Benjamin, 20: Frauen sind nicht gleichberechtigt!
Sind Männer und Frauen wirklich auf allen Ebenen gleichgestellt? Ich sage klar „Nein!“. Ein Beispiel: In Deutschland verdienen Frauen nach wie vor weniger als Männer – durchschnittlich 22 Prozent. Auch ist es für Frauen schwieriger, Führungspositionen zu erlangen. Solange mit dem weiblichen Geschlecht bestimmte Führungsqualitäten, wie Dominanz, Selbstsicherheit und Autonomie, weniger stark assoziiert werden, werden Frauen in eine bestimmte Rolle gedrängt: ihnen wird weniger zugetraut als Männern. Es muss also noch einiges getan werden.
Das Problem der aktuellen Feminismus-Debatte ist, dass viele die Bewegung nicht (mehr) ernst nehmen und albern finden. Die Journalistin Ronja von Rönne hat beispielsweise 2015 mit einem Artikel für Die Welt für Wirbel gesorgt. Sie sei von der Bewegung angeekelt, ärgere sich über die Zerstörung der deutschen Sprache durch Nennung beider Geschlechter und findet, dass Menschen, die sich ungerecht behandelt fühlten, sich selbst auflehnen müssten und nicht auf eine gesellschaftliche Bewegung hoffen dürften.
Genauso hat der Feminismus aber eben immer funktioniert. Bis in die 1960er Jahre durften Frauen kein eigenes Konto führen, bis in die 70er nicht ohne Erlaubnis des Ehemanns arbeiten. Diese Missstände ließen sich nur durch die geballte Kraft mutiger Frauen beseitigen.
Ein Problem entsteht dann, wenn wegen gewisser Aspekte, die der Feminismus mit sich bringt, die ganze Bewegung in Verruf gerät. Ja, mich nervt es auch manchmal, auf eine „gendergerechte Sprache“ zu achten und von Kommilitoninnen vorgeworfen zu bekommen, dass es nicht „Studenten“, sondern „Studierende“ heißen würde. Das ist aber noch lange kein Grund, den Feminismus als solchen zu verurteilen.
Solange die erwähnten Probleme noch nicht beseitigt sind und Frauen nicht in allen Bereichen des Lebens gleiche Rechte und Chancen haben, sollte es Aufgabe beider Geschlechter sein, weiter dafür zu kämpfen. Und wie sollte das besser klappen als auf altbewährte Weise mit dem Feminismus?
Teaserbild: Anja Nier
Katharina, 17: Feminismus ist out!
Den Begriff Feminismus habe ich das erste Mal gehört, als Nachrichten über die Aktivistinnen von Femen berichteten, die oberkörperfrei für Frauenrechte protestierten. Damals war ich verwundert: Wofür ziehen sie sich aus? Der Feminismus wird doch nicht mehr gebraucht!
Feminismus ist im späten 18. Jahrhundert entstanden. Damals begannen Frauen dagegen zu protestieren, als schwächeres Geschlecht zu gelten. Schulpflicht für Mädchen, Wahlrecht für Frauen, die Pille – hart erkämpfte Meilensteine auf dem Weg zur Gleichberechtigung.
Meilensteine, die heute in unserer Gesellschaft selbstverständlich sind. Klar, dass Jungs und Mädchen gleichermaßen zur Schule gehen. Unabhängig vom Geschlecht kann in Deutschland jeder eigene Entscheidungen zur Familienplanung, Berufs- und Partnerwahl treffen. Das Grundgesetz legt Gleichberechtigung als Grundsatz eindeutig fest.
Die Ziele des Feminismus haben sich erfüllt. Frauen verdienen zwar im Schnitt noch weniger als Männer, aber das hat die Politik erkannt. Sie arbeitet bereits an einem Gesetzentwurf zur Lohngerechtigkeit. Für solche Schritte sind hier keine Proteste und Demonstrationen mehr notwendig.
So wie sich die Gesellschaft weiterentwickelt, wandelt sich der Feminismus. Er sucht sich neue Themen. Aber egal, ob „Femojis“ eingeführt werden sollen – Emojis speziell für Menstruationsthemen –, oder ob man Wörter „gendern“ muss: Es geht um Kleinigkeiten. Kleinigkeiten, die sich in eine gefährliche Richtung entwickeln können: Zwischen Mann und Frau herrscht ein Gleichgewicht, dass sich nicht zur Überhöhung der Frau wandeln sollte.
Die klischeemäßige Feministin gibt es zwar nur noch selten, aber es gibt neue Strömungen des Feminismus. Da geht es nicht mehr um Gleichberechtigung, sondern um die Unterordnung des Mannes.
Für die jüngste Generation ist Feminismus kein Thema mehr. Nicht, weil er falsche Inhalte transportiert, sondern weil er nicht mehr gebraucht wird – das ist doch ein gutes Zeichen.