Achterbahnen im Test (2): Verdreht im Abenteuerland
Gustav testet Achterbahnen. Und lässt sich für SPIESSER.de durch sämtliche Zentrifugen deutscher Freizeiteinrichtungen jagen. Folge 2: Der „Wirbelwind“ im FORT FUN Abenteuerland.
09. November 2009 - 14:00 von SPIESSER-Autor Gustav.
Langsam fährt der Zug den Hügel hoch. Nicht ungewöhnlich für Achterbahnen, aber die Geräuschkulisse macht mir Angst. Als würde die Bahn mit Diesel fahren und der Kettenantrieb überstrapaziert werden. Keine Zeit, darüber nachzudenken. Mit hoch erhobenen Händen fliege ich in die erste Kurve, es folgt eine Überkopfangelegenheit, dann noch eine und dann noch eine Kurve. Verschnaufen? Von wegen: Der Wirbelwind fährt zwei Runden. Und erntet bei mir einen dicken Sympathiepunkt.
Der Wirbelwind im Fort Fun
Thema der unstrittig brutalsten Achterbahn im nordrhein-westfälischen Hochsauerland ist der Wilde Westen. Der Wirbelwind jedoch weht auf einer grünen Wiese, ringsherum grüner Zaun. Schade, hier wurde nicht viel gestaltet. Stattdessen meldet sich noch während meiner Fahrt ein kurzer, aber durchaus saftiger Regenschauer, wie es im Sauerland nicht unüblich ist. Vollkommen nass verlasse ich den Zug, bin mies gelaunt, will eine Zuckerwatte.
Gustavs erster Kommentar: „Bin nass geworden. Will eine Zuckerwatte.“
Der zweite Kommentar: „Man merkt der Bahn leider ihr Alter an. Der Fahrtverlauf ist, verglichen mit internationalen Rollercoasters nicht sonderlich spektakulär. Dafür kann man sich während der Fahrt gut mit den anderen Passagieren unterhalten, Kontakte knüpfen und im ärgsten Fall auch E-Mail-Adressen austauschen.“
Allgemeine Einschätzung zum Suchtpotenzial: „Mäßig. Es gab einige Passagiere, die von dem Ding nicht mehr loszueisen waren. Mich hat in erster Linie das Ruckeln genervt. Wir sind hier nicht in einer Holzachterbahn!“
Mein Lieblings-Abschnitt: „Die Aussicht von ganz oben. Und dann natürlich die beiden Überkopfsequenzen.“
Das war eher mittelprächtig: „Da mag die Fahrt noch so schön sein; Wenn der Waggon schon unter meinem Gewicht ächzt, dann nehme ich das höchstpersönlich und das lindert wiederum den Fahrspaß.“
Der übrige Park: Irgendwo hinter den sieben Bergen des Sauerlandes liegt Bestwig. Und knapp dahinter das FORT FUN Abenteuerland. Busse fahren nur stündlich, aber wenn man einmal angekommen ist, geht’s ab. Verwegen donnert hier ein Minenzug in den Schacht, ein paar Meter weiter kreist das Kettenkarussell. Vom Riesenrad aus hat der Besucher einen erholsamen Überblick über das Sauerland, dagegen rast man in der Baumstamm-Wildwasserbahn in einen schwarzen Tunnel hinab. Positiv aufgefallen sind mir das Wildwasserrafting „Rio Grande“ und die größte Sommerrodelbahn in einem europäischen Freizeitpark. Die Warteschlangen waren (bis auf die zum „Trapper Slider“) sehr gering.
Der Westernpark, gegründet 1967 durch den Bau eines Sesselliftes, richtet sich überwiegend an junge Familien, ist aber auch für Teenager und Erwachsene geeignet. Hier zählt nicht die Sucht nach Adrenalinkicks, sondern viel mehr die Lust auf einen erholsamen Tag im Freien. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen: Nur drei Attraktionen von fast 30 befinden sich komplett unter einem Dach. An Shows bleibt eine außergewöhnliche Westernshow zu erwähnen, zu der die Zuschauer erst aufwendig mit einer Dampfeisenbahn befördert werden, sowie eine Turmspringer-Show.
Nur für Intelligente: Achtet auf die Wettervorhersage. Beim Sauerland weiß man nie. Wenn die Sonne scheint: Ab ins Abenteuerland! Für Regenliebhaber gibt es eine Regenversicherung für einen Euro: Wer die hat, bekommt bei starkem Regen einen zweiten Tag im FORT FUN geschenkt.
Preis/Leistung: 23 Euro in der Nebensaison und 24 € in der Hauptsaison sind in Ordnung, können es aber nicht mit dem Hansa-Park bei Lübeck aufnehmen. Der hat einfach mehr. Einziger Trost: Wer im Sauerland wohnt, muss für den Hansa-Park erst eine Menge Sprit verfahren. Für den lohnt sich FORT FUN schon eher.
Gustavs Verpflegung: Eine Pommes für 1,90 €. Wasser gab's genug von oben. Die Pommes waren lecker.
Das Fazit: „Kinderfreundlicher Park mit relaxter Atmosphäre und einigen netten Highlights. Den Bringer aber suche ich vergeblich. Wenigstens hatte mein Regenschirm ordentlich zu tun.“
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