Um erfolgreich zu sein, kann man ein mitfühlendes Herz nicht gebrauchen. Oder das Herz überhaupt. Deshalb lässt sich Kohlenmunk-Peter das Herz vom Holländer Michel durch einen Stein ersetzen. Die Neuverfilmung von Wilhelm Hauffs Märchen „Das kalte Herz“ macht Lust auf Wandern.
25. October 2016 - 14:00 SPIESSER-Autorin Individuot.
Kohlenmunk-Peter ist nicht glücklich mit seinem Leben als Kohlenbrenner. Die anderen Dorfbewohner, die ihn verhöhnen, schaut er mit Neid entgegen. Und dann ist da noch die schöne Lisbeth, die Tochter des Glasmachers Löbl. Peter ist fest davon überzeugt, dass er Lisbeths Herz nur mit Erfolg und Reichtum erobern kann, also macht er sich auf den Weg zum Glasmännchen, das ihm drei Wünsche gewährt. Unüberlegt plappert Peter das heraus, was ihm zuerst in den Sinn kommt: Der beste Tänzer im Dorf möchte er sein und immer so viel Geld in der Tasche haben, wie der reichste Holzhändler Etzel. Als dritten Wunsch möchte er die schönste Glashütte im Schwarzwald besitzen. Das Glasmännchen gewährt Peter diese Wünsche, wenn auch nicht ohne leichtes Kopfschütteln.
Zunächst läuft alles so, wie Peter es sich vorgestellt hat: Er hat Geld, Ansehen und Lisbeths Gunst. Doch dann gewinnt Peter beim Würfeln gegen Etzel und seine Taschen sind plötzlich genauso leer wie die des gerissenen Händlers. Also stürzt Peter in den Wald und läuft dem Holländer Michel direkt in die Fänge. Der Holländer Michel, ein zwielichtiger Holzfäller, der einst von den Menschen verstoßen wurde, nennt Peter dessen größte Schwäche: sein mitfühlendes Herz. Und eine Lösung bietet er für das pochende Problem – das Herz kurzerhand durch einen Stein ersetzen, damit es Peter nicht mehr so plage. Gesagt, getan – am nächsten Morgen verlässt Peter den Holländer Michel frei und herzlos.
Und natürlich wäre dieses Märchen kein Märchen, wenn Peters Herzlosigkeit ihn nicht ins Verderben stürzen würde. Nach Jahren der Wanderschaft kehrt Peter als reicher Mann in sein Dorf zurück und heiratet Lisbeth. Diese erkennt die Veränderung des Geliebten zu spät und verunglückt im Streit tödlich. Erst da geht Peter ein Licht auf und er begibt sich zum Holländer Michel, um sein Herz zurück zu bekommen.
Auf einen Blick?
Action:
Romantik: ✪ ✪
Humor: ✪
Niveau: ✪
Bildungsfaktor: ✪ ✪
Wer spielt mit?
Viele bekannte, deutsche Schauspieler wirken bei der Märchenverfilmung von Johannes Naber mit. Frederick Lau („Die Welle“, „Victoria“) verkörpert den gutmütigen Kohlenmunk-Peter, Lisbeth wird von Henriette Confurius („Die geliebten Schwestern“) gespielt. Als Holländer Michel verkörpert Moritz Bleibtreu („Lola rennt“, „Soulkitchen“, „das Experiment“) den bösen Waldgeist. In anderen Rollen sind unter anderem Milan Peschel, David Schütter und Sebastian Blomberg zu sehen.
Filmischer Augenschmaus?
Der Schwarzwald (eigentlich die Sächsische Schweiz) wirkt mystisch und voller Geheimnisse – eine perfekte Kulisse für die archaische Welt des Märchens, in der die Menschen noch an Geister glauben.
Für das, was der Film ist, macht er seine Sache gut: Eine Märchenverfilmung mit einem Schuss Mystik und einer moralisch wertvollen Botschaft. Bloß ist das Märchen teilweise ganz schön gruselig. Beispielsweise stellt Peter heraus, dass die Herzen, die beim Holländer Michel aufbewahrt werden, von Maden und Schlangen zerfressen sind, die von den schlechten Taten der Herzen-Inhaber deuten. Dies ist ziemlich graphisch dargestellt und kann im Kino das eine oder andere „Iiiiih!“ entlocken.
Braucht man Taschentücher?
Zum Schluss, wenn Peter über Lisbeths Tod seine Fehler einsieht, wird's ein wenig herzzerreißend.
Mit wem angucken?
Der Film ist ein netter Sonntagsfilm für jedermann.
Wandern gehen. Am besten in der Sächsischen Schweiz oder im Schwarzwald.
In 3 Worten:
Eigentlich ganz nett.
Große Leinwand oder kleiner Bildschirm?
Der Wald kommt sicherlich auf der großen Leinwand besser zur Geltung. Für den eigentlichen Inhalt braucht es die aber nicht unbedingt.
Mainstream oder Independent?
Im Bereich des deutschen Films eher Mainstream.
Das kalte Herz
Regie: Johannes Naber Schauspieler: Frederick Lau, Henriette Confurius, Moritz Bleibtreu, Milan Peschel, David Schütter, Sebsatian Blomberg, u.v.a. DVD-Start: 20. Oktober 2016 Länge: 119 Minuten Genre: Fantasy, Märchen FSK: ab 12 Jahren
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