Sie sollen Flügel verleihen, dir eine Bühne verschaffen und dich die Nacht durchtanzen lassen. Die Rede ist von Energy-Drinks. Doch immer mehr Politiker und Verbraucherschützer fordern ein Abgabeverbot von diesen Aufputschmitteln an Minderjährige. Was es damit auf sich hat, erklärt euch SPIESSER-Autorin Carolin.
22. February 2015 - 12:23 SPIESSER-Autorin kleinesinsekt.
6 Uhr morgens, der Wecker klingelt. Dabei bin ich doch erst vor drei Stunden ins Kissen gesunken. Da muss Hilfe her! Kaffee kann ich nicht mehr sehen, davon hab ich genug getrunken in der letzten Zeit. Vielleicht ein Energy-Drink? Flügel wie in der Werbung könnte ich jetzt gut gebrauchen, damit ich die Bahn noch erwische. Doch augenblicklich spuken mir Geschichten über all die fragwürdigen Nebenwirkungen durch den Kopf. Was soll eigentlich so schlimm daran sein?
Mehr Information, bitte!
Beim Blick auf die Zutatenliste von Energy-Drinks fallen neben Koffein besonders diese Inhalte ins Auge: Zucker, Taurin, Inosit und Glucuronolacton. Die Wirkung des Zuckers ist unumstritten: Er spendet dem Körper Energie, die schnell aufgenommen und umgewandelt werden kann. Für Taurin, Inosit und Glucuronolacton hingegen ist bisher keine leistungssteigernde Wirkung belegt. Taurin leitet sich vom lateinischen taurus (deutsch: Stier) ab, da es tatsächlich ursprünglich mal aus der Gallenflüssigkeit von Ochsen gewonnen wurde. Der menschliche Körper nimmt es über die Nahrung auf, vor allem durch Meeresfrüchte und Fleisch. Auch Inosit und Glucuronolacton kommen in kleinen Mengen über die Gabel in den Körper.
Aus einem wurden viele: Energy-Drinks gibt es
heute wie Sand am Meer. Foto: Flickr-User Michael Coté (CC BY 2.0)
Doch was könnte die Gummibärchenbrause so gefährlich machen? Die Risiken stellen nicht, wie lange vermutet, die Inhaltsstoffe mit den exotischen Namen oder die beliebte Kombination mit Alkohol dar, sondern der hohe Koffeingehalt. Wird nämlich zu viel davon aufgenommen, drohen Nebenwirkungen wie Magenschmerzen, Unruhezustände, Kopfschmerzen, Herzrasen bis hin zu Angst- und Panikattacken. Immer öfter werden auch Kinder und Jugendliche mit solchen Koffeinvergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert. In den USA und Frankreich gab es erste Todesfälle, die damit in Verbindung gebracht werden. Auch die langfristigen Risiken sind nicht zu unterschätzen. Der Kinderkardiologe Dr. Martin Hulpke-Wette erklärt: „Die Schäden am Herzmuskel sehen so aus, dass der Herzmuskel immer dicker wird, weil das Herz durch das Koffein in dem Energy-Drink aufgefordert wird, immer mehr Leistung zu erbringen, immer höhere Blutdruckwerte zu entwickeln, immer schneller zu schlagen. Das ist ein Muskeltraining, das aber dem Herzen überhaupt nicht gut tut.“
Experten, bitte!
Es ist ja nicht so, dass niemand von uns Energy-Drinks konsumieren würde. Laut der Verbrauchs- und Medienanalyse VuMA trinken 63% der 14- bis 29-Jährigen zumindest gelegentlich die süßen Wachmacher. Knapp 10% sogar mehrmals in der Woche.
Sieht unscheinbar aus, hat es aber
in sich: Koffein. Foto: Flickr-User mararie (CC BY-SA 2.0)
Unbedenklich für Kinder und Jugendliche sind laut einer neuen Studie der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) 3mg Koffein pro kg Körpergewicht. Wenn also ein 12-jähriger Junge mit 50kg Körpergewicht eine Dose eines normalen Energy-Drinks trinkt, ist diese Obergrenze schon überschritten. Für Erwachsene gilt eine Einzeldosis von bis zu 200mg Koffein als sicher. Wie man sich leicht vorstellen kann, erschweren oftmals schon 100mg das Einschlafen.
Politiker und Verbraucherschützer fordern mittlerweile eine klare Regelung der Abgabe von Energy-Drinks. Der EU-Gesundheitskomissar Vyteni Andriukaitis beispielsweise fordert ein Abgabeverbot an Minderjährige. In seiner Zeit als Gesundheitsminister in Litauen hatte er dort bereits die Einführung eines solchen Gesetzes erreicht.
Die Verbraucherschutzorganisation foodwatch möchte mit einer E-Mail-Aktion an den Bundesernährungsminister Christian Schmidt nicht nur ein Verbot der Abgabe von Energy-Drinks an Minderjährige durchsetzen, sondern dazu noch ein generelles Verkaufsverbot von Energy-Shots, die einen nochmal deutlich erhöhten Koffeingehalt haben. Diese gehören nämlich nicht zu den Erfrischungsgetränken, sondern werden als Nahrungsergänzungsmittel gehandelt und fallen damit nicht unter die Regelung der Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung, welche eine Koffein-Höchstgrenze von 320mg/l festsetzt.
Der CSU-Politiker Christian Schmidt sieht jedoch keine Notwendigkeit in einem Verbot bzw. einer Beschränkung der Abgabe von Energy-Drinks. Er weist die Verantwortung zur Information stattdessen vor allem den Erwachsenen zu. So sollen Eltern und Lehrer dafür zuständig sein, Kinder und Jugendliche über die möglichen Folgen des Konsums aufzuklären. Foodwatch findet das nicht ausreichend. Der Pressesprecher Andreas Winkler erklärt: „Natürlich haben auch Eltern eine Verantwortung, aber das darf keine Ausrede dafür sein, dass die riskanten Energy-Drinks weiter frei verkäuflich im Supermarktregal liegen. Warnhinweise im Kleingedruckten und mehr Aufklärung allein reichen nicht.“
Alternativen, bitte!
Was also tun, wenn die nächste Klausur ansteht, die letzte Nacht kurz war oder du auf drei Hochzeiten gleichzeitig tanzen musst? Oft genügt schon ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft oder ein paar Kniebeugen, um den Körper wieder in Schwung zu bringen. Wenn die Müdigkeit sich davon nicht vertreiben lässt, sei eher zu einer heißen Tasse Tee als zu einer Dose Energy-Drink geraten. So hat Grüner Tee beispielsweise, je nach Sorte und Qualität, einen ähnlich hohen Koffeingehalt wie so mancher Energy-Drink. Da das Koffein hier aber an Gerbstoffe gebunden ist, die dafür sorgen, dass es erst nach und nach freigesetzt wird, ist Tee deutlich besser verträglich als Energy-Drinks. Und ganz nebenbei hat eine blümchenbedruckte Teetasse von Oma wohl deutlich mehr Stil als eine Aluminiumdose, auf die ein Rhinozeros gedruckt ist!
Text: Carolin Eyert
Teaserfoto: Flickr-User David Brown (CC BY 2.0), bearbeitet
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