Ein überraschend packendes und spannendes Biopic über eine starke Frau und ihre schwachen Momente. „Jean Seberg – Against all enemies“ vereint die Verfilmung der schwersten Zeit für die Schauspielerin mit dem Flair eines Verschwörungsthrillers und dem eleganten Charme der späten 60er und frühen 70er Jahre. SPIESSER-Autorin Annika meint: Unbedingt anschauen!
10. September 2020 - 12:18 SPIESSER-Autorin Alaniel.
Jean Seberg wurde durch ihre Rollen in Filmklassikern der 60er und 70er, wie „Außer Atem“ und „Lilith“, weltberühmt. Doch sie war nicht nur eine Hollywood-Ikone. Ihre Leidenschaft galt auch der Black-Power-Bewegung im Amerika der späten Sechziger. „Jean Seberg – Against all enemies“ erzählt, wie sie durch ihre offene, nicht nur finanzielle, Unterstützung des Black-Panther-Clans und einer Affäre mit dem Aktivisten Hakim Jamal nicht nur in den Fokus der Presse gerät, sondern auch ins Visier des FBI, das mit brutalen und nicht immer legalen Methoden gegen Bürgerrechtler vorgeht. Mithilfe des Agenten Jack O'Connell wird Jean überwacht, mit dem Ziel, ihre Existenz zu zerstören und sie so aus der Black-Power-Bewegung zu entfernen.
Der Film ist vollgepackt mit Star-Power aus Hollywood. Die Hauptrolle übernimmt Kristen Stewart, die mit ihrer Rolle als Bella Swan in der „Twilight“-Reihe über Nacht zum Weltstar wurde und sich seitdem vor allem in Independent-Filmen glänzen konnte. Jack Solomon schlüpft in die Rolle des Beschatters und setzt mit dieser Rolle seinen Erfolg von „Money Monster“, „Tulpenfieber“ u. v. m. fort. Auch in den Rollen der Aktivisten sind bekannte Gesichter zu sehen. Anthony Mackie („Avengers“) und Zazie Beetz („Joker“) brillieren. Sogar die Nebenrollen sind hochkarätig besetzt, unter anderem mit Margaret Qualley („Once Upon a Time in ... Hollywood“) und Vince Vaughn („Hacksaw Ridge – Die Entscheidung“).
„Jean Seberg – Against all enemies“ glänzt nicht nur mit vielen fantastischen Kostümen und glamourösen Sets, sondern wird auch durch raffinierte Schnitte und Kamerawinkel zu einem absoluten filmischen Augenschmaus, der an die Meisterwerke aus dem Hollywood der 70er Jahre erinnert.
Gibt’s was zu meckern?
Der Film ist zwar grandios geworden, aber um ihn wirklich genießen zu können, muss man sich zumindest ein bisschen für Politik interessieren. Ansonsten gibt es nichts zu meckern.
Braucht man Taschentücher?
Der Film ist so spannend, dass er einen durchgehend in seinen Bann zieht und man deshalb an den emotionalen Stellen absolut mit den Charakteren mitfühlen kann. Taschentücher sind also auf jeden Fall angebracht, vor allem wenn man mit der Geschichte von Jean Seberg nicht im Detail bekannt ist.
FBI-Agent Jack Solomon (Jack O'Connell) ermittelt
gegen Jean Seberg.
Mit wem angucken?
„Jean Seberg – Against all enemies“ ist ein sehr erwachsener Film, aber in diesem Rahmen kann man mit jedem ins Kino gehen. Ob mit Eltern, Freunden oder auch alleine, der Film hat das Potential, jeden mitzureißen und bietet außerdem viel Gesprächsstoff.
Was macht man danach?
Der Film stimmt die Zuschauer nachdenklich und erschüttert auch. Es lohnt sich, im Anschluss die Filme von Jean Seberg anzuschauen, um auch ein Bild von ihrem Leben vor dieser dramatischen Zeit zu gewinnen.
In drei Worten:
Fesselnd, emotional, kritisch
Große Leinwand oder kleiner Bildschirm?
Auf der großen Leinwand kommen natürlich die Kostüme und Sets deutlich besser heraus, daher ist der Gang ins Kino eine gute Idee. Aber auch auf dem kleinen Bildschirm würde er sich noch gut machen.
Mainstream oder Independent?
Ohne Frage fällt „Jean Seberg – Against all enemies in die Independent-Kategorie. Die deutliche Kritik an der Politik der 60er und 70er in den USA sowie die zugrundeliegenden Thematiken von staatlicher Überwachung, Rassismus und Verurteilung der menschenverachtenden Berichterstattung der Boulevardpresse waren nicht nur für Seberg wichtig. Sie reflektieren in großen Teilen auch die heutige amerikanische Gesellschaft und machen den Film daher zu viel mehr als dem Biopic einer Schauspielerin.
JEAN SEBERG – AGAINST ALL ENEMIES
Regie: Benedict Andrews Darsteller: Kristen Stewart, Jack O'Connell, Anthony Mackie, Margret Qualley, Zazie Beetz, Vince Vaughn Filmstart: 17. September 2020 Filmlänge: 102 Minuten Genre: Biografie, Drama, Thriller FSK: 12
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