Stell dir vor, du müsstest jemandem eine Sprache beibringen, die du selber nicht sprichst. Nun stell dir vor, dein Leben würde davon abhängen. In „Persischstunden“ erlebt Gilles genau das. SPIESSER-Autorin Annika hat den Film für euch gesehen.
18. September 2020 - 12:49 SPIESSER-Autorin Alaniel.
„Persischstunden“ spielt während des Zweiten Weltkrieges in einem Konzentrationslager. Dort entgeht Gilles, der Sohn eines Rabbiners, nur knapp einer Hinrichtung, weil er behauptet, kein Jude, sondern Perser zu sein. Er wird vor Hauptsturmführer Klaus Koch gebracht, der jemanden sucht, der ihm Farsi, die Landessprache Persiens, beibringt und Gilles in der Küche arbeiten lässt. Dort überlegt dieser sich nach und nach Wörter, die er dem Hauptsturmführer nach der Arbeit beibringt und sich gleichzeitig auch selbst einprägen muss. Das Unterfangen wird immer schwieriger für Gilles, als nicht nur die erfundene Vokabelliste immer weiter wächst, sondern er auch noch ins Visier von Rottenführer Max Beyer und Fräulein Strumpf gerät, die ihn aus unterschiedlichen Gründen aus dem Weg schaffen wollen.
Der falsche Perser wird von dem argentinischen Schauspieler Nahuel Pérez Biscayart verkörpert, der seit einigen Jahren vermehrt in französischen und deutschen Produktionen zu sehen ist. Die Rolle des Hauptsturmführers übernimmt Lars Eidinger, ein deutscher Schauspieler, der seit vielen Jahren im deutschen Fernsehen zu sehen ist. In den Nebenrollen können ebenfalls bekannte Gesichter wie beispielsweise Alexander Beyer oder Leonie Benesch entdeckt werden.
„Persischstunden“ besticht zwar nicht durch seine satten Farben oder schöne Landschaften, aber das braucht der Film auch nicht. Die Kameraführung unterstreicht perfekt die Stimmung des Filmes und auch die Kostümabteilung hat einen fantastischen Job gemacht.
Ich möchte mehrere Szenen besonders hervorheben, da diese mir sehr im Gedächtnis geblieben sind. Die beiden Italiener, die Gilles im Lager kennenlernt, sorgen für einige Gänsehaut-Momente und spielen für den Verlauf der Handlung eine größere Rolle als sie im Film bekommen haben.
Gibt’s was zu meckern?
Der Film ist sehr gelungen, ist allerdings keine leichte Unterhaltung. „Persischstunden“ kann man nicht einfach nebenbei schauen, man muss sich die Zeit nehmen und sich auf die gesamte Thematik des Filmes einlassen. Wer keine ernsten Filme mit Kriegsthematik mag, für den ist der Film nichts. Auch über die FSK Freigabe (ab 12 Jahren freigegeben) kann gestritten werden. Manche Szenen sind sehr graphisch dargestellt und auch die unterliegende Thematik eignet sich eher für das ältere Publikum.
Braucht man Taschentücher?
Es schadet auf jeden Fall nicht, Taschentücher bereit liegen zu haben. Oft verhindert zwar die Spannung echte Tränen, einige Szenen sind aber dennoch sehr berührend.
Gilles soll Offizier Koch Farsi beibringen, dabei hat
er gelogen, als er vorgab Perse zu sein..
Mit wem angucken?
Es empfiehlt sich, den Film allein zu schauen, um sich der Stimmung des Filmes ganz hingeben zu können. Aber auch mit politisch interessierten Freunden lässt sich dieser Film gut schauen.
Was macht man danach?
Ich habe mich nach dem Film näher mit der Erzählung beschäftigt, auf der „Persischstunden“ basiert: „Erfindung einer Sprache“ von Wolfgang Kohlhaase.
In drei Worten:
Fesselnd, bewegend, bedrückend.
Große Leinwand oder kleiner Bildschirm?
„Persischstunden“ eignet sich sowohl für die große Leinwand, als auch für den kleinen Bildschirm, wobei angemerkt werden muss, dass die Stimmung, die kreiert wird, auf der großen Leinwand natürlich besser vermittelt wird.
Mainstream oder Independent?
Kriegsfilme sind selten für das allgemeine Publikum geeignet. „Persischstunden“ ist daher eher auf der Independent-Seite einzuordnen.
PERSISCHSTUNDEN
Regie: Vadim Perelman Darsteller: Nahuel Pérez Biscayart, Lars Eidinger, Jonas Nay, Leonie Benesch, Alexander Beyer, David Schütter, Luisa-Celine Gaffron u.a. Filmstart: 24. September 2020 Filmlänge: 127 Minuten Genre: Drama FSK: 12
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