Kinofeeling: Suicide Tourist – Es gibt kein Entkommen
Stell dir vor, du hast eine unheilbare Krankheit und siehst keinen Lebenssinn mehr. Was würdest du tun? „Suicide Tourist – Es gibt kein Entkommen“ greift das schwierige und kontroverse Thema begleiteter Suizid auf. SPIESSER-Autorin Lara hat der Film noch eine Weile beschäftigt. Warum, lest ihr hier.
Max Isaksen (Nikolaj Coster-Waldau), der in einer Versicherungsagentur arbeitet, bekommt die schreckliche Diagnose: Er hat einen unheilbaren Hirntumor. Er zieht sich immer weiter zurück, verschweigt seinen akuten Gesundheitszustand sogar seiner Freundin und beschließt schlussendlich, seinem Leben ein Ende zu setzen. Jedoch scheitern seine Selbstmordversuche.
Eines Tages erhält er einen überraschenden Anruf seiner ehemaligen Kundin Alice. Diese möchte den Tod ihres Mannes Arthur aufklären, um seine Lebensversicherung in Anspruch nehmen zu können. Die beiden stoßen auf ein Abschiedsvideo von Arthur aus dem „Hotel Aurora“, welches geplante und betreute Suizide anbietet. Der Wunsch nach einem würdevollen Abschied, der so schmerzfrei wie möglich abläuft, steht im Zentrum dieser Einrichtung.
Max, der sich im tragischen Schicksal von Arthur wiederfindet, beschließt aus eigenem Interesse, sich dieses Hotel näher anzuschauen. Doch einmal vor Ort, lässt sich diese Entscheidung nicht rückgängig machen.
Die Hauptrolle des Versicherungsmaklers Max spielt der dänische Schauspieler Nikolaj Coster-Waldau, der mit seiner Rolle Jaime Lannister in „Game of Thrones“ international bekannt wurde. An seiner Seite ist seine Freundin Lærke, gespielt von Tuva Novotny („Britt-Marie war hier“, „Rosemari“). Zudem gibt es ein paar Nebendarsteller wie Ari (Robert Aramayo), der ebenfalls Gast im Hotel Aurora ist, sowie die Kundin der Versicherungsagentur Alice, die von Sonja Richter („Deutschstunde“) verkörpert wird.
Filmischer Augenschmaus?
Beeindruckend ist auf jeden Fall die Filmkulisse mitten im norwegischen Nirgendwo. Das „Hotel Aurora“ ist ein riesiger Glaskomplex zwischen einer rauen Felsenlandschaft. Dieses Setting lässt die Einrichtung eher wie ein schickes Luxushotel anmuten, als ein Ort des Sterbens.
Ergreifend wird es, als Max tiefere Einblicke in die Abläufe des „Hotels Aurora“ gewinnt und ihm die Tragweite seiner Entscheidung erst so richtig bewusst wird. Man spürt förmlich den Zwiespalt zwischen seiner Entscheidung für den Tod einerseits und den aufkommenden Zweifeln auf der anderen Seite.
Eine Szene mit Max und Ari im Hotel Aurora ist mir besonders im Kopf geblieben. Beide Charaktere schaffen es in diesem Moment, mich als Zuschauerin mit in ihr Innenleben zu nehmen und ihre Verzweiflung und den verlorenen Lebensmut offen darzustellen.
Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas gibt es in „Suicide Tourist“ leider Szenen, die auf für mich unangenehme Weise versuchen, Humor zu erzeugen. So klingelt mehrfach ein Telefon zu den komischsten Momenten (unter anderem während eines Selbstmordversuchs) und führt immer wieder zu Unterbrechungen der Handlung.
Auf einen Blick
Action: ✪ ✪
Romantik: ✪
Humor: ✪
Niveau: ✪ ✪ ✪ ✪
Bildungsfaktor: ✪ ✪ ✪
Gibt’s was zu meckern?
Die Handlung verläuft nicht chronologisch, stattdessen gibt es immer wieder Zeitsprünge und Rückblenden. Dadurch ist es manchmal etwas schwierig, Handlungsstränge zu verknüpfen, kurz gesagt fehlt mir im ganzen Film ein roter Faden.
Und ohne zu viel zu verraten: Gegen Ende bekommt der Film absurde Züge und gleitet plötzlich von Drama zu Thriller ab. In meinen Augen unnötig.
Braucht man Taschentücher?
Der Film verstört, er macht nachdenklich und verursacht eine bedrückende Stimmung. Taschentücher braucht man meiner Meinung nach aber nicht.
Mit wem angucken?
Am besten nicht allein, sondern mit einem Freund oder einer Freundin, um sich im Anschluss darüber auszutauschen, wie es euch ergangen ist. Aufgrund der Thematik ist „Suicide Tourist“ keine leichte Kost.
Max kann Lærke nicht die Wahlheit über
seinen Gesundheitszustand sagen.
Was macht man danach?
„Suicide Tourist“ gibt keine Antwort auf das Richtig oder Falsch von begleitetem Suizid, liefert aber ein paar Denkanstöße. Daher empfehle ich, sich unbedingt näher mit Fragen wie Selbstbestimmung über das eigene Leben, der gesetzlichen Lage zum Thema Sterbehilfe sowie den Themen Schuld und Gewissen zu beschäftigen.
In drei Worten:
beklemmend, ergreifend, kalt
Große Leinwand oder kleiner Bildschirm?
Ich würde die große Leinwand empfehlen, die Botschaft des Films kommt aber auch über Tablet, Laptop und Co rüber.
Mainstream oder Independent?
Das Thema ist zu sensibel, um es als Mainstream abzustempeln. Aufgrund der Umsetzung ist es dann aber doch nicht Independent-würdig.
Suicide Tourist - es gibt kein Entkommen
Regie: Jonas Alexander Arnby Darsteller: Nikolaj Coster-Waldau, Tuva Novotny, Sonja Richter Robert Aramayo und weitere Filmstart: 2. Juli 2020 Filmlänge: 90 Min. Genre: Drama FSK: 12
Hinweis:
Wenn es dir nicht gut geht oder du Selbstmord-Gedanken hast, kontaktiere bitte umgehend die Nummer gegen Kummer (nummergegenkummer.de). Unter der kostenlosen Hotline 116 111 erhältst du anonym Hilfe von Berater*innen, die in schwierigen Situationen ein offenes Ohr für dich haben. Gemeinsam werdet ihr eine Lösung finden, damit es dir wieder besser geht.
Schule durch, Abschluss in der Hand. Und jetzt? Was bleibt von den bis zu 12.000 Stunden, die jeder Mensch durchschnittlich die Schulbank drückt? Der Dokumentarfilm „Bildungsgang. Bildung neu denken.“ begleitet die Jugendlichen vom Verein Demokratische Stimme der Jugend e.V., die diese
Der Disney Channel feiert den Weltfrauentag – ihm zu Ehren findet am 11. März der „Superheldinnen-Tag“ statt. Euch erwartet ein Tag voller Girl-Power mit Heldinnen des Disney Channels sowie die Deutschland-Premiere des neuen Serienhighlights „Marvel Moon Girl und Devil Dinosaur“.
Die leicht frische Sommerkomödie, lädt euch nach Monaco und Frankreich ein. Bei der wohlhabenden Familie Bartek bekommt ihr einen klischeegerechten Einblick in die Herausforderungen der Erziehung reich-geborener Kinder. Mit „Meine schrecklich verwöhnte Familie“ reiht sich ein
In einer nicht allzu fernen Zukunft leidet die Menschheit genau unter den Problemen, von denen Wissenschaftler heute schon seit Jahrzehnten sprechen: Die Klimakrise ist im vollen Gange. SPIESSER-Autor Daniel hat sich "The Last Journey", die dystopische Vision in Spielfilmlänge angesehen.
Wie leicht lassen wir uns von radikalem Gedankengut verführen? Dieser Frage geht „Je suis Karl“ nach und erzählt die Geschichte einer aufkommenden jungen radikalen Bewegung. Ein aktuelles politisches Meisterwerk, dass auf eine junge Zielgruppe zugeschnitten ist. Ob Regisseur Christian
Wer nicht genug kriegen kann von tiefen Einblicken in die Berliner Gangsterwelt a la „4 Blocks“ oder „Skylines“, wird ohne Frage auch bei „Ein nasser Hund“ voll auf seine Kosten kommen. Daneben gibt es aber noch eine weitere Komponente, die den Streifen definitiv sehenswert
Mit seinem neuen Dokumentarfilm „Wer wir waren“ möchte Marc Bauder seinen Zuschauern einen Blick auf den derzeitigen Zustand unserer Welt präsentieren und die Botschaft vermitteln, dass wir es selbst in der Hand haben, wer wir sind. Doch schafft der Film das? SPIESSER-Autorin Katharina
Der Dokumentarfilm „GUNDA“ lässt den Zuschauer das Leben von Nutztieren nicht nur sehen, sondern auch erleben. Auf Augenhöhe begegnen wir den Protagonisten und dürfen uns fragen, welchen Platz wir ihnen in unserer Welt zuweisen - und wie wir diesen vor uns selbst rechtfertigen können.
Seit 1987 wird in Berlin im Rahmen der Berlinale der TEDDY Award für queere Filme verliehen. Auch in weiteren deutschen Großstädten wird durch Queerfilm-Tage oder während Filmfestivals der Fokus auf Filme rund um die LGBTQIA+ Community gelegt. Einige unserer Queerfilm-Empfehlungen
Zwischen Drama und Drogenthriller kommt dieser Film mit einem Flair aus den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts daher. Trotz klischeehaftem Cast überzeugt dieser Coming-of-Age Film mit seiner Nostalgie einer längt vergangenen heißen Sommernacht. Ob der Film es schafft sich genug abzuheben
Christiane Felscherinow, die in Berlin im Drogensumpf versinkt, ist so etwas wie die Symbolfigur für die Drogenszene der 70er und 80er Jahre. Die Geschichte von Christiane F. und ihren Freunden wurde nun in einer Serie neu interpretiert. Ob diese neue Fassung des altbekannten Stoffs geglückt
„Yes, God, Yes“ ist nicht nur der Titel des neuen Films von „Stranger Things“-Starlet Natalia Dyer, sondern auch der Ausruf, der unserem Autor entfuhr, als der Film endlich vorbei war. Sein Fazit: Seichteste Teenie-Unterhaltung mit so zarter Religionskritik, dass der Religionslehrer
Wie weit darf Kritik gehen? Der neue Kinofilm „Und morgen die ganze Welt“ behandelt ein brisantes Thema. Studentin Luisa kämpft für einen besseren Ort – was für sie bedeutet: weg mit der rechten Ideologie in Deutschland! Ob Gewalt, wie sie zeitweise im Film gezeigt wird,
Wer hat Bock auf eine optimale Mischung aus großen Gefühlen und bösen Gags? „Milla meets Moses“ bietet beides auf hohem Niveau! Die australische Indie-Perle dürfte allen gefallen, die sich auch jenseits vom Hollywood-Mainstream unterhalten lassen können.
Auf den Spuren der Straßenhunde Moskaus – am 24. September erscheint der Dokumentarfilm „Space Dogs“ in den deutschen Kinos. Er begleitet die Vierbeiner auf ihren Streifzügen bei Tag und Nacht und verknüpft die Aufnahmen mit historischem Filmmaterial der sowjetischen
Stell dir vor, du müsstest jemandem eine Sprache beibringen, die du selber nicht sprichst. Nun stell dir vor, dein Leben würde davon abhängen. In „Persischstunden“ erlebt Gilles genau das. SPIESSER-Autorin Annika hat den Film für euch gesehen.
Ein überraschend packendes und spannendes Biopic über eine starke Frau und ihre schwachen Momente. „Jean Seberg – Against all enemies“ vereint die Verfilmung der schwersten Zeit für die Schauspielerin mit dem Flair eines Verschwörungsthrillers und dem eleganten Charme
Kann ein Straftäter zum Heiligen werden? Oder ist diese intensive Verbindung zu Gott ausschließlich anderen vorbehalten? Wann haben Menschen Vergebung verdient und wann nicht? SPIESSER-Autorin Jasmin hat im Film „Corpus Christi“ versucht Antworten zu finden.
Wird der aus dem Kosovo stammende Xhafer in seinem Job absichtlich schikaniert oder verliert er langsam den Bezug zur Realität? Wieso SPIESSER-Auto Dominic vom Kinofilm „Exil“ (Kinostart: 20. August 2020) so angetan ist und an wen er ihn weiterempfehlen möchte, lest ihr hier.
Sommer, Sonne, erste Liebe – „Kokon“ begleitet die junge Nora durch eine Zeit voller Veränderungen. SPIESSER-Autor Daniel hat den Film für euch gesehen und ist froh, diese verwirrende Zeit, die im Film gezeigt wird, bereits hinter sich zu haben.
Brutalität, Leid, tausende Tote – all das sind Worte, die wir mit dem Krieg in Syrien assoziieren. Die meisten von uns kennen dies nur aus den Medien. Aber wie ist es, wenn man selbst mittendrin in diesem Krieg ist und vor allem: Wie kommt man wieder raus? All das sind Fragen, mit denen sich
Er möchte mehr als „Bett und Butterbrot“. Er möchte ein anständiges Leben führen. Er möchte gut sein. Vom Scheitern, Aufstehen und Weitermachen des geflohenen Westafrikaners Francis erzählt Burhan Qurbani in seinem Film „Berlin Alexanderplatz“. Ob
Surreal, teils düster, schwarz-weiß: Unter der Regie von Carlos A. Morelli kommt ab 25. Juni „Der Geburtstag“ in die Kinos. Ein gelungener Kontrast zum sonstigen Kinoprogramm, findet SPIESSER-Praktikantin Lara und hat den Film für euch genauer unter die Lupe genommen.
Eine Bushaltestelle irgendwo in Brandenburg. Zwei Männer, die auf'n Bus warten und dabei mit einem Dosenbier offen und ehrlich über ihr Leben sprechen. Was traurig klingt, überrascht mit vielseitigen und witzigen Dialogen.
Inspiriert von Deborah Feldmans Memoiren „Unorthodox – die skandalöse Ablehnung meiner chassidischen Wurzeln“ erzählt die am 26. März startende Netflix-Serie die Flucht und die Befreiung der jungen Esthy. Dass es einen Unterschied zwischen Flucht und Befreiung gibt, wird
Wenn aus Nachbarn Gegenspieler werden: Der ZDF-Dreiteiler (Romanverfilmung von Juli Zeh) nimmt die Zuschauer mit in den Mikrokosmos Dorfleben in Brandenburg, erzählt über Windkraftenergie und das alltägliche Leben.
In einander verwebte Schicksale im apokalyptischen Setting – „8 Tage“ hat Autor Kevin in vielerlei Hinsicht überzeugt, auch wenn die Serie in den ersten Folgen eine Schwelle birgt. Hat man die passiert, ist man jedoch „am Ende sogar etwas traurig, dass es nicht zwölf Tage waren.“
Back to the 70ies in ein Bisschen gruselig – „Scary Stories to tell in the Dark“ von Guillermo del Toro erscheint am 12.3. auf DVD und Blu-ray. SPIESSER-Autor Moritz konnte sich fürs Setting begeistern, vermisste aber den Grusel- und Horrofaktor.
In „Spides“ trifft Science Fiction auf Hauptstadt, die zum Schauplatz einer düsteren Verschwörung wird, irgendwo zwischen Gut und Böse. SPIESSER-Autorin Sophia fasst die ersten drei Folgen der Serie zusammen: undurchsichtig, creepy, weird.
Meisterhafte Charaktere meisterhaft besetzt. Wieso Guy Ritchies „The Gentlemen” (Kinostart: 27. Februar) SPIESSER-Autorin Lena an „Der König der Löwen“ erinnert, lest ihr hier.