Wenn Bruce Willis in der Stadt ist und zur Pressekonferenz lädt, wird es voll im Saal. Spannendes wird nicht zu Tage gefördert, alles ist sowieso einfach toll. Es ist ein bisschen wie im Zirkus: der Star in der Mitte und das Publikum gafft und fragt. SPIESSER-Autor Tobias war mit in der Manege.
Die Location sagt viel über das anstehende Event aus. Wo würde man eine Pressekonferenz mit einem Hollywood-Star erwarten? Natürlich in einem der exklusivsten Hotels der Stadt, dem Mandarin Oriental in München. Um 12.10 Uhr soll es losgehen, ab 11.30 Uhr können sich alle Presseleute anmelden. Ich entscheide mich für die goldene Mitte und stehe um 11.45 Uhr vorm Hoteleingang. Stilecht öffnet mir ein Portier die Tür. Hallo, Welt voll Glitzer, Gold und Marmor.
Für die Pressekonferenz zu seinem neuen Film
"R.E.D. 2" kam der Actionstar Bruce Willis nach München.
Über eine imposante Treppe geht es hoch in den ersten Stock, wo schon gekühlte Getränke auf mich warten. Bei über 30 Grad Celsius Außentemperatur eine willkommene Erfrischung. Der Raum, in dem die Pressekonferenz stattfindet, stellt sich als weniger imposant heraus. Stilvoll eingerichtet mit hübschen Stühlen, die allerdings nicht für alle Pressevertreter Platz bieten.
So verschlägt es mich ganz nach hinten, direkt vor die Empore für die Fernsehkameras. Das sind gleichzeitig auch die einzigen Kameras, die erlaubt sind. Fotos sind generell verboten, Handykameras eingeschlossen und private Fragen sowieso, wie der Moderator uns später mitteilen wird. Beim Moderator handelt es sich um Jan Hahn, den gut gelaunten Herrn aus dem Sat.1-Frühstücksfernsehen.
Probe-Klatschen und keine Bewegung!
Ich mache es mir auf der Kamera-Empore bequem und führe ein wenig Smalltalk mit den anwesenden Kollegen. Inzwischen ist es 11.55 Uhr. Jetzt heißt es: Warten auf Bruce. Der lässt uns noch ein wenig sitzen. Die erste Ankündigung von Jan Hahn, dass Bruce jetzt den Raum betreten wird, folgt um 12.20 Uhr. Wir klatschen alle brav. Von Bruce allerdings keine Spur. Gut, Generalprobe bestanden, Klatschen funktioniert super. Zwei Minuten später betritt er dann doch die Bühne. Wieder Applaus. Klingt sogar besser als beim ersten Mal.
Der Kollege mit der Fernsehkamera schräg hinter mir gibt mir noch die Bitte mit auf den Weg, mich möglichst nicht zu bewegen, sonst ist mein Hinterkopf im Fokus. Ich finde den zwar recht hübsch, er heißt aber leider nicht Bruce. Kurzes Geplänkel über den Film, der natürlich ganz, ganz toll und actionreich, aber trotzdem lustig ist.
Von Kindern und Synchronstimmen
Bruce Willis wird als pensionierter Agent zum Geheimauftrag „Nightshade“ von vor 25 Jahren befragt und verstrickt sich in ungeahnte Probleme. Zusammen mit einer Reihe von anderen Agenten im Ruhestand geht er den Geheimnissen von „Nightshade“ auf die Spur. Er rennt, fährt und springt durch Paris, London und Moskau. Zwischenzeitlich taucht auch noch seine Ex-Frau auf und alles mündet in einer (fast) aussichtslosen Jagd. Dann darf die anwesende Pressemeute mit ihren Fragen ran.
Brav beantwortet Hollywoodstar Bruce Willis die
Fragen der Pressemeute. Moderator Jahn Hahn (links)
dirigiert den Zirkus.
Wir erfahren, dass die 15 Monate alte Tochter von Bruce kaum zu beruhigen war, weshalb er sich verspätet hat. Von hinten links kommt die Beschwerde, dass der Ton schrecklich sei, man verstehe kaum etwas vom Gespräch. Für einen draufgängerischen Action-Star hat Bruce Willis tatsächlich eine leise Stimme und wirkt recht schüchtern. Wenige Minuten später folgt mein absolutes Highlight der Frage-Antwort-Runde. „Bruce, do you like your German sub voice?“ Die Antwort ist kurz und knackig: „Oh yes, very much!“ Peinliche Stille. Der Moderator fängt an zu lachen, wir steigen alle mit ein, Situation halbwegs gerettet. Was soll man auf eine einfache Ja- oder Nein-Frage auch anderes antworten?
Die Frage aller Fragen
Kurz vorm Ende kam doch noch DIE Frage: „Bruce, wie gefällt dir München?“ Da ist sie, die Fragen aller Fragen. Wahrscheinlich die Lieblingsfrage eines jeden Prominenten. Bricht vielleicht einmal jemand die Regel und sagt, was er wirklich denkt? Nein, auch Bruce tut es nicht. Es ist alles toll und wunderschön und überhaupt, die Menschen, wenn man doch nur mehr Zeit hätte, sich diese tolle Stadt anzuschauen. Das wars, letzte Frage. Szenen-Applaus. Der Star verlässt nach einer halben Stunde Audienz die Bühne. Die anwesenden Journalisten unterhalten sich über den nächsten Termin.
Und Bruce Willis sitzt in wenigen Stunden wieder im Flieger, landet in einer anderen Stadt, beantwortet die gleichen Fragen und gibt dieselben Antworten. Ein Hoch auf das Leben als Filmstar! Die Journalistenmeute hat es auch eilig, an die frische Luft zu kommen. Denn auch für sie war es nur ein Termin von vielen an diesem Tag. Ich muss ehrlich sagen: Meine Interviepartnerin, die mir eine Stunde später gegenüber sitzt, ist zwar nicht so bekannt wie Bruce Willis, aber wesentlich sympathischer und umgänglicher.
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