SPIESSER debattiert

„Ich wollte mein Leben zurück“

Der 22-jährige Philipp hätte seine Ausbildung zum Hotelfachmann beinahe hingeschmissen. Zu krasse Arbeitszeiten und die körperlichen wie geistigen Belastungen haben ihn an seine Grenzen gebracht.

19. July 2013 - 17:35
SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
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Beigetreten: 25.04.2009

Der Rekord von Philipp Opitz liegt bei 17 Tagen arbeiten ohne eine Verschnaufpause. Als Auszubildender im Hotelfach musste er einiges mitmachen. Jetzt studiert er Marketing- und Kommunikationsmanagement.

Reisen? Nicht für Azubis

Irgendwann war all der Stress zu viel des Guten. „Ich habe mich nach dem Abitur bewusst für die Ausbildung zum Hotelfachmann entschieden, weil sie all meine Leidenschaften zusammenführt", erinnert er sich. Sprachen, Wirtschaft, Essen, Trinken und Reisen auf einmal klang für mich sehr überzeugend. Abgesehen vom Reisen – diese Möglichkeit ergibt sich für Hotelfachleute wenn überhaupt erst im Laufe ihrer Karriere – hätten sich seine Erwartungen auch erfüllt.

Trotzdem habe ihm die Ausbildung einiges abverlangt. Die geistige und körperliche Belastung sei enorm gewesen. „Nach vier Tagen, an denen man zwölf bis 13 Stunden lang gearbeitet hat, am Sonntag nochmal 15 dranzuhängen, bringt einen echt an seine Grenze“, findet der Kölner.

Fast ein Viertel der jährlich knapp 24.000 angehenden Hotelfachleute bricht die Ausbildung vorzeitig ab. Bei den Köchen sind es sogar fast 50 Prozent. Als Philipp 17 Tage ohne einen freien Tag ran musste, spielte auch er mit dem Gedanken – doch zog sein Programm schließlich durch.

Die Zukunft sieht rosiger aus

Das Angebot seines Hotels, nach der Ausbildung dort zu bleiben, habe er dann aber abgelehnt. Ich wollte mein Leben zurück, sagt der 22-Jährige. „Ich schaue und spiele gern Fußball und bin auch sonst gern mit Freunden unterwegs – das ist wegen der krassen Arbeitszeiten im Hotelfach kaum möglich.“ Er findet: „Um die Ausbildung attraktiver zu machen, müssten vor allem die Arbeitszeiten besser reguliert werden – am besten, indem man mehr Leute einstellt, die den gleichen Job machen.“

Seit einem halben Jahr studiert er nun Marketing- und Kommunikationsmanagement. Dort habe ich geregelte Arbeitszeiten – das ist viel wert, ist er glücklich über seine Entscheidung. „Wenn ich möchte, kann ich nach den vier Semestern dualem Studium zurück ins Hotelfach und eine leitende Position übernehmen, mir stehen dann aber auch ganz neue Türen offen – das ist ein tolles Gefühl“, freut sich Philipp.

Text und Foto: Laura Konieczny

Tim, 27, und Nadine, 20, haben ihre Ausbildung auch in der Hotelbranche gemacht. Was sie alles durchgemacht haben und wo sie heute arbeiten, lest ihr hier.

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Kommentare

Vier Kommentare
  • Mit Abitur (das er hat) findet man immer irgendeinen Job/Ausbildung/Studium.
    Er hätte sich ruhig gegen seine Versklavung wehren können, schließlich genießt er als Azubi auérhalb der Probezeit besonderen Kündigungsschutz.

  • Ein Azubi ist einfach in der Reihe in einem Hotel oder Büro und Werkstatt ganz weit unten und haben dadurch Angst etwas falsch zu machen oder sich zu beschweren.
    Allerdings ist es ein anstrengender Beruf in der Hotelbranche zu arbeiten wegen den Zeiten, aber das müsste einem vorher klar sein.

  • Ich find du sagst das so leicht.. es sollte alles geregelt sein.. aber es ist oft nicht alles geregelt wie es sein soll.. und es ist nunmal so das viele sich sowas gefallen lassen.. immernoch besser als nichts zu haben.. und zu suchen.

  • "Er findet: „Um die Ausbildung attraktiver zu machen, müssten vor allem die Arbeitszeiten besser reguliert werden – am besten, indem man mehr Leute einstellt, die den gleichen Job machen.“

    utopisch

    Sorry, aber der hat sich von seinem Arbeitgeber einfach nur ausnutzen und sich das auch noch gefallen lassen. Arbeitszeit, Pausenzeiten, Ruhezeit sind in Deutschland gesetzlich geregelt. Selbst schuld

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