Endlich kracht's mal wieder ordentlich im Kino. Godzilla war in solchen Fragen ja immer schon der beste Ansprechpartner. Ob es auch dieses Mal Spaß macht? SPIESSER-Autor Julius hat sich das neuste Remake für euch angeschaut.
Wer hätte gedacht, dass die US-Army Ende der 40er Jahre auf dem Bikini-Atoll nicht etwa Atombomben getestet hat. Diese alten Schwarz-Weiß-Aufnahmen fein gekleideter Menschen, die auf notdürftigen Sitzlogen Platz nehmen, Sonnenbrillen aufsetzen und aufs Wasser starren. Ein Knall und schon schwebt ein riesiger Pilz über dem Meer. Der Druckwellenwind rauscht durch die Zuschauer. Es wurde damals nichts getestet, nein, man hatte versucht etwas zu töten. Etwas, dass sich im Wasser versteckt. Scheinbar hatten sie Erfolg, denn bis heute war alles ruhig. Bis heute...
Atombomben? Tests? Töten? Worum gehts denn eigentlich?
Witterteine Verschwörung: Unser aller Liebling
Bryan Cranston.
1999. Eigentlich ein ganz normaler Tag für Atomphysiker Joe (Bryan Cranston) und seine Frau (Juliette Binoche). Beide gehen sie ihren Aufgaben in einem japanischen Atomkraftwerk nach, doch plötzlich beginnt die Erde immer heftiger zu zittern. Die Reaktoren brechen auf, unzählige Menschen sterben. Brody verliert in der atomaren Katastrophe seine Frau und muss mit seinem Sohn Ford (Aaron Taylor-Johnson) aus der verseuchten Stadt ziehen.
Fünfzehn Jahre später ist der verbitterte Joe überzeugt, dass damals etwas vertuscht wurde. Zusammen mit dem an seinem Geisteszustand zweifelnden Sohn dringt er in die Quarantänezone ihrer ehemaligen Heimatstadt ein. Tatsächlich dient diese als Versteck für ein geheimes Forschungsprojekt: Ein riesiges Ei, aus dem auch bald ein noch viel riesigeres Urzeitinsekt schlüpft, welches nukleare Raketen frisst und in Richtung Fords Heimatstadt San Francisco fliegt. Da dort nicht nur seine Frau (Elisabeth Olsen) und sein Sohn in Gefahr sind, versucht Ford alles, um dieses „Mota“ aufzuhalten.
Schatten der Vergangenheit
Nachdem der vielversprechende Trailer seinen Weg ins Internet fand und bekannt wurde, dass Publikumsliebling Bryan Cranston („Breaking Bad") mit von der Partie sein würde, waren nicht nur eingefleischte Godzilla-Jünger gehypt. Zu Recht, denn der Film macht vieles richtig. Godzilla sieht nicht mehr wie ein mutierter T-Rex aus dem Emmerich-Streifen von 1998 aus, sondern kommt dem Original von 1954 schon sehr nahe. Mit dem kleinen Unterschied, dass nun, 60 Jahre später, auch die Tricktechnik das Urzeitmonster überzeugend realistisch darstellen kann. Wenn Godzilla brüllt, wird einem schon ein wenig unwohl im bequemen Kinosessel.
Irgendetwas ist hier gründlich schiefgelaufen.
Oder drüber.
Zudem liegt der Fokus bei diesem Remake nicht auf einem jungen US-Soldat, der Premium-Mitglied im Fitnessstudio ist und durch patriotische Heldentaten sein Vaterland verteidigen will, sondern so simpel und genial auf den Monstern. Was wird erwartet, wenn ein Godzilla-Film über die Leinwand flimmert? Riesige Viecher, die Wolkenkratzer wie wacklige Legotürmchen aussehen lassen und ganze Landstriche verwüsten. Genau diese Vernichtungsorgien bietet der Film immer wieder. Denn neben Mota gibt es noch ein viel größeres Mota und eben Godzilla. Viel Potenzial für viel Zerstörung. Wenn diese drei sich streiten, werden menschliche Bauwerkskünste nebensächlich.
Was gibt’s zu kritteln?
Dank dem gewohnt stark spielenden Cranston schindet die anfängliche Katastrophe auch emotionalen Eindruck. Leider wird das Schicksal der einzelnen Menschen im Verlauf des Films immer nebensächlicher. So geil die Monster auch inszeniert sind, so wenig fiebert man mit den menschlichen Charakteren mit. Sie bleiben neben den riesigen Kolossen blass und unscheinbar. Zumal sie schon auffällig eindimensional dargestellt werden. So besteht die Aufgabe des Wissenschaftlers Serizawa (Ken Watanabe) einzig darin, verstört mit offenem Mund ins Leere zu gucken, um dann schlau etwas Kryptisches vor sich hin zu murmeln, das im Endeffekt auch niemanden weiterhilft. Selbst der Held Ford geht nicht ohne seine Zornesfalte aus dem Haus, um ausnahmslos gute Taten zu vollbringen.
Aber wie gesagt, es geht hier eben um die Monster. Da die Menschheit angesichts dieser gottgleichen Wesen zum Zuschauen und bestenfalls Reagieren verdammt ist, sind die Urzeitwesen die eigentlichen Protagonisten. Die Welt ist ihr Spielplatz, die Menschen ihr ungeliebtes Spielzeug. Das einzige, was die Motas daran hindern kann, wütend auf uns rumzutreten, ist ihr Onkel Godzilla.
Die Monster sehen fantastisch aus, die Zerstörung fühlt sich echt an und die Kämpfe sorgen immer wieder für Highlights. Überhaupt ist die Story ziemlich abwechslungsreich. Könnte die Story von Emmerichs Godzilla in einem Satz zusammengefasst werden, müsste hier schon ein fünfminütiger Vortrag herhalten. Klar hat der Film einige Logikschwächen (die Viecher ernähren sich von nuklearem Material…), aber diese stören nicht den Filmgenuss. Wer Spaß mit Cloverfield, Pacific Rim oder auch den alten Godzillas hatte, wird hier vor Freude weinen.
Godzilla
Regie: Gareth Edwards
Schauspieler: Bryan Cranston, Aaron Taylor-Johnson, Elisabeth Olsen, Ken Watanabe
Länge: 123 Minuten
Kinostart: 15.05.2014
Text: Julius Wußmann
Fotos: Warner Bros
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