Wird der aus dem Kosovo stammende Xhafer in seinem Job absichtlich schikaniert oder verliert er langsam den Bezug zur Realität? Wieso SPIESSER-Auto Dominic vom Kinofilm „Exil“ (Kinostart: 20. August 2020) so angetan ist und an wen er ihn weiterempfehlen möchte, lest ihr hier.
03. September 2020 - 09:35 SPIESSER-Autor Dominic.
Der 45-jährige Chemieingenieur Xhafer stammt aus dem Kosovo und lebt seit Jahren gemeinsam mit seiner Frau und deren drei Kindern in einem Einfamilienhaus in Deutschland. An seinem Arbeitsplatz beschleicht ihn das Gefühl, dass er von seinen Kollegen diskriminiert und ausgegrenzt wird. Von seinem Vorgesetzten werden Xhafer Forschungsergebnisse vorenthalten, er wird aus dem E-Mail-Verteiler entfernt und seine Kollegen denken auch nach zwei Jahren noch immer, er stamme aus Kroatien. Nachdem er eine tote Ratte an seinem Gartentor findet und der Kinderwagen vor seinem Haus in Flammen steht, geht er endgültig von einem ausländerfeindlichen Motiv aus. Daran können auch die besänftigenden Worte seiner Frau Nora nichts mehr ändern.
In den Hauptrollen spielen Mišel Maticevic und Sandra Hüller, welche Xhafer und seine Ehefrau Nora verkörpern. Neben den beiden werden die Arbeitskollegen Urs und Manfred – ebenfalls wichtige Rollen im Film – von den Schauspielern Rainer Bock und Thomas Mraz gespielt.
Filmischer Augenschmaus?
Das gesamte Setting des Psychodramas wirkt bedrückend. Alle Momente die Xhafer dabei durchlebt, werden in direkter Nähe von der Kamera verfolgt und übertragen sich somit direkt auf den Zuschauer. Der Film ist von engen Büroräumen, trüben Lichtern und schwitzigen Gesichtern geprägt und spiegelt die Unruhe in Xhafer wider. Unerträglich wie seine Situation scheint, wirkt auch die Hochsommerschwüle, welche die Szenen zeichnet. Somit gelingt es dem Regisseur, Visar Morina, das beklemmende Gefühl auf die Rezipienten zu übertragen und gemeinsam mit Xhafer die verzweifelte Suche nach einem Verantwortlichen zu durchleben.
In „Exil“ werden das Thema Alltagsrassismus und die damit verbundenen Situationen eindringlich übermittelt. Der Streifen geht buchstäblich unter die Haut. Allerdings verliert die Story leider gegen Ende des Films etwas an Spannung.
Braucht man Taschentücher?
Falls sich beim Mitfiebern Schweißtropfen auf der Stirn bilden, ähnlich wie bei der Hauptfigur selbst, dann sind Taschentücher zum Abtupfen wirklich zu empfehlen.
Mit wem angucken?
Eigentlich mit jedem, da das Thema sehr zeitgemäß ist und einen wachrüttelt. Leute, die sich jedoch durch das beklemmende Gefühl eines Psychothrillers zu sehr mitreißen lassen, sollten vielleicht besser nicht mitschauen.
Was macht man danach?
Darüber sprechen. Denn der Streifen bietet viel Gesprächsstoff.
In drei Worten:
Alltagsrassismus, Ungewissheit, Anspannung
Große Leinwand oder kleiner Bildschirm?
Um noch mehr in den Bann der Story gezogen zu werden, empfehle ich die große Leinwand.
Mainstream oder Independent?
Nichts für den ganz großen Mainstream, aber eine Thematik, mit der wir uns alle beschäftigen sollten.
EXIL
Regie: Visar Morina Darsteller: Misel Maticevic, Sandra Müller, Rainer Bock, Thomas Mraz, Flonja Kodheli, Stephan Grossmann, Uwe Preuss, Nicole Marischka, Victoria Trauttmansdorff, Sybille J. Schedwill, Daniel Sträßer, Corinna Kirchhoff Kinostart: 20. August 2020 Filmlänge: 121 Minuten Genre: Psychothriller FSK: 12
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