„Das ist die Geschichte meiner Oma und mir.“ Die 10-jährige Romy nimmt dich in dem Film „Romys Salon“, der nach dem Roman von Tamara Bos verfilmt wurde, mit auf eine Reise – die Reise einer Schülerin und ihrer erkrankten Oma. Autorin Mona-Lisa fand den Film absolut ergreifend und zutiefst rührend.
06. February 2020 - 09:55 SPIESSER-Autorin Monalisaqueck.
Alles beginnt mit Mama Margots Arbeit. Die Alleinerziehende soll nun noch mehr und viel länger arbeiten als sonst. Und so soll Romy nach der Schule plötzlich zu ihrer Oma Stine gehen, weil sie noch viel zu klein sei um allein zuhause zu bleiben. Romy hält von der Idee, dass Oma nun ihre Nanny sein soll, überhaupt nichts. Und auch Großmutter gefällt dieser Umstand recht wenig. Die Oma führt seit vielen Jahren einen eigenen Haarsalon, der im Haus in der unteren Etage integriert ist. Während Großmutter die Kunden betreut, Haare wäscht, schneidet, färbt und föhnt, langweilt sich Romy in der Wohnung und würde doch viel lieber mit ihren Freundinnen spielen oder Mama auf ihrer Arbeit als Kellnerin zusehen. Aber alles Wehren hilft nichts.
Nach einiger Zeit findet Romy immer mehr Gefallen daran, ihrer Oma Stine bei der Arbeit zuzusehen. Dabei stellt sie schnell fest, dass Oma vor allem mit der neuen Technik der Kasse ihre Probleme hat. Die Lösung: Romy hilft ihr und die Großmutter merkt schnell, wie toll sie als Team zusammen arbeiten könnten.
Aber nicht nur die Abrechnungen der Einnahmen am Ende des Tages stimmen nicht. Immer mehr läuft schief. Oma vergisst Termine, verliert Dinge und kann sich an Absprachen plötzlich einfach nicht mehr erinnern. Romy wird schnell klar, dass nur sie ihrer Oma helfen kann.
In den Hauptrollen wird die kleine sensible Romy von Vita Heijmen, die erkrankte Oma Stine eindrucksvoll von Beppie Melissen und Mutter Margot von Noortje Herlaar gespielt. Als Randfiguren tauchen noch die Vaterfigur Willem umgesetzt von Guido Pollemans und George von George Tobal im Film auf.
Filmischer Augenschmaus?
Besonders gefesselt und faszinierend ist die Hauptrolle der Enkelin Romy. Sie zieht den Zuschauer mit ihrer erwachsenen Art, ihrem kindischen Verständnis für eine ihre Möglichkeiten übersteigende Herausforderung völlig in ihren Bann. Mit der Umsetzung dieser leichtsinnigen Unerschrockenheit gepaart mit der Fürsorge einer Erwachsenen gelingt dem Regisseur ein fesselnder Fingerzeig.
Auf einen Blick
Action:
Romantik:
Humor: ✪ ✪
Niveau: ✪ ✪ ✪ ✪ ✪
Bildungsfaktor: ✪ ✪ ✪ ✪
Gibt’s was zu meckern?
Der absolut ergreifende und zutiefst rührende Spielfilm zum Thema „Demenz“ erinnert an eine andere Umsetzung in Form von Til Schweigers Familienkomödie „Honig im Kopf“. Die beiden Filme ähneln sich stark in Ablauf, Charakteren und Handlung, sodass es für Kenner von „Honig im Kopf“ unmöglich wird, die beiden Filme nicht ständig miteinander zu vergleichen. Am Ende blieb als Fazit nur, dass „Romys Salon“ auch ohne deutsche Starbesetzung mit dem Vorgänger mithalten kann und durch weniger Witz die Ernsthaftigkeit des Themas deutlicher hervorbringt.
Die Nebenstory von der Beziehung zwischen Romy, ihrem getrenntlebenden Vater und dessen neuer Freundin verfliegt unbeachtet bei der Brisanz des eigentlichen Hauptitems.
Braucht man Taschentücher?
Auf jeden Fall. Ohne Taschentücher ist der berührende Familienfilm nicht zu überstehen. Tränenfluten sind vor allem nach der Diagnose „Alzheimer“ von Oma Stine und beim finalen Zusammenfinden der Familie zu erwarten. Das „Happy End“, welches am Schluss doch kein glückliches Ende sein kann, ist schlichtweg herzzerreißend.
Für Romy ist es nicht leicht zu verstehen, dass ihre Oma Stine
aufgrund ihrer Erkrankung Alzheimer nie wieder die Selbe sein wird.
Mit wem angucken?
Eigentlich ist der Film für fast jede Konstellation geeignet. Lediglich als „Erste Date“-Variante sollte man das ergreifende Drama nicht auswählen. Egal ob mit der Familie, mit Freunden oder dem Liebsten, der Film regt zum Nachdenken an und erfreut mit dem nachklingenden Konsens der Dankbarkeit.
Was macht man danach?
Nach dem Herzschmerz noch „einen Trinken gehen“, ist nahezu ausgeschlossen. Tränen weg wischen, Schminke nachziehen und den Abend gemütlich bei tiefsinnigen Gesprächen ausklingen lassen, passt da schon eher. Schließlich hinterlässt der Film einige ungeklärte Fragen auf die es Antworten zu finden gilt.
In drei Worten:
Herzzerreißend, Dankbarkeit erzeugen
Große Leinwand oder kleiner Bildschirm?
Ab 30. Januar läuft der Familienstreifen über die Kinoleinwände. Wer sich das entgehen lässt, sollte dieses Erlebnis zumindest auf dem keinen Bildschirm von der heimischen Couch aus nachholen.
Mainstream oder Independent?
Im Gegensatz zu Schweigers „Honig im Kopf“ verspricht die Variante von Mischa Kamp ein ehrliches, unverblümtes Geständnis über eine unheilbare Krankheit, die so viele Menschen betrifft und die in der Gesellschaft auch im 21. Jahrhundert noch immer als Tabuthema gehandhabt wird.
Romys Salon
Regie: Mischa Kamp Darsteller: Vita Heijmen, Beppie Melissen, Noortje Herlaar, Guido Pollemans, George Tobal Kinostart: 30. Januar 2020 Filmlänge: 90 Minuten Genre: Drama FSK: 12
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