Brennende Autos, die Frankfurter Innenstadt voll mit Polizisten, Demonstranten aus ganz Europa kommend und das alles nur, weil ein neuer Wolkenkratzer eingeweiht wird? SPIESSER-Praktikantin Juliane sagt euch, was es damit auf sich hat.
22. March 2015 - 13:45 SPIESSER-Autorin suspiciousa.
Seit 2009 steckt die europäische Union schon in der Eurokrise. Und noch immer haben viele intelligente Leute in der EU kein Konzept gefunden, wie die Länder aus der Krise geholt werden können. Besonders die griechische Bevölkerung muss zur Zeit sehr stark unter den Maßnahmen der Sparpolitik leiden. Eine wesentliche Rolle bei der Ausarbeitung von Konzepten zur Bewältigung der Schuldenkrise spielt die Europäische Zentralbank (EZB), die ihren Sitz in Frankfurt a. M. hat.
Genau diese EZB hat sich nun einen schicken neuen Wolkenkratzer gegönnt. Zur Eröffnung des neuen Hauptsitzes ist allerdings keinem so richtig zum Feiern zumute. Demnach sollte es sich wohl auf eine kleine, eher unspektakuläre Feier belaufen. Um so spektakulärer ist jedoch das, was sich vor dem Gebäude abspielt.
Mit schickem Sichtschutz für den Euro. Foto: Flickr-User Montecruz Foto(CC BY-SA 2.0)
Europapolitik auf der Straße
Brennende Polizeiautos, Angriffe auf Polizisten und die Feuerwehr im Dauereinsatz: Der Festakt zur Eröffnung des neuen EZB-Gebäudes wird von zahlreichen Demonstrationen und leider auch gewalttätigen Aktionen begleitet. Die Menschen gehen auf die Straße, weil sie gegen die Sparauflagen der sogenannten „Troika“ zur Bewältigung der Eurokrise demonstrieren wollen. Und die europäische Zentralbank ist der Ort, von dem alles ausgeht.
Auch diejenigen, die diese Maßnahmen direkt betreffen, wollen ihrem Unmut Luft machen. So sollen auch Hunderte, wenn nicht sogar Tausende Demonstranten aus Italien, Frankreich, Griechenland und Spanien angereist sein. Die Demonstranten kritisieren, die Sparpolitik führe zu einer Verarmung Südeuropas und behindere die Zielvorstellung eines gemeinsamen Europas. Oft wird auch bemängelt, dass an den falschen Ecken gespart wird, und diejenigen, die sowieso schon am wenigsten haben, am meisten unter den Sparmaßnahmen leiden, wohingegen die Besserverdienenden zu wenig betroffen sind.
Alles nur Chaoten?
Der Protest richtet sich auch deshalb so stark gegen die europäische Zentralbank, da das meiste Geld, das bisher nach Griechenland geflossen ist, hauptsächlich dafür genutzt werden musste, die Schulden Griechenlands bei ausländischen Banken, vor allem deutschen, zurückzuzahlen anstatt es für die eigenen Leute aufzuwenden.
EZ...was?!
Ihr wollt noch mehr über die Hintergründe und die Arbeit der EZB wissen? Dann schaut hier nach!
Organisiert wird die Protestaktion unter anderem von dem Bündnis Blockupy, das bereits in den letzten Jahren durch medienwirksame Aktionen gegen die europäische Krisenpolitik, die Macht der Banken und für mehr Demokratie, für Aufmerksamkeit sorgte.
Durch die Ausschreitungen ist Blockupy stark in Kritik geraten. Die Macher entgegneten jedoch, dass der Protest in diesem Ausmaß im Vorfeld nicht geplant war. Die Wut der Demonstranten können sie aber durchaus nachvollziehen. Auch zahlreiche bürgerliche Initiativen, wie der hessische Gewerkschaftsbund, riefen zu Demonstrationen auf.
Letztendlich hat die Politik es durch ihre Maßnahmen also doch geschafft, Europa ein Stück weiter zusammen zu bringen – zusammen auf die Straße.
Text: Juliane Müller Teaserfoto: Flickr-User Picturepest (CC BY 2.0), bearbeitet
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