Im April 2005 wurde der Kardinal Joseph Ratzinger zum Papst gekürt. Unter dem Namen Papst Benedikt XVI sollte er weltweit bekannt werden. Damit hielt der gebürtige Bayer den Vorsitz in einer der größten Institutionen der Welt. „Verteidiger des Glaubens“ zeigt den Werdegang eines jungen Reformers hin zum fundamentalen Verteidiger der christlichen Lehre, der letztlich in einem der größten Skandale der Kirche mundete.
Das gesamte Leben lang war Joseph Ratzinger überzeugter Christ. Dies führte dazu, dass er eine Karriere in der Kirche anstrebte. „Verteidiger des Glaubens“ rekonstruiert seinen Weg und zeigt, wie aus dem jungen Ratzinger ein alter Fundamentalist wurde, welcher jegliche Änderung ablehnte. Paradox, wenn man bedenkt, dass er in den 1960er noch als Innovator und Heilsbringer galt, doch mit seiner Tätigkeit im Vatikan änderte sich dies schlagartig. Stattdessen stand nun der Erhalt der katholischen Lehre auf der Agenda. 2005 gipfelte die Karriere Ratzingers in der Krönung zum Papst Benedikt XVI.
Regisseur Christoph Röhl knüpft ebenfalls an diesen Punkt an und hat mit ehemaligen Weggefährten und kirchlichen Vertretern über Papst Benedikt XVI und sein Wirken gesprochen. Herausgekommen ist ein düsteres Bild, welches den doch so bescheidenen Ratzinger in ein anderes Licht rückt. Vielmehr stellt der Film den Deutschen in direkten Zusammenhang mit der Entstehung eines korrupten und in sich geschlossenen Machtsystem im Vatikan. Und während in der Vergangenheit des Papstes gegraben wird, kristallisiert sich in den Interviews heraus, dass er maßgeblichen Anteil an der Verschleierung der Missbrauchs- und Korruptionskrise in der katholischen Kirche beteiligt war.
Richtig gespielt wird hier nicht - ist ja eine Doku. Es gibt schlichtweg keine Schauspieler. Warum auch? Dafür treten verschiedenste Interviewpartnerinnen und -partner auf den Plan. Zu nennen wäre da beispielsweise Georg Gänswein, welcher Privatsekretär Ratzingers war oder Thomas P. Doyle, ein Kirchenrechtler, der sich für die Opfer sexuellen Missbrauchs durch katholische Priester einsetzt. Darüber hinaus sind unter anderem noch Klaus Mertes (Autor und Jesuit) sowie Doris Wagner (Philosophin und Theologin) und Tony Flannery (katholischer Priester) in Interviews zu sehen.
Filmischer Augenschmaus?
Visuell schonmal nicht, was aber auch klar sein sollte. Immerhin handelt es sich um einen Dokumentarfilm. Da kommt es eher auf die Interviewpartnerinnen und -partner an. Wir finden uns vermehrt in Gesprächssituationen wieder, welche hin und wieder durch Bilder unterstützt werden. Damit wird das Thema besser emotionalisiert. Die Bilder unterstreichen die Stimmung, besonders in Erinnerung geblieben sind sie mir aber nicht.
Gibt’s was zu meckern?
Der Film lässt uns hinter die Kulissen des Vatikans in einen tiefen Abgrund blicken. Dabei werden verschiedenste Personen befragt. Ich bin mir nur nicht ganz sicher, inwiefern alle Interviewpartnerinnen und -partner dazu befähigt sind, Aussagen über Papst Benedikt XVI zu tätigen. Klar, einige waren seine Weggefährten, aber andere haben keinen persönlichen Bezug. Ihren Aussagen stand ich dann zumindest teilweise skeptisch gegenüber.
Auf einen Blick
Action:
Romantik:
Humor:
Niveau: ✪ ✪ ✪
Bildungsfaktor: ✪ ✪ ✪ ✪
Braucht man Taschentücher?
Nein, der Film ist weniger traurig, als schockierend. Man wird eher wütend, als weinerlich. Daher kann man die Taschentücher getrost weglassen und sollte eher zu Fackel und Mistgabel greifen, um den Vatikan niederzubrennen (metaphorisch natürlich, damit ist eher der Wunsch nach Erneuerung gemeint).
Mit wem angucken?
Eigentlich könnt ihr den Film mit jeder Person schauen. Die wird das Thema sicherlich ebenfalls interessant finden. Immerhin betrifft der Missbrauchsskandal unsere gesamte moderne Gesellschaft und zieht sich über Kontinente hinweg. Daraus können sich durchaus interessante Debatten über die Existenz der Kirche entwickeln.
Was macht man danach?
Sich über den Klerus und die Korruption innerhalb der Kirche aufregen.
In 3 Worten:
Papst, Kirche, Missbrauch
Große Leinwand oder kleiner Bildschirm?
Der kleine Bildschirm sollte vollkommen ausreichen. Immerhin handelt es sich bei „Verteidiger des Glaubens“ immer noch um eine Dokumentation. Und wo schaut man Dokus? Richtig, bei schlechtem Wetter eingekuschelt in der Bettdecke.
Mainstream oder Independent?
Weder noch, würde ich sagen. Auf der einen Seite ist der Papst natürlich weltweit bekannt und der Missbrauchsskandal der Kirche betrifft auch die Öffentlichkeit. Damit dürfte die breite Masse ebenfalls an dem Thema interessiert sein. Ob der Film dort aber ankommt, bleibt eine andere Frage. Ich bezweifle allerdings, dass ihn besonders viele Leute sehen werden. Letztlich bleibt er nur eine Dokumentation unter vielen.
Verteidiger des Glaubens
Regie: Christoph Röhl Protagonisten: Georg Gänswein, Klaus Mertes, Doris Wagner, Tony Flannery, Thomas P. Doyle
Kinostart: 31.10.2019 Filmlänge: 90 Minuten Genre: Dokumentaion FSK: k. A.
Schule durch, Abschluss in der Hand. Und jetzt? Was bleibt von den bis zu 12.000 Stunden, die jeder Mensch durchschnittlich die Schulbank drückt? Der Dokumentarfilm „Bildungsgang. Bildung neu denken.“ begleitet die Jugendlichen vom Verein Demokratische Stimme der Jugend e.V., die diese
Der Disney Channel feiert den Weltfrauentag – ihm zu Ehren findet am 11. März der „Superheldinnen-Tag“ statt. Euch erwartet ein Tag voller Girl-Power mit Heldinnen des Disney Channels sowie die Deutschland-Premiere des neuen Serienhighlights „Marvel Moon Girl und Devil Dinosaur“.
Die leicht frische Sommerkomödie, lädt euch nach Monaco und Frankreich ein. Bei der wohlhabenden Familie Bartek bekommt ihr einen klischeegerechten Einblick in die Herausforderungen der Erziehung reich-geborener Kinder. Mit „Meine schrecklich verwöhnte Familie“ reiht sich ein
In einer nicht allzu fernen Zukunft leidet die Menschheit genau unter den Problemen, von denen Wissenschaftler heute schon seit Jahrzehnten sprechen: Die Klimakrise ist im vollen Gange. SPIESSER-Autor Daniel hat sich "The Last Journey", die dystopische Vision in Spielfilmlänge angesehen.
Wie leicht lassen wir uns von radikalem Gedankengut verführen? Dieser Frage geht „Je suis Karl“ nach und erzählt die Geschichte einer aufkommenden jungen radikalen Bewegung. Ein aktuelles politisches Meisterwerk, dass auf eine junge Zielgruppe zugeschnitten ist. Ob Regisseur Christian
Wer nicht genug kriegen kann von tiefen Einblicken in die Berliner Gangsterwelt a la „4 Blocks“ oder „Skylines“, wird ohne Frage auch bei „Ein nasser Hund“ voll auf seine Kosten kommen. Daneben gibt es aber noch eine weitere Komponente, die den Streifen definitiv sehenswert
Mit seinem neuen Dokumentarfilm „Wer wir waren“ möchte Marc Bauder seinen Zuschauern einen Blick auf den derzeitigen Zustand unserer Welt präsentieren und die Botschaft vermitteln, dass wir es selbst in der Hand haben, wer wir sind. Doch schafft der Film das? SPIESSER-Autorin Katharina
Der Dokumentarfilm „GUNDA“ lässt den Zuschauer das Leben von Nutztieren nicht nur sehen, sondern auch erleben. Auf Augenhöhe begegnen wir den Protagonisten und dürfen uns fragen, welchen Platz wir ihnen in unserer Welt zuweisen - und wie wir diesen vor uns selbst rechtfertigen können.
Seit 1987 wird in Berlin im Rahmen der Berlinale der TEDDY Award für queere Filme verliehen. Auch in weiteren deutschen Großstädten wird durch Queerfilm-Tage oder während Filmfestivals der Fokus auf Filme rund um die LGBTQIA+ Community gelegt. Einige unserer Queerfilm-Empfehlungen
Zwischen Drama und Drogenthriller kommt dieser Film mit einem Flair aus den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts daher. Trotz klischeehaftem Cast überzeugt dieser Coming-of-Age Film mit seiner Nostalgie einer längt vergangenen heißen Sommernacht. Ob der Film es schafft sich genug abzuheben
Christiane Felscherinow, die in Berlin im Drogensumpf versinkt, ist so etwas wie die Symbolfigur für die Drogenszene der 70er und 80er Jahre. Die Geschichte von Christiane F. und ihren Freunden wurde nun in einer Serie neu interpretiert. Ob diese neue Fassung des altbekannten Stoffs geglückt
„Yes, God, Yes“ ist nicht nur der Titel des neuen Films von „Stranger Things“-Starlet Natalia Dyer, sondern auch der Ausruf, der unserem Autor entfuhr, als der Film endlich vorbei war. Sein Fazit: Seichteste Teenie-Unterhaltung mit so zarter Religionskritik, dass der Religionslehrer
Wie weit darf Kritik gehen? Der neue Kinofilm „Und morgen die ganze Welt“ behandelt ein brisantes Thema. Studentin Luisa kämpft für einen besseren Ort – was für sie bedeutet: weg mit der rechten Ideologie in Deutschland! Ob Gewalt, wie sie zeitweise im Film gezeigt wird,
Wer hat Bock auf eine optimale Mischung aus großen Gefühlen und bösen Gags? „Milla meets Moses“ bietet beides auf hohem Niveau! Die australische Indie-Perle dürfte allen gefallen, die sich auch jenseits vom Hollywood-Mainstream unterhalten lassen können.
Auf den Spuren der Straßenhunde Moskaus – am 24. September erscheint der Dokumentarfilm „Space Dogs“ in den deutschen Kinos. Er begleitet die Vierbeiner auf ihren Streifzügen bei Tag und Nacht und verknüpft die Aufnahmen mit historischem Filmmaterial der sowjetischen
Stell dir vor, du müsstest jemandem eine Sprache beibringen, die du selber nicht sprichst. Nun stell dir vor, dein Leben würde davon abhängen. In „Persischstunden“ erlebt Gilles genau das. SPIESSER-Autorin Annika hat den Film für euch gesehen.
Ein überraschend packendes und spannendes Biopic über eine starke Frau und ihre schwachen Momente. „Jean Seberg – Against all enemies“ vereint die Verfilmung der schwersten Zeit für die Schauspielerin mit dem Flair eines Verschwörungsthrillers und dem eleganten Charme
Kann ein Straftäter zum Heiligen werden? Oder ist diese intensive Verbindung zu Gott ausschließlich anderen vorbehalten? Wann haben Menschen Vergebung verdient und wann nicht? SPIESSER-Autorin Jasmin hat im Film „Corpus Christi“ versucht Antworten zu finden.
Wird der aus dem Kosovo stammende Xhafer in seinem Job absichtlich schikaniert oder verliert er langsam den Bezug zur Realität? Wieso SPIESSER-Auto Dominic vom Kinofilm „Exil“ (Kinostart: 20. August 2020) so angetan ist und an wen er ihn weiterempfehlen möchte, lest ihr hier.
Sommer, Sonne, erste Liebe – „Kokon“ begleitet die junge Nora durch eine Zeit voller Veränderungen. SPIESSER-Autor Daniel hat den Film für euch gesehen und ist froh, diese verwirrende Zeit, die im Film gezeigt wird, bereits hinter sich zu haben.
Brutalität, Leid, tausende Tote – all das sind Worte, die wir mit dem Krieg in Syrien assoziieren. Die meisten von uns kennen dies nur aus den Medien. Aber wie ist es, wenn man selbst mittendrin in diesem Krieg ist und vor allem: Wie kommt man wieder raus? All das sind Fragen, mit denen sich
Er möchte mehr als „Bett und Butterbrot“. Er möchte ein anständiges Leben führen. Er möchte gut sein. Vom Scheitern, Aufstehen und Weitermachen des geflohenen Westafrikaners Francis erzählt Burhan Qurbani in seinem Film „Berlin Alexanderplatz“. Ob
Stell dir vor, du hast eine unheilbare Krankheit und siehst keinen Lebenssinn mehr. Was würdest du tun? „Suicide Tourist – Es gibt kein Entkommen“ greift das schwierige und kontroverse Thema begleiteter Suizid auf. SPIESSER-Autorin Lara hat der Film noch eine Weile beschäftigt.
Surreal, teils düster, schwarz-weiß: Unter der Regie von Carlos A. Morelli kommt ab 25. Juni „Der Geburtstag“ in die Kinos. Ein gelungener Kontrast zum sonstigen Kinoprogramm, findet SPIESSER-Praktikantin Lara und hat den Film für euch genauer unter die Lupe genommen.
Eine Bushaltestelle irgendwo in Brandenburg. Zwei Männer, die auf'n Bus warten und dabei mit einem Dosenbier offen und ehrlich über ihr Leben sprechen. Was traurig klingt, überrascht mit vielseitigen und witzigen Dialogen.
Inspiriert von Deborah Feldmans Memoiren „Unorthodox – die skandalöse Ablehnung meiner chassidischen Wurzeln“ erzählt die am 26. März startende Netflix-Serie die Flucht und die Befreiung der jungen Esthy. Dass es einen Unterschied zwischen Flucht und Befreiung gibt, wird
Wenn aus Nachbarn Gegenspieler werden: Der ZDF-Dreiteiler (Romanverfilmung von Juli Zeh) nimmt die Zuschauer mit in den Mikrokosmos Dorfleben in Brandenburg, erzählt über Windkraftenergie und das alltägliche Leben.
In einander verwebte Schicksale im apokalyptischen Setting – „8 Tage“ hat Autor Kevin in vielerlei Hinsicht überzeugt, auch wenn die Serie in den ersten Folgen eine Schwelle birgt. Hat man die passiert, ist man jedoch „am Ende sogar etwas traurig, dass es nicht zwölf Tage waren.“
Back to the 70ies in ein Bisschen gruselig – „Scary Stories to tell in the Dark“ von Guillermo del Toro erscheint am 12.3. auf DVD und Blu-ray. SPIESSER-Autor Moritz konnte sich fürs Setting begeistern, vermisste aber den Grusel- und Horrofaktor.
In „Spides“ trifft Science Fiction auf Hauptstadt, die zum Schauplatz einer düsteren Verschwörung wird, irgendwo zwischen Gut und Böse. SPIESSER-Autorin Sophia fasst die ersten drei Folgen der Serie zusammen: undurchsichtig, creepy, weird.