Leo, 21: „Drogenhandel das Handwerk legen“
„Das ehrenhafte Experiment“ nannte es die US-amerikanische Regierung, als sie Alkohol im Jahre 1920 vollständig verbot. Es folgte eine beispiellose Blütezeit der Mafia. Die beschaffte dem Volk seine flüssige Lieblingsdroge illegal. Die Verbrecher-Bosse trieben ihre Machenschaften so wild, dass die Regierung den Alkohol bald wieder erlauben musste.
Ähnlich sinnvoll wie das Alkoholverbot in den USA, ist das Verbot von Cannabis – oder „Gras“ – heute. Auch hierzulande schaffen es die Behörden nicht, dem Drogenhandel das Handwerk zu legen. Schlimmer noch: Die Polizei muss sogar jeden anzeigen, den sie beim Kiffen erwischt. Die Verfahren gegen die Konsumenten werden dann oft wegen „geringfügiger Mengen“ eingestellt. Die Folgen: ein Haufen Papierkram, Tausende von falsch beschäftigten Beamten und Millionen verfeuertes Steuergeld. Überlastete Städte wie Berlin und Düsseldorf haben daraus die logische Konsequenz gezogen und den regulierten Verkauf beantragt.
Die staatliche Kontrolle von Cannabis könnte außerdem Minderjährige vom Kiffen abhalten. Denn niemand bestreitet, dass Gras rauchen vor allem in der Pubertät gefährlich ist. Genauso wie Schnaps und Zigaretten eben. Aber der Dealer auf dem Schwarzmarkt fragt nicht nach dem Personalausweis seiner Kunden, anders als in einem offiziellen Cannabis-Geschäft. Dort wäre das legale Gras nicht mit lebensbedrohlichen Substanzen wie Glas, Haarspray oder Blei gestreckt. Diesem gefährlichen Markt wäre mit günstigerem Gras aus staatlicher Hand die Geschäftsgrundlage entzogen.
Und Gras ist auch keine Einstiegsdroge. Sonst müsste Deutschland mit seinen etwa vier Millionen Grasrauchern doch Millionen Kokain- und Heroinsüchtige haben. Nur Erwachsene sollten Gras in legalen Läden erwerben und sich dabei sogar von Fachkräften über „Risiken und Nebenwirkungen“ beraten lassen können. Für diejenigen, die ihren Konsum trotzdem nicht im Griff haben, gäbe es mehr Geld, um ihnen zu helfen. Milliarden könnte Deutschland dank Cannabis-Steuern und entlasteter Verwaltung einnehmen und es in Aufklärung und Behandlung stecken.
Gute Vorbilder gibt es schon: Nicht nur bei unseren niederländischen Nachbarn, sondern auch in Ländern wie Portugal, Italien oder Uruguay rennt die Polizei Graskonsumenten nicht mehr hinterher, sondern duldet den Konsum in Maßen. Selbst in den USA legalisieren einzelne Bundesstaaten nach und nach Cannabis. Da hat jemand aus seiner Vergangenheit gelernt.
Teaserbild: Claudia Wehner
Ines, 18: „Ohne mich!“
Die Pro-Cannabis-Aktivisten sind in letzter Zeit laut geworden. Ich muss zugeben, dass viele ihrer Argumente plausibel erscheinen: Alkohol und Tabak sind bei uns legal, obwohl Gras nicht gefährlicher ist. Es gibt keine wirkliche Überdosis und es ist noch nie ein Tod aufgrund von Cannabiskonsum registriert worden. Dem Gegenüber sind die Zahlen der durch Alkohol oder Tabak bedingten Tode erschreckend hoch. Warum also Gras noch weiter verbieten?
Wenn man durch die Straßen von Amsterdam bummelt, hat man permanent diesen süßlich herben Geruch in der Nase. Beim Umsehen findet man die Quelle dieses „Duftes“ schnell: Häufig junge Leute, die sich unterhalten und einen Joint herumreichen. Oder aber die zahlreichen Coffeeshops, in denen Menschen wie ein Schluck in der Kurve, halb von ihrem Stuhl gerutscht dasitzen und mit roten Augen und auf Halbmast gesetzten Lidern einsam ihre „Tüte“ zwischen den Fingern halten.
Kein schönes Bild, wie ich finde. Allerdings gehören die vielen Coffeeshops genauso zu Amsterdam wie die zahlreichen Brücken und bunten Fahrräder. Dass jetzt allerdings deutsche Großstädte wie Berlin oder Düsseldorf den Verkauf von Cannabis legalisieren wollen, ist eine völlig andere Sache.
In Holland mag das Rauschgift zur Kultur gehören, bei uns jedoch hat es, im Gegensatz zum Alkohol, keinen traditionellen Stellenwert. Die Befürworter der Legalisierung haben wohl recht damit, dass Alkohol eine mindestens genauso gefährliche Droge ist, aber - ob man es nun für gut oder schlecht halten mag – das Bier gehört beispielsweise zu Bayern wie Brad Pitt zu Angelina Jolie.
Nichtsdestotrotz gefährden Drogen das friedliche und gefahrlose Zusammenleben in der Gesellschaft. Die Aufgabe des Staates ist es, das auch zu bewahren. Dass aktuell, und auch für den Fall des geregelten Verkaufs, unter der Hand weiterhin gekifft wird, ist keine Frage. Würden die Behörden den geregelten Verkauf von Cannabis offiziell erlauben, würde das ein falsches Zeichen setzen: So entfernen wir uns nur noch mehr von dem Ziel einer möglichst drogenfreien Gesellschaft.
Und mal ehrlich, wollen wir wirklich eine weitere Droge, die auf jeder x-beliebigen Party völlig gewissensfrei konsumiert werden kann? Denn sobald der offizielle Kauf legal und somit für alle ab 18 zugänglich sein wird, wird das „grüne Samt“ Einzug auf jegliche Wochenend-Party nehmen. Und wir kennen sie doch alle: Freunde, die nach ihrem Joint nicht mehr zu gebrauchen sind. Und das soll zur Gewohnheit werden? Ohne mich!