„Ein Leben für die Kunst“ – einen treffenderen Untertitel hätte man wohl kaum für diese Dokumentation über das Leben der Kunstsammlerin Peggy Guggenheim wählen können. Was den Film so sehenswert macht, verrät euch SPIESSER-Redakteurin Tabea.
12. May 2016 - 13:19 SPIESSER-Redakteurin grünerTee.
Peggy Guggenheim ist das schwarze Schaf einer wohlhabenden Familie. Eine Familie, die vor allem für ihre schrulligen Ticks bekannt ist. Ihr Vater Benjamin Guggenheim stirbt beim tragischen Untergang der Titanic, ihre Mutter hat nur wenig Interesse für Peggy und ist vor allem damit beschäftigt, das von Benjamin hinterlassene Geld zu verprassen.
Als Peggy volljährig und damit bereit ist, das geringe Erbe ihres Vaters anzutreten, rafft sie ihr Hab und Gut zusammen und zieht nach Paris. Hier beginnt ihr bewegtes Leben voller Kunst und Liebe. Nach einer unglücklichen Ehe und einigen Affären mit namenhaften Künstlern gründet sie ihre erste Galerie, das „Guggenheim Jeune“. Sie wird bekannt, stellt unter anderem Kandinsky aus, schließt aber dennoch nach nur einem Jahr, mit dem Wunsch ein Museum zu eröffnen. Der 2. Weltkrieg durchkreuzt ihre Pläne.
In einer Zeit des Schreckens in Europa, ersteht Peggy für wenig Geld den Grundstock für eine der bis heute größten Kunstsammlungen der Welt und rettet sich und viele ihrer Künstlerfreunde anschließend ins sichere Amerika. Hier nimmt die Karriere einer der einflussreichsten Kunstmäzeninnen, Sammlerinnen und Galeristinnen der modernen Kunst ihren weiteren Lauf.
Wer spielt mit?
Im Fokus stehen natürlich Peggy selbst und die Menschen, die in ihrem Leben eine Rolle gespielt haben. Zusätzlich kommen Persönlichkeiten zu Wort, deren eigenes Leben durch Peggy beeinflusst wurde. So berichtet beispielsweise kein Geringerer als Robert de Niro, dass seine Eltern in der New Yorker Galerie von Peggy ausstellten. Seine Mutter hatte sogar eine Einzelausstellung – da war Robert gerade einmal drei Jahre alt.
Auf einen Blick
Action:
Romantik: ✪
Humor:
Niveau: ✪ ✪ ✪ ✪
Bildungsfaktor: ✪ ✪ ✪ ✪ ✪
Filmischer Augenschmaus?
Der Film lebt von Originalaufnahmen von Peggy und all den Menschen, die in ihrem langen und bewegten Leben ihren Weg gekreuzt haben. Künstler, Schriftsteller, Affären, Gönner und Kritiker – Peggy hat in ihrem Leben viele Höhen und Tiefen erlebt, doch die Kunst war ihre größte Liebe.
Auch wenn die Qualität der Originalaufnahmen sicher nicht den heutigen HD-Standards entspricht, machen gerade diese Bilder den gewissen Charme des Filmes aus. Man fühlt sich zurückversetzt in die Zeit des 20. Jahrhunderts – mitten in die moderne Kunstszene der Expressionisten, Dadaisten und Surrealisten.
Gibt’s was zu meckern?
Bei den ganzen Künstlernamen und Stilrichtungen ist es recht schwer, den Überblick zu behalten, wenn man so gar keine Ahnung von moderner Kunst hat. Auf der anderen Seite könnte gerade das die Lust wecken, mehr darüber zu erfahren.
Braucht man Taschentücher?
Nein. Selbst, wenn einen die Lebensgeschichte von Peggy sehr bewegt: Zu Tränen rühren wird sie so schnell keinen.
Am besten mit jemandem, der was von moderner Kunst versteht und einem weitere Hintergundinfos geben kann.
Was macht man danach?
Die gute alte Mischpalette aus Schulzeiten hervorkramen und sich im Expressionismus à la Jackson Pollock versuchen. Der war übrigens die größte Entdeckung von Peggy Guggenheim.
In 3 Worten:
Inspirierend. Exzentrisch. Stark.
Große Leinwand oder kleiner Bildschirm?
Der kleine Bildschirm reicht bei diesem Film voll aus. Gute Boxen können aber nicht schaden, es wird immerhin viel gesprochen – vor allem von Peggy selbst. Die Regisseurin hat nämlich bei ihren Recherchen bis dahin unveröffentlichte Interview-Aufnahmen von Peggy gefunden, die entstanden, kurz bevor sie verstarb.
Mainstream oder Independent?
Bei dem doch sehr speziellen Thema ganz eindeutig Independent. Das sollte aber niemanden abschrecken, der mit den Namen Jackson Pollock, Max Ernst oder Wassily Kandinsky nichts anfangen kann.
PEGGY GUGGENHEIM -
EIN LEBEN FÜR DIE KUNST
Regie: Lisa Immordino Vreeland Kinostart: 05. Mai 2016 Länge: 96 Minuten Genre: Kino-Dokumentation FSK: ab 0 Jahren
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