Die deutsche Netflix-Produktion „How to Sell Drugs Online (fast)“ verwandelt den Nerd zum Boss. In Köln konnte SPIESSER-Autorin Noelia mit den Hauptdarstellern der Serie über Drogen, sowie die Gefahren des Internets und der Liebe sprechen.
Moritz Zimmermann ist in der Schule ein Loser. Er ist untrainiert, in sozialen Netzwerken nicht existent und ein totaler Nerd. Als seine langjährige Freundin Lisa nach ihrem USA-Aufenthalt mit ihm Schluss macht, dreht er durch. „Alles hat sich FÜR SIE verändert, sie beendet die Beziehung aus Überforderung, wieder zurück zu sein“, erklärt Lena Klenke, die die junge Schülerin spielt. Moritz‘ Zukunftspläne sind zerstört, das gemeinsame Auswandern aus der kleinen Stadt Rinseln scheint entfernter denn je. Trotz des Ratschlags seines besten Freundes Lenni, sie zu vergessen, beginnt er in Lisas Facebook- und Instagram-Account zu stöbern.
Seine Obsession geht so weit, dass er sogar Nachrichten von Dan löscht, damit Lisa sie nicht lesen kann. Daniel aka Dan ist cool, gefährlich und der Drogendealer der Schule. „Wenn etwas Neues auf der Bildfläche auftaucht, ist es immer etwas Aufregendes, vor allem wenn es der Typ ist, der als einziger Drogen in der Schule verkauft“, beschreibt Lena die Beziehung zwischen ihrem Seriencharakter und Dan. Für sie besorgt er zu ihrer Willkommen-in-Deutschland-Party Pillen. Pillen, mit denen sie schon in der Vergangenheit während ihres Auslandsaufenthalts auf Facebook naiv posierte. Um mit ihm auf Augenhöhe zu sein und Lisa zurückzugewinnen, beschließt Moritz, auch Drogen zu kaufen. Aus seiner kleinen verrückten Idee wird ein großer Handel im Darknet, der ihn bis nach Holland führen und die Beziehung zu seinem besten Freund aufs Spiel setzen wird.
Eine visuelle Ekstase
Täglich grüßt das Murmeltier: ab zum Briefkasten.
Was sich zunächst als eine deutsche Version von „You – Du wirst mich lieben“ anhört, entpuppt sich als eine erfrischende Comedy-Serie. Party, Jugendliche, Internet, Drogen und Liebe: „How to Sell Drugs Online (fast)“ bedient sich auf den ersten Blick bekannter Klischees, die durch Wow-Momente relativiert werden. Vor allem Moritz‘ Gedankengänge, die schnell und unberechenbar sind, zeichnen die deutsche Netflix-Produktion aus. „Moritz ist ein Macher und stürzt sich oft ins Unglück, was sein bester Freund dann ausbaden muss“, definiert Maximilian Mundt seine Rolle. Lenni ist dagegen der rationale Part des Nerd-Duos, der die Grenzen setzt, die sein bester Freund oft übersieht.
Moritz stalkt heimlich Lisas' Facebook-Nachrichten.
Lena Klenke bringt es auf den Punkt: „Er redet nie DIREKT mit Dan, er guckt sich einfach nur die Bilder an und zieht irgendwelche Schlüsse.“ Der Zuschauer bewegt sich ständig zwischen „Play“, „Stop“ und „Rewind“. Wer eine große Leinwand hat: Nehmt sie! Die (bisher) sechsteilige Serie bietet wundervolle visuelle Ekstasen, deren Essenz und die Liebe zu Details ein kleiner Bildschirm nicht ganz transmittieren könnte. Bunt, schnell und spielerisch: Das Thema Drogen wird nicht nur einseitig beleuchtet. Das zeigen vor allem die zwischen Szenen eigeblendeten Erklärvideos á la „X-Factor – Das Unfassbare“, die besonders in Erinnerung bleiben.
Ein Spiegelbild unserer Generation?
Moritz und Lenni schmieden Pläne.
„Niemand versucht mehr, etwas Besonderes zu sein“, sagt Moritz in der ersten Folge, als er durch die Gänge der Schule schlendert und seine Mitschüler beobachtet. Alle kleben an ihren Smartphones und pflegen Profile über ein Leben, das sie gar nicht führen. „Es ist sehr wichtig, in der Realität miteinander zu kommunizieren“, betont Lena Klenke. „How to sell Drugs Online“ (fast) ist eine Comedy-Serie mit gesellschaftskritischen Aspekten, die auf lustige Art und Weise unser Verhalten zu Drogen und sozialen Netzwerken sowie unsere Offline-Kommunikation zu Freunden reflektiert. Was und wer bin ich? Welche Daten geben wir weiter? Und wie wirken Drogen? Die Serie liefert mögliche Antworten und genügend Feuerwerk für einen gelungenen „Freunde-Serien-Abend“. Danilo Kameperidis (Lenni) macht uns neugierig: „Es ist eine neue Art, deutsche Comedy zu machen.“
Wer spielt mit?
Maximilian Mundt (Moritz Zimmermann) spielt in „How to Sell Drugs Online (fast)“ seine bisher größte Rolle, ist sowohl vor als auch hinter der Kamera unterwegs und bekannt aus der Bestseller-Verfilmung „Radio Heimat“ von Frank Goosen. Lena Klenke spielte u. a. in „Fack ju Göhte“ mit und bleibt in HTSDO(f) weiterhin in der Institution Schule. Damian Hardung (Daniel Riffert) sollte uns im Kino oder im Fernsehen schon mal begegnet sein: „Club der roten Bänder“ und zuletzt „Das schönste Mädchen der Welt“ (2018). Der Newcomer Danilo Kamperidis rundet den Haupt-Cast ab und wird in der Film- und Serienszene garantiert weiterhin zu sehen sein.
Damian und Lena: Schnell, bunt, unkonventionell
Leonie und Luna: Rausch, jung, modern
Maximilian und Danilo: Aufregend bunt, unspießig
How to sell drugs online (fast)
Regie: Lars Montag & Arne Feldhusen Protagonisten: Maximilian Mundt, Lena Klenke, Danilo Kamperidis, Damian Hardung Release: 31.05.2019 Folgen: 6 x 24-32 Minuten Genre: Coming-of-Age Comedy
Text: Noelia Sanchez-Barón Bilder: Netflix
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