In der Kinodokumentation wird der Prozess zu einem EU-Beschluss für ein neues Datenschutzgesetz begleitet. Klingt langweilig? Ist es gar nicht! SPIESSER-Praktikantin Renée hat den Streifen für euch gesehen und verrät, was ihn so besonders macht.
16. December 2015 - 11:03 SPIESSER-Autorin Oriella.
„Daten sind das neue Öl. Das Öl des 21. Jahrhunderts“. Mit Daten verdienen heute in der Welt sehr viele Firmen sehr viel Geld. Denn man kann damit gezielt Werbung schalten, Daten an andere Firmen verkaufen und seit Edward Snowden ist auch klar, dass die staatlichen Geheimdienste großes Interesse an dem digitalen Öl haben.
Und private Daten beinhalten nicht bloß deinen Namen und vielleicht dein Alter: Auf einmal weiß eine Firma nämlich, welche Kleidung du gerne kaufst, wie oft du krank bist, worüber du lachst. Und all diese Informationen können sie strategisch nutzen. Auch diese sehr privaten Infos müssten also gut geschützt sein. Und um nun in der Europäischen Union (EU) rechtlich zu sichern, wie Firmen mit den privaten Daten der Menschen umgehen müssen, wurde ein Entwurf für ein neues Datenschutzgesetz entwickelt. Das ist allerdings ein wahrer Balanceakt, weil man versuchen muss, einerseits die Privatsphäre der Bürger in Europa zu schützen, aber auf der anderen Seite viele wirtschaftliche Parteien versuchen, ihre Interessen durchzusetzen.
Bei genau diesem Weg war der Regisseur David Bernet dabei und hat gefilmt, welche Diskussionen geführt und welche Instanzen durchlaufen werden. Von Beginn der Verhandlungen im Jahr 2012 bis 2014. Herausgekommen ist #Democracy – Im Rausch der Daten, ein wirklich spannender Film, auch wenn es vielleicht nicht danach klingt. Und vor allem ist er ein wichtiger Film, weil immer deutlicher wird, wie viel Politik doch hinter verschlossenen Türen gemacht wird. Hier bekommt man nun einen sehr lebensnahen Einblick in die Welt der EU.
Schauspieler gibt es in diesem Film nicht. Die Dokumentation lebt davon, dass sie einen echten Einblick in die EU gibt. Erst einmal geht es um das Team, das den ersten Gesetzesentwurf erstellt hat, also um Jan Philipp Albrecht, (Mitglied des Europäischen Parlaments), der zum Berichterstatter in dieser Sache ernannt wurde, und um die Leute, die mit ihm zusammenarbeiten. Aber auch die Justizkommissarin Viviane Reding und viele andere Politiker und Lobbyisten kommen in der Doku Wort.
Filmischer Augenschmaus?
Auch wenn es sich um eine Dokumentation handelt, hat der Regisseur durchaus Wert auf Ästhetik gelegt. Der ganze Film ist in schwarz/weiß gefilmt und immer wieder unterbricht er die politischen Diskussionen durch Einblicke in die Alltagswelt außerhalb der EU. Zum Beispiel werden junge Männer beim Fußballspielen gezeigt. Das tut sehr gut, um kurz die Geschehnisse nachzuvollziehen und macht auch deutlich, für wen die Politiker überhaupt so hitzig diskutieren. Durch die dramatische musikalische Untermalung und die schicken schwarzen Anzüge bekommt man so manches mal auch das Gefühl, in einem Mafiafilm zu sitzen.
Braucht man Taschentücher?
Nein. Es kann schon sehr frustrierend sein, wenn man merkt, wie die Wirtschaft möglichen positiven Änderungen in den Weg springt, aber es ist nicht nötig, deswegen gleich zu weinen.
Mit politisch interessierten Freunden. Oder auch gleich der ganzen Klasse. Vielleicht nicht unbedingt zu einem romantischem Date.
Große Leinwand oder kleiner Bildschirm?
Ein Kinobesuch kann helfen, sich besser auf das Thema zu konzentrieren und vielleicht ist der schwarz/weiß-Stil auf einem kleinen Bildschirm ein bisschen anstrengend. Aber da es keine aufwendigen Effekte gibt oder eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen, verliert der Film nicht viel, wenn man ihn nicht auf der großen Leinwand sieht.
Was macht man danach?
Recherchieren wie der jetzige Stand rund um den Datenschutz ist. Der Film endet mit der Aussage, dass die Diskussionen im Europäische Rat immer noch andauern, auch jetzt noch ist unklar, wann es mal zu einer Einigung in den Verhandlungen kommt.
In 3 Worten:
politisch, spannend, informativ
Mainstream oder Independent?
Definitiv Independent. Allerdings geht uns das Thema alle an. Solch ein authentischer Einblick ist ein einzigartige Chance, mal hinter die Kulissen des wichtigsten politischen Gremiums unserer Demokratie hier in Europa zu blicken.
#DEMOCRACY –
IM RAUSCH DER DATEN
Regie: David Bernet Schauspieler: Jan Philipp Albrecht, Viviane Reding, Ralf Bendrath Kinostart: 12. November 2015 Länge: 100 Minuten Genre: Dokumentation FSK: ab 0 Jahren
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Sehr schön, das freut uns :)
Ich stehe total auf Dokumentationen, ich glaube die schaue ich mir auch mal an!