Die deutsch-spanische Krimiserie „La Zona – Do Not Cross“ schildert dystopisch-düster das Leben nach einem Reaktorunfall und menschliche Abgründe. Actionreich und tragisch setzt sie sich auch mit der Frage auseinander, wie man leben soll, wenn das meiste, woran man bisher festhielt, zerstört ist.
Der Super-GAU in einem Atomkraftwerk in der nordspanischen Stadt Gijón ist drei Jahre her, aber das alltägliche Leben der Menschen, die in einem weiten Umkreis um den Reaktor wohnen, ist noch immer weit von Normalität entfernt. Seit der Katastrophe ist rundherum eine riesige Sperrzone eingerichtet worden, in der sich keine Zivilistinnen und Zivilisten aufhalten dürfen. Nur in die so genannten Wiederansiedlungsgebiete dürfen die ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner nach und nach wieder zurückkehren.
Der Polizist Hector Uria (Eduard Fernández) hat selbst noch immer mit den Folgen des Unglücks zu kämpfen: Beim Reaktorunfall verlor er seinen Sohn. Zudem ist Hector der Einzige unter jenen Ersthelfern, die direkt nach dem Unfall vor Ort waren, der überlebt hat. Von anderen wird er deswegen als Held angesehen, er selbst scheint verloren und ist abhängig von Medikamenten. Als im Kernareal der Sperrzone eine Leiche entdeckt wird – kopfüber an einem Seil von der Decke einer Lagerhalle hängend, mit Bissspuren, die von Wölfen, aber auch von Menschen stammen – macht sich Hector gemeinsam mit seinem Kollegen Martin Garrido (Álvaro Cervantes) in der Sperrzone auf die Suche nach dem Mörder.
Der Polizist Hector wird von dem zweimaligen Goya-Preisträger Eduard Fernández (auch in: „Obaba“, „Che: Part Two“, „Die Haut, in der ich wohne“) verkörpert, sein Kollege Martin von Álvaro Cervantes (auch in: „Carlos, rey emperador“, „1898, Our Last Man in the Philippines“). Die Ärztin Julia Martos, die Hector, mit dem sie eine Affäre hat, immer wieder Medikamente zuschustert, wird von der brillanten Alexandra Jiménez (auch in: „Los Serrano“, „Cheers“) gespielt. Erwähnenswert ist auch die junge Drogenschmugglerin Zoe Montero, die vom spanischen Supermodel Alba Galocha dargestellt wird. Die meisten Schauspielerinnen und Schauspieler werden vor allem einem spanischen Publikum bekannt sein, aber es ist ja sowieso schön, nicht immer die gleichen Gesichter auf der Mattscheibe zu sehen.
Eine beeindruckende Kulisse, teilweise festgehalten in längeren Landschafts- oder Stadtaufnahmen, sorgt für mächtig Atmosphäre. Die düster-dystopische Bildsprache passt im Großen und Ganzen gut zur Geschichte, allerdings rutscht sie mit durch gar zu viel Weichzeichnung an mancher Stelle ins Kitschige ab. Generell hätten aber viele der Einstellungen das Potential dazu, als Fotografien ins Wohnzimmer gehängt zu werden.
Gibt’s was zu meckern?
Schauspielerisch hätte mehr drin sein können, vor allem die Actionszenen wirken manchmal arg gestellt. Manch einer wird vielleicht beklagen, dass das Erzähltempo sehr langsam ist, allerdings gibt das auch die Möglichkeit, Konfusion und Informationsmangel nach der Katastrophe besser nachzuvollziehen: Wie die Bewohnerinnen und Bewohner der Gegend um Gijón erfahren die Zuschauerinnen und Zuschauer nur nach und nach, was eigentlich los ist.
„Dann gibt es aber auch noch die Szenen, die einen vor Grauen
erstarren lassen.“
Braucht man Taschentücher?
Ja. Einige Szenen sind sehr ergreifend, vor allem wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen und Verluste geht. Dann gibt es aber auch noch die Szenen, die einen vor Grauen erstarren lassen – da ist es manchmal ganz gut, ein Taschentuch zu haben, das man zerfetzen kann, wenn es zu aufregend wird.
Mit wem angucken?
Mit Freundinnen, Freunden und Familie. Und währenddessen alle ganz fest drücken und sagen, wie lieb man sie hat. Auch gut geeignet für Anti-Atomkraft-Happenings.
Was macht man danach?
Auf Ökostrom umstellen und sich ein „Atomkraft? Nein Danke!“-Fähnchen ans Fahrrad hängen.
In drei Worten:
Spanien, Atomkatastrophe, Grusel
Große Leinwand oder kleiner Bildschirm?
Trotz toller Bilder lieber auf einem kleineren Bildschirm anschauen, denn an mancher Stelle hapert's ein wenig an der schauspielerischen Darstellung der Figuren. Wer in solchen Momenten lieber knapp am Bild vorbeischauen möchte, ist mit einem Laptop gut bedient.
Mainstream oder Independent?
Die Co-Produktion von ZDFNeo und dem spanischen Bezahlsender Movistar wirkt ein bisschen wie die kleine Indie-Schwester der pompösen HBO- und Sky-Serie „Chernobyl“.
La Zona – Do Not Cross
Regie: Jorge Sánchez-Cabezudo Protagonisten: Eduard Fernández, Álvaro Cervantes, Alexandra Jiménez Release: In Deutschland am 1. Juni in der ZDF Mediathek und ZDFNeo, auf DVD und Bluray am 24. Juni Folgen: 8 Folgen á 50 Minuten Genre: Thriller/Krimi FSK: 16
Text: Miri Watson Bilder: Themroc PR & Promotion
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