1983, irgendwo in der Einöde eines westdeutschen Dorfes, entscheiden sich vier Schüler gemeinsam in einem alten Bauernhaus eine WG zu gründen. Das Haus wird Herberge ausufernder Partys, lauschiger Nachmittage und existenzieller Krisen. SPIESSER-Autorin Sophie hat beim Anschauen bereits das volle Gefühlsspektrum durchlebt.
04. December 2019 - 10:25 SPIESSER-Autorin sophielorraine.senf.
Das Auerhaus soll eigentlich „Our House“ heißen und ist benannt nach dem gleichnamigen Song der Band Madness, die 1983 von den glücklichen Zeiten ihres Hauses singen – ein Haus voller Menschenmassen, in dem es nie so richtig leise wird. Passender könnte eine Bezeichnung nicht sein für die Schüler-WG auf dem Land. Doch als Höppner, Vera, Frieder und Cäcilia aus dem Elternhaus ausziehen und eine Wohngemeinschaft gründen, die nicht nur Frieder, sondern eigentlich ihnen allen ein neues Zuhause bieten soll, braucht es mehr als einen Song, um sich heimisch zu fühlen: Zusammen brechen sie Regeln, trösten sich über Frieders Suizidversuch hinweg und mutieren zu den coolsten und gleichzeitig hämisch beäugten Außenseitern des 6000-Seelen-Dorfes, in dem sie geboren sind. In einer WG, in der jeder seine Probleme mitbringt, die zu lösen alle gemeinsam versuchen, werden die Jugendlichen miteinander erwachsen. Währenddessen sehnen sie sich zusammen nach Freiheit, Aufregung und einer spannenden Zukunft nach dem Abi, die gleichsam magisch und unglaublich weit weg scheint.
Als Protagonist Höppner ist Damian Hardung („Das schönste Mädchen der Welt“) zu sehen, der gemeinsam mit seiner Freundin Vera, gespielt von Luna Wedler („Dem Horizont so nah“), beschließt, eine WG zu gründen. Max von der Groeben („Fack ju Göhte“) soll darin als Höppners bester Freund Frieder von den Freunden aufgefangen und geerdet werden. In der Rolle der Mitbewohnerin Cäcilia zieht auch Devrim Lingnau in die filmische WG, die später komplettiert wird durch den Zuwachs von Pauline und Harry, als die Ada Philine Stappenbeck („Die Mitte der Welt“) und Sven Schelker („Homeland“) vor der Kamera stehen.
Filmischer Augenschmaus?
„Auerhaus“ ist ein Film, der nicht nur 1983 spielt, sondern den Zuschauer direkt mit in die Vergangenheit katapultiert. Songs der eigenen Elterngeneration werden dabei zum Soundtrack, der durch den Film trägt und die Stimmung der Hauptdarstellung emotional untermalt. Gemeinsam mit den Protagonisten leidet und lacht man, sehnt sich nach Unabhängigkeit und hofft für sie auf eine Zukunft weit weg von Familie, Drama und einem öden, uralten und schrecklich kleinen Dorf.
Der Film ist hochwertig produziert, scheitert aber in einigen Sequenzen an den eigenen bildtechnischen Qualitätsansprüchen und offenbart, wo beim Dreh getrickst und anschließend nachbearbeitet wurde.
Braucht man Taschentücher?
Konfliktbeladen vermittelt der Film viel vom Lebensgefühl Höppners und seiner Freunde, das irgendwo zwischen Fernweh, Weltschmerz und jugendlichem Übermut schwankt. Bei wem die Tränen also nicht allzu lange auf sich warten lassen, sollte lieber ein Taschentuch bereitlegen.
Mit wem angucken?
Den Schulfreunden, die hoch und heilig versprochen haben, die erste WG in der nächstgelegenen Großstadt gemeinsam zu gründen.
Was macht man danach?
Versuchen, den Ohrwurm von Madness loszuwerden.
In drei Worten:
melancholisch, nostalgisch, tiefgründig
Große Leinwand oder kleiner Bildschirm?
„Auerhaus“ ist ein Film, der für die Kinoleinwand gedreht wurde – und tatsächlich lohnt er sich auch dort. So lässt es sich besser eintauchen in die Großaufnahmen der ländlichen Lebenswelt Höppners und seiner Freunde.
Mainstream oder Independent?
Der Film ist darauf ausgelegt, ein Massenpublikum zu unterhalten und damit eindeutig ein Mainstream-Streifen.
Auerhaus
Regie: Neele Leana Vollmar Darsteller: Damian Hardung, Max von der Groeben, Luna Wedler, Devrim Lingnau, Ada Philine Stappenbeck, Sven Schelker, Hans Löw, Milan Peschel
Kinostart: 05. Dezember 2019 Filmlänge: 102 Minuten Genre: Drama FSK: 12
Text: Sophie Lorraine Senf Teaser: @Warner Brothers
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