Zehn Jahre nach seinem Hit „Garden State“ erscheint nun Zach Braffs neuer Film „Wish I Was Here“. Über 46.000 Menschen haben den Film durch Crowdfunding mitfinanziert. Zach Braff erzählte SPIESSER-Praktikantin Polina, warum er sich dabei wie Politiker, Filmemacher und Versandunternehmen in einer Person gefühlt hat.
09. October 2014 - 13:28 SPIESSER-Autorin Individuot.
Zach, warum hat es zehn Jahre bis zu deinem neuen Film gedauert?
Ich hätte natürlich einfach etwas Kommerzielles machen können, aber ich wollte etwas so Einzigartiges schaffen wie „Garden State“ (Zach Braffs Erstlingswerk von 2004 mit Natalie Portman, Anm. d. Red.). Ich hatte mich an einem Remake eines dänischen Films versucht sowie an einer Adaption, aber irgendwie kamen die Projekte nicht richtig zustande.
Allround-Talent ZachBraff.
Also willst du jedes Mal etwas wirklich Besonderes schaffen?
Ich werde nächstes Mal definitiv keinen so persönlichen Film machen. Zweimal nacheinander ist ziemlich mühsam. Beide Filme waren fast wie eine Art Memoiren. Das Nächste, was ich gerne machen würde, wird nichts mit meinem eigenen Leben zu tun haben.
Hast du schon bestimmte Ideen?
Grobe Entwürfe habe ich bereits. Aber nichts Konkretes.
Keinen abgefahrenen Action-Thriller?
Nein, aber ich würde gerne eine Buddy-Komödie mit Donald Faison (Turk aus „Scrubs“, Anm. d. Red.) machen.
„Wish I Was Here“
Warum geht’s? Aidan ist ein erfolgloser Schauspieler in L.A. Als bei seinem Vater Krebs festgestellt wird, kann dieser nicht mehr für die Privatschule seiner beiden Enkel zahlen. Das Geld von Aidans Frau Sarah reicht nicht für die Schule und Aidan beschließt seine beiden Kinder zuhause zu unterrichten. Das Chaos ist vorprogrammiert und auch Aidans Bruder, Genie und Nerd in einem, ist keine große Hilfe. Letzten Endes ist es aber genau diese Ausweglosigkeit der Lage, die alle Beteiligten enger zusammen schweißt. Schauen oder nicht schauen? Mit einem Ton, der dem Publikum bereits aus „Garden State“ vertraut ist, erzählt „Wish I Was Here“ von Träumen, vom Erwachsenwerden und von Verpflichtungen, die damit einher gehen, ohne den für Zach Braff typischen, ironischen Humor auszulassen. Darsteller: Zach Braff, Kate Hudson, Josh Gad, Joey King, Mandy Patinkin Dauer: 107 Minuten Regie: Zach Braff Kinostart: 09.10.2014
In einem anderen Interview sagtest du, dass der klassische Weg, einen Film zu finanzieren, in diesem Fall zu viele Opfer von dem Drehbuch verlangt hätte. Was genau meinst du damit?
Ich habe mich für Crowdfunding entschieden, weil das einzige Unternehmen, das an dem Film interessiert war, sagte, dass ich nicht die Endbearbeitung machen dürfte. Das bedeutet, dass sie das letzte Wort über die finale Version des Films gehabt hätten. Ich hätte nicht die Darsteller haben können, die ich wollte. Ich hätte in Kanada drehen müssen, auch wenn der Film in Los Angeles spielt. Es wäre alles in allem eine Frankenstein-Version dessen geworden, was ich im Sinn hatte. Und dann wurde mir das Konzept von Crowdfunding vorgestellt, weil ich diese großartigen und loyalen Fans habe.
Deinen ersten Film „Garden State“ haben viele geliebt. Wieso haben dir die Studios nicht einfach vertraut?
Man sagt, es heißt Showbusiness und nicht Showfriends. Sie haben einfach nicht an mich geglaubt. Bei „Garden State“ hat damals auch keiner an mich geglaubt.
Du hast über 46.000 Crowdfunder für deinen Film finden können. Hast du das erwartet?
Nein. Selbst als wir angefangen haben, die Idee zu verbreiten, waren die Leute skeptisch, weil es keine Fortsetzung von etwas Erfolgreichem werden sollte und ich weder „Scrubs - der Film“ noch „Garden State 2“ machen wollte. Ich hatte die Frechheit zu meinen Fans zu gehen und zu sagen: „Hey, ich glaube, ich habe da etwas erschaffen, das ihr mögen werdet, aber ihr könnt es noch nicht einmal vorher lesen.“ Niemand würde darauf anspringen. Und dann hatten wir einen Monat eingeplant und die Finanzierung in 48 Stunden hinbekommen. Das war sehr aufregend und eine tolle Bestätigung!
Das ist dann auch das vorhin erwähnte Vertrauen?
Genau. Das Vertrauen kam von den Fans. Nicht von den Anzugträgern.
Eine der Entlohnungen für die Crowdfunder des Films waren kleine Nebenrollen im Film. Wie viele Leute waren denn letzten Endes Teil des Films?
Viele Leute waren Darsteller im Hintergrund oder in einer großen Menge. Manche hatten sogar einige Sprechzeilen. Zum Beispiel die Frau, die am Ende bei der Comic Convention sagt: „Das ist sein erstes Kostüm?!“ Dieser Frau hat ihr Freund die Rolle gekauft, weil ihr erstes Date bei „Garden State“ war. Dann wurden noch über 400 Leute im Abspann genannt.
Und von den Fans gab's ja eine Menge Anerkennung?
Klar. Ich kenne sehr viele Kickstarter-Projekte und weiß in etwa, was die Leute so zurück bekommen. Und ich sagte: „Wir werden das 50-fache bieten.“ Wir kreierten einen eigenen Kanal mit Kurzvideos hinter den Kulissen.Wir haben Telefon-Hotlines eingerichtet. Das war schon eine große Sache.
Nein. Du brauchst den Satz gar nicht erst beenden. Es war ein wirklich cooles Experiment und ich bin sehr froh, dass ich es gemacht habe. Aber es war so viel Arbeit! Ich musste lernen, wie ein Handelsunternehmen funktioniert. Ich musste Dinge in alle Ecken der Welt verschicken. Ich musste ein Politiker sein, um mit der Internet-Debatte umzugehen. Und all das, während ich einen Film zu drehen hatte! Und dann kommt der Film raus und teilweise hat der Finanzierungsweg den Film selbst überschattet. Klar, es ist neu, es ist interessant, aber, wenn es die Arbeit überschattet, dann ist das irgendwie kontraproduktiv.
Vor allem, wenn es um so einen persönlichen Film geht?
Exakt. Aber ich habe ziemlich schnell realisiert, dass es so eine Art Testlauf war und ich dafür den Kopf hinhalten muss. Und dass auf meinem Grabstein ganz klein stehen wird: „Der Typ, der's getan hat.“
War es das wert?
Dieses Kunstwerk würde – hoffentlich mögen die Leute es! – sonst nicht existieren. Und die 46.000 Leute können von sich behaupten: „Weil ich ein T-Shirt gekauft habe, ist ein Kunstwerk entstanden, das Leute auf der ganzen Welt genießen können und das sonst nicht existieren würde.“ Ja, das war's wert!
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