt aber seinen Zweck: Adrenalinsucht. Definitiv eine der wildesten Achterbahnen, die sich in unseren Gefilden finden lässt. Dank dem Ausblick, der einem geboten wird, lässt sich das holzachterbahntypische Geruckel verschmerzen.
Gustavs erster Kommentar: „Habt ihr das gesehen? Da ganz oben war ich gerade!“
Der zweite Kommentar: „Mein Mund ist ganz ausgetrocknet. Ich hätte ihn vor der Fahrt schließen sollen.“
Allgemeine Einschätzung zum Suchtpotenzial: „Der achterbahngewohnte Fahrgast hält einige Runden aus. Nach der zehnten Runde habe ich mich allerdings an den Fahrtverlauf gewöhnt.“
Mein Lieblings-Abschnitt: „Hochverehrtes Publikum, wir befinden uns jetzt sechzig Meter über dem Erdboden, betrachten Sie noch ein letztes Mal die Schönheit der Lüneburger Heide, es geht jetzt im Sturzflug abwääääääääärts!“
Das war eher mittelprächtig: „Mein Bügel hat mich eingequetscht und als ich oben war, habe ich ganz dollen Hunger bekommen. Das war vielleicht ein Pech!“
Freier Fall und danach Wellness in der Schweiz
Der übrige Park: Raus aus Colossos, rein in die nächsten Spaßmaschinen. Während Colossos durch Höhe und Steigung besticht, wird die benachbarte Achterbahn Desert Race für Geschwindigkeitssüchtige interessant. In kaum mehr als einer Sekunde werden Besucher von 0 auf über 100 km/h katapultiert. Eine heiße Angelegenheit – definitiv nichts für Waschlappen.
Der restliche Park ist sehr weitläufig. Macht aber nichts, es gibt dafür auch viel zu erleben. Sei es die ruckelige Bobbahn, die den Besucher in die Schweiz entführt, oder die Loopingachterbahn Limit, bei der der Fahrgast unter, anstatt über, den Schienen baumelt. Glanzlicht für Adrenalinjäger ist der weltweit höchste „Gyro-Drop-Tower“, ein Freifallturm von 71 Metern Höhe, mit dem passenden Namen Scream. Und ansonsten sorgen die Loopingachterbahn Big Loop und die zahlreichen Schnellfahrgeschäfte im Themenbereich Maya-Tal für Action.
Verhältnismäßig ruhig fallen dagegen die Wasserattraktionen aus. Zwei baumstammige Exemplare sind mehr oder minder in die Natur eingebettet und erfüllen ihren Zweck weitestgehend: nass machen. Das „Mountain Rafting“ klingt spektakulärer als es ist, aber hier überzeugt die ansatzweise echte Umgebung. Ein Hinweisschild, viel Kulisse und ein Plastikelch lassen das Bergfieber lebendig werden!
Yoho, Piraten, yoho!
Neu im Heide-Park ist die Bucht der Totenkopfpiraten, samt Wasserschlacht und Showprogramm: „Das Gold vom Port Royal“ ist witzig, laut und mit ganz dick Pyrotechnik. Ein Heidenspaß... Alles in allem hat der Park eine Menge zu bieten. Am Aussichtsturm steht man beinahe nie an, und an der Bootsfahrt im piratigen Themenbereich ebenfalls nicht. Wer also auf solche Dinge steht, kommt schnell dran. Und zum Entspannen taugen jene Fahrattraktionen allemal.
Nur für Kluge: Am 29. Mai haben echte Piraten freien Eintritt – kein Scherz! Wer den Park mit Seeräuberhut, Augenklappe und Schwert zwischen 9 und 11 Uhr entert, nimmt am Weltrekordversuch teil, möglichst viele Piraten auf einem Fleck zu versammeln und spart den Eintrittspreis.
Gustav resümiert
Preis/Leistung: Wer die Schweiz besuchen, in die Wüste geschickt werden oder die Freiheitsstatue an einem Tag sehen will, zahlt seinen Preis dafür: 34 Euro kostet eine Karte für Besucher ab 12 Jahren in der aktuellen Saison. Wer mit der Familie unterwegs ist, zahlt in Anführungszeichen „nur“ 99 Euro. Günstig ist das nicht, und eine Pommestüte kostet auch schon 3,50 Euro. Hohes Preisniveau, das sich für diejenigen lohnt, die den Tag auch voll ausnutzen.
Gustavs Verpflegung: Es lohnt sich, seinen eigenen Proviant mitzubringen. Das Eis war mit 1,60 Euro für die Kugel nicht nur teuer, sondern auch lasch im Nachgeschmack. Feinzüngige Gourmets kommen in den Restaurants im wahrsten Sinne des Wortes auf ihre Kosten, das ist dann aber nichts für Hektiker wie mich...
Das Fazit: „Kurze Wartezeiten, große Attraktionen und gleichzeitig genug Angebot für die ganze Familie. Manche Fahrgeschäfte wirken etwas klapprig und wacklig, aber die Sicherheit ist gewährleistet und der Spaß im Park ebenfalls. Vier ¾ Sterne für den Heide-Park.“
Du hältst dich selbst für total unkreativ? Das können wir uns echt nicht vorstellen. Denn inzwischen sollte uns allen klar sein: In jedem Menschen steckt Kreativität. Um die rauszukitzeln, gibt es verschiedene Techniken. Versuch es doch einfach mal!
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Morgen fahr ich mit ein paar aus meiner Klasse hin. Und war auch schon ein paar mal da :)
Dieser Park ist echt der Wahnsinn. Da kommt wirklich jeder auf seine Kosten!
Ich war auch schon mal dort un fand es einfach nur mega hammer super geil =D
Was für ein Spaß! :-)