Kinofeeling

Northern Soul

„Wer die Zeit miterlebt hat, wird sich in dem Film wiederfinden. Wenn nicht, wird man sich wünschen, dort gewesen zu sein“, verspricht der neue Film „Northern Soul“. SPIESSER-Autorin Louisa prüft für euch, ob der Film um die Soul-Szene der 1970er 40 Jahre später noch Hitpotenzial hat.

16. February 2015 - 14:55
SPIESSER-Autorin Lou_.
Noch keine Bewertungen
Lou_ Offline
Beigetreten: 25.02.2011

Worum geht's?

Nordengland in den 1970ern. Die Soulwelle erfasst die Jugend der Arbeiterklasse. Die Anhänger des „Northern Soul“ grenzen sich nicht nur durch Polohemden oder ihre Scooter Mopeds vom Mainstream ab. In Clubs wie dem „Wigan Casino“ kann man das ganze Wochenende lang zu den Soulperlen der 60er Jahren tanzen. Dabei entwickelt sich in der Szene nicht nur eine rege Kultur an Plattensammlern, auch neue Drogen finden ihre Besitzer. 


Die Liebe zur Musik schweißt die beiden Freunde
John und Matt immer wieder zusammen.

Auch der Außenseiter John wird von der Soulwelle erfasst. In der Schule wird er für seine Gedichte gehänselt, sein bester Freund ist sein Großvater. Dieser weiß auch von Johns illegalem Hobby - dem Sprayen. Bei einem Besuch in der Dorfdisko lernt John den aufstrebenden Möchtegern-DJ Matt kennen. Durch Matt und seinen Bruder kommt John nicht nur mit der Welt des amerikanischen Soul in Kontakt, sondern auch mit Drogen. Durch die neue Freundschaft entwickelt sich schnell der übermütige Wunsch, in das Heimatland des Soul zu reisen, um unbekannte Platten zu kaufen. Schon bald schmeißt John die Schule und haut von Zuhause ab, um mit Matt Platten aufzulegen. Doch durch Drogen, Gewalt und Rivalität wird die Freundschaft der beiden ständig aufs Spiel gesetzt.

Wer spielt mit?

Regisseurin Elaine Costantine ist eigentlich Fotografin. Dadurch hat sie Josh Whitehouse, der im Film Matt spielt, bei einem Fotoshooting entdeckt. Elliot James Langridge alias John konnte bereits als Kameraassistent bei „Harry Potter und der Orden des Phoenix“ Filmerfahrung sammeln. Antonia Thomas, die Johns Schwarm Angela spielt, dürften einige aus ihrer Rolle als Alisha Daniels aus der Serie „Misfits“ kennen. Neben den drei vielversprechenden Newcomern spielen auch einige bekannte Stars mit. Johns Mutter wird von Lisa Stansfield, zeitlebens selbst Soulsängerin, gespielt. Einen kurzen Auftritt als fiesen Lehrer hat Steve Coogan, der zuletzt in „Philomena“ oder „Nachts im Museum“ zu sehen war.

Filmischer Augenschmaus?

Dramaturgisch erinnert der Film an britische Coming-Of-Age Streifen wie „Submarine“, „This Is England“ oder „Nowhere Boy“. Gewalt, Drogenmissbrauch und Rivalitäten werden genauso authentisch betrachtet wie die Musik und die Freundschaft der Hauptfiguren John und Matt. Wie in (fast) keinem Film darf natürlich auch die Liebe nicht fehlen. Dabei wirkt es erfrischend, dass diese nicht in den Mittelpunkt des Filmes gerückt wird, sondern nur einen Bruchteil der Handlung darstellt. Der auserlesene Soundtrack trägt zur Authentizität des Filmes bei.

Braucht man Taschentücher?

Zum Ende des Filmes können besonders Zartbesaitete Taschentücher bereithalten. Ansonsten bietet der Film nicht viel Gelegenheit für Tränen.

Mit wem angucken? 

Mit anglophonen oder musikbegeisterten Freunden, die einen idealerweise vorher in die Welt des Northern Soul einführen. Der Film betrachtet eher die Anhänger der britischen Subkultur, als die eigentliche Musik und die eigenwillige Tanzrichtung.

Große Leinwand oder kleiner Bildschirm?

Der kleine Bildschirm reicht vollkommen aus. Nur die Tanzszenen im „Wigan Casino“ und der satte Soul-Soundtrack könnten im Kinosaal noch mitreißender wirken.

Alternative oder Mainstream?

Der Film wurde sowohl von privaten Investoren, als auch von der Regisseurin Elaine Costantine finanziert. Mit wenig Marketing schaffte der Film es an seinem ersten Wochenende in fast 90 Kinos in Großbritannien, viele Vorstellungen waren gänzlich ausverkauft. Auch Filmexperten zeigen sich begeistert von „Northern Soul“.  Zumindest wurde der Film für den BAFTA, den renommiertesten Filmpreis Großbritanniens und als bester Film für den NME Award der gleichnamigen Musikzeitschrift nominiert. Trotz seines Indie-Charmes hat der Film also das Potenzial, die Massen zu begeistern.

In drei Worten:

Ehrlich, Audiophil, Mitreißend

Wohin danach:

In die Dorfdisko oder in den nächsten Plattenladen. Alternativ kam man sich mithilfe von Youtube Videos das dem Breakdance ähnelnde „Northern Soul Dancing“ selbst beibringen.

Northern Soul

Regie: Elaine Costantine
Darsteller: Josh Whitehouse, Elliot James Langridge, Lisa Stansfield, Steeve Coogan
Heimkinostart: 12. Februar 2015
Länge: 97 Minuten

 

Text: Louisa Zimmer
Fotos: Universal Pictures Deutschland

Dir gefällt dieser Artikel?

Kommentare

Was meinst du dazu? Schreib' jetzt einen Kommentar!
Mehr zum Thema „Kinofeeling
  • Onlineredaktion
    Kinofeeling

    Bildungsgang.
    Bildung neu denken.

    Schule durch, Abschluss in der Hand. Und jetzt? Was bleibt von den bis zu 12.000 Stunden, die jeder Mensch durchschnittlich die Schulbank drückt? Der Dokumentarfilm „Bildungsgang. Bildung neu denken.“ begleitet die Jugendlichen vom Verein Demokratische Stimme der Jugend e.V., die diese

  • Anzeige
    Onlineredaktion
    Kinofeeling

    Ein Mädchen kann
    alles verändern!

    Der Disney Channel feiert den Weltfrauentag – ihm zu Ehren findet am 11. März der „Superheldinnen-Tag“ statt. Euch erwartet ein Tag voller Girl-Power mit Heldinnen des Disney Channels sowie die Deutschland-Premiere des neuen Serienhighlights „Marvel Moon Girl und Devil Dinosaur“.

  • Onlineredaktion
    1
    Kinofeeling

    "Meine schrecklich verwöhnte Familie"

    Die leicht frische Sommerkomödie, lädt euch nach Monaco und Frankreich ein. Bei der wohlhabenden Familie Bartek bekommt ihr einen klischeegerechten Einblick in die Herausforderungen der Erziehung reich-geborener Kinder. Mit „Meine schrecklich verwöhnte Familie“ reiht sich ein

  • Daniel_Butt
    Kinofeeling

    The Last Journey

    In einer nicht allzu fernen Zukunft leidet die Menschheit genau unter den Problemen, von denen Wissenschaftler heute schon seit Jahrzehnten sprechen: Die Klimakrise ist im vollen Gange. SPIESSER-Autor Daniel hat sich "The Last Journey", die dystopische Vision in Spielfilmlänge angesehen.

  • Kathi99
    Kinofeeling

    Je suis Karl

    Wie leicht lassen wir uns von radikalem Gedankengut verführen? Dieser Frage geht „Je suis Karl“ nach und erzählt die Geschichte einer aufkommenden jungen radikalen Bewegung. Ein aktuelles politisches Meisterwerk, dass auf eine junge Zielgruppe zugeschnitten ist. Ob Regisseur Christian

  • Onlineredaktion
    5
    Kinofeeling

    Ein nasser Hund

    Wer nicht genug kriegen kann von tiefen Einblicken in die Berliner Gangsterwelt a la „4 Blocks“ oder „Skylines“, wird ohne Frage auch bei „Ein nasser Hund“ voll auf seine Kosten kommen. Daneben gibt es aber noch eine weitere Komponente, die den Streifen definitiv sehenswert

  • Kathi99
    Kinofeeling

    Wer wir waren

    Mit seinem neuen Dokumentarfilm „Wer wir waren“ möchte Marc Bauder seinen Zuschauern einen Blick auf den derzeitigen Zustand unserer Welt präsentieren und die Botschaft vermitteln, dass wir es selbst in der Hand haben, wer wir sind. Doch schafft der Film das? SPIESSER-Autorin Katharina

  • sveajill
    Kinofeeling

    Gunda

    Der Dokumentarfilm „GUNDA“ lässt den Zuschauer das Leben von Nutztieren nicht nur sehen, sondern auch erleben. Auf Augenhöhe begegnen wir den Protagonisten und dürfen uns fragen, welchen Platz wir ihnen in unserer Welt zuweisen - und wie wir diesen vor uns selbst rechtfertigen können.

  • Onlineredaktion
    Kinofeeling

    Unsere Queerfilm–Empfehlungen

    Seit 1987 wird in Berlin im Rahmen der Berlinale der TEDDY Award für queere Filme verliehen. Auch in weiteren deutschen Großstädten wird durch Queerfilm-Tage oder während Filmfestivals der Fokus auf Filme rund um die LGBTQIA+ Community gelegt. Einige unserer Queerfilm-Empfehlungen

  • Kathi99
    Kinofeeling

    Hot Summer Nights

    Zwischen Drama und Drogenthriller kommt dieser Film mit einem Flair aus den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts daher. Trotz klischeehaftem Cast überzeugt dieser Coming-of-Age Film mit seiner Nostalgie einer längt vergangenen heißen Sommernacht. Ob der Film es schafft sich genug abzuheben

  • filmfreak
    Kinofeeling

    Serienfeeling:
    Wir Kinder vom
    Bahnhof Zoo

    Christiane Felscherinow, die in Berlin im Drogensumpf versinkt, ist so etwas wie die Symbolfigur für die Drogenszene der 70er und 80er Jahre. Die Geschichte von Christiane F. und ihren Freunden wurde nun in einer Serie neu interpretiert. Ob diese neue Fassung des altbekannten Stoffs geglückt

  • Der Mann den Sie Pfirsich Nannten
    5
    Kinofeeling

    Yes, God, Yes -
    Böse Mädchen
    beichten nicht

    „Yes, God, Yes“ ist nicht nur der Titel des neuen Films von „Stranger Things“-Starlet Natalia Dyer, sondern auch der Ausruf, der unserem Autor entfuhr, als der Film endlich vorbei war. Sein Fazit: Seichteste Teenie-Unterhaltung mit so zarter Religionskritik, dass der Religionslehrer

  • Kirschblütenrot
    5
    Kinofeeling

    Und morgen
    die ganze Welt

    Wie weit darf Kritik gehen? Der neue Kinofilm „Und morgen die ganze Welt“ behandelt ein brisantes Thema. Studentin Luisa kämpft für einen besseren Ort – was für sie bedeutet: weg mit der rechten Ideologie in Deutschland! Ob Gewalt, wie sie zeitweise im Film gezeigt wird,

  • Onlineredaktion
    5
    Kinofeeling

    Kinofeeling:
    Milla meets Moses

    Wer hat Bock auf eine optimale Mischung aus großen Gefühlen und bösen Gags? „Milla meets Moses“ bietet beides auf hohem Niveau! Die australische Indie-Perle dürfte allen gefallen, die sich auch jenseits vom Hollywood-Mainstream unterhalten lassen können.

  • rasolara
    Kinofeeling

    Kinofeeling:
    Space Dogs

    Auf den Spuren der Straßenhunde Moskaus – am 24. September erscheint der Dokumentarfilm „Space Dogs“ in den deutschen Kinos. Er begleitet die Vierbeiner auf ihren Streifzügen bei Tag und Nacht und verknüpft die Aufnahmen mit historischem Filmmaterial der sowjetischen

  • Alaniel
    2
    Kinofeeling

    Persischstunden

    Stell dir vor, du müsstest jemandem eine Sprache beibringen, die du selber nicht sprichst. Nun stell dir vor, dein Leben würde davon abhängen. In „Persischstunden“ erlebt Gilles genau das. SPIESSER-Autorin Annika hat den Film für euch gesehen.

  • Alaniel
    Kinofeeling

    Jean Seberg –
    Against all
    enemies

    Ein überraschend packendes und spannendes Biopic über eine starke Frau und ihre schwachen Momente. „Jean Seberg – Against all enemies“ vereint die Verfilmung der schwersten Zeit für die Schauspielerin mit dem Flair eines Verschwörungsthrillers und dem eleganten Charme

  • JasminWe
    Kinofeeling

    Kinofeeling:
    Corpus Christi

    Kann ein Straftäter zum Heiligen werden? Oder ist diese intensive Verbindung zu Gott ausschließlich anderen vorbehalten? Wann haben Menschen Vergebung verdient und wann nicht? SPIESSER-Autorin Jasmin hat im Film „Corpus Christi“ versucht Antworten zu finden.

  • Dominic
    Kinofeeling

    Kinofeeling: EXIL

    Wird der aus dem Kosovo stammende Xhafer in seinem Job absichtlich schikaniert oder verliert er langsam den Bezug zur Realität? Wieso SPIESSER-Auto Dominic vom Kinofilm „Exil“ (Kinostart: 20. August 2020) so angetan ist und an wen er ihn weiterempfehlen möchte, lest ihr hier.

  • Daniel_Butt
    Kinofeeling

    Kinofeeling:
    Kokon

    Sommer, Sonne, erste Liebe – „Kokon“ begleitet die junge Nora durch eine Zeit voller Veränderungen. SPIESSER-Autor Daniel hat den Film für euch gesehen und ist froh, diese verwirrende Zeit, die im Film gezeigt wird, bereits hinter sich zu haben.

  • rasolara
    Kinofeeling

    Kinofeeling:
    Nur ein Augenblick

    Brutalität, Leid, tausende Tote – all das sind Worte, die wir mit dem Krieg in Syrien assoziieren. Die meisten von uns kennen dies nur aus den Medien. Aber wie ist es, wenn man selbst mittendrin in diesem Krieg ist und vor allem: Wie kommt man wieder raus? All das sind Fragen, mit denen sich

  • Kalendermensch
    Kinofeeling

    Kinofeeling:
    Berlin Alexanderplatz

    Er möchte mehr als „Bett und Butterbrot“. Er möchte ein anständiges Leben führen. Er möchte gut sein. Vom Scheitern, Aufstehen und Weitermachen des geflohenen Westafrikaners Francis erzählt Burhan Qurbani in seinem Film „Berlin Alexanderplatz“. Ob

  • rasolara
    Kinofeeling

    Kinofeeling: Suicide Tourist – Es gibt kein Entkommen

    Stell dir vor, du hast eine unheilbare Krankheit und siehst keinen Lebenssinn mehr. Was würdest du tun? „Suicide Tourist – Es gibt kein Entkommen“ greift das schwierige und kontroverse Thema begleiteter Suizid auf. SPIESSER-Autorin Lara hat der Film noch eine Weile beschäftigt.

  • rasolara
    Kinofeeling

    Kinofeeling: Der Geburtstag

    Surreal, teils düster, schwarz-weiß: Unter der Regie von Carlos A. Morelli kommt ab 25. Juni „Der Geburtstag“ in die Kinos. Ein gelungener Kontrast zum sonstigen Kinoprogramm, findet SPIESSER-Praktikantin Lara und hat den Film für euch genauer unter die Lupe genommen.

  • Dominic
    5
    Kinofeeling

    Serienfeeling:
    Warten auf'n Bus

    Eine Bushaltestelle irgendwo in Brandenburg. Zwei Männer, die auf'n Bus warten und dabei mit einem Dosenbier offen und ehrlich über ihr Leben sprechen. Was traurig klingt, überrascht mit vielseitigen und witzigen Dialogen.

  • Onlineredaktion
    Kinofeeling

    Serienfeeling: Unorthodox

    Inspiriert von Deborah Feldmans Memoiren „Unorthodox – die skandalöse Ablehnung meiner chassidischen Wurzeln“ erzählt die am 26. März startende Netflix-Serie die Flucht und die Befreiung der jungen Esthy. Dass es einen Unterschied zwischen Flucht und Befreiung gibt, wird

  • marlenesk
    Kinofeeling

    Serienfeeling: Unterleuten

    Wenn aus Nachbarn Gegenspieler werden: Der ZDF-Dreiteiler (Romanverfilmung von Juli Zeh) nimmt die Zuschauer mit in den Mikrokosmos Dorfleben in Brandenburg, erzählt über Windkraftenergie und das alltägliche Leben.

  • Kevin Groth
    Kinofeeling

    Serienfeeling: 8 Tage

    In einander verwebte Schicksale im apokalyptischen Setting – „8 Tage“ hat Autor Kevin in vielerlei Hinsicht überzeugt, auch wenn die Serie in den ersten Folgen eine Schwelle birgt. Hat man die passiert, ist man jedoch „am Ende sogar etwas traurig, dass es nicht zwölf Tage waren.“

  • mori-rau
    Kinofeeling

    Kinofeeling: Scary Stories to tell in the Dark

    Back to the 70ies in ein Bisschen gruselig – „Scary Stories to tell in the Dark“ von Guillermo del Toro erscheint am 12.3. auf DVD und Blu-ray. SPIESSER-Autor Moritz konnte sich fürs Setting begeistern, vermisste aber den Grusel- und Horrofaktor.

  • Miss_Sophia_
    4
    Kinofeeling

    Serienfeeling: Spides – Berlin ist erst der Anfang

    In „Spides“ trifft Science Fiction auf Hauptstadt, die zum Schauplatz einer düsteren Verschwörung wird, irgendwo zwischen Gut und Böse. SPIESSER-Autorin Sophia fasst die ersten drei Folgen der Serie zusammen: undurchsichtig, creepy, weird.