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Wacken wecken

Es ist das größte Metal-Festival der Welt und verwandelt jedes Jahr eine Kuhweide in ein gigantisches Festivalgelände und in ein Meer aus Zelten: Das Wacken Open Air. SPIESSER-Autorin Nina war beim 25. Jubiläum in diesem Jahr mittendrin im Geschehen.

15. August 2014 - 11:59
SPIESSER-Autorin Sternenpflückerin.
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Sternenpflückerin Offline
Beigetreten: 27.02.2012

Wacken hat mich wieder! Schon auf dem Weg zum Festivalgelände fallen mir lustige Gestalten auf: Menschen in Bananenkostümen und Morphsuites laufen durch die Gegend. Vor dem Haupteingang hat sich schon eine riesige Menschentraube gebildet, aus verschiedenen Richtungen ist ein „Die Mauer muss weg!“ zu hören. Ein Kerl ist ganz clever und lässt sich von den Menschenmassen bis nach ganz vorne tragen. Typisch, Wacken!

Headbangen und gaaanz liebe Menschen

Nina ist für jede Festivalität bereit!

Mein erster Weg führt mich zum Bullhead City Circus, einem riesigen Zelt mit zwei Bühnen. Dort sehe ich mir das Metal Battle – einen internationaler Bandcontest – an. Außerdem findet dort auch mein großes Festival-Highlight statt: das Konzert der Gruppe Vreid. Während ich in den ersten Reihen durchgehend am Headbangen bin, treffe ich dabei auch Leute, die ich in Kanada kennengelernt habe. Was für ein Zufall! So kommt es, dass ich an diesem Abend erst um fünf Uhr nachts ins Bett falle. Und um acht Uhr früh treibt mich die brütende Hitze wieder aus dem Zelt.

Die richtig großen Konzerte finden aber im Infield statt. Ganz voll wird es bei den bekannten Bands wie Slayer und Motörhead, deren Musik über das ganze Gelände schallt. Ich persönlich freue mich riesig, als ich bei der finnischen Gruppe Apocalyptica einen Platz in den ersten Reihen ergattere und die Cellisten von ganz nah erleben kann. Man muss sich nur rechtzeitig nach vorne begeben. Als rund 70.000 Zuschauer den Metallica-Coversong „Nothing Else Matters“ mitsingen, kriege ich glatt eine Gänsehaut. Was für ein Kontrast zu den zahlreichen Moshpits, die hier oft stattfinden! Beides Teil einer wunderbaren Gruppeneuphorie unter den ganzen gut gelaunten, angeblich „harten“ Kerlen hier. Dabei sind Metaller die liebsten Menschen, die ich kenne.

Immer auf Trab

Die Pommesgabeln in die Höh'.

Zum Essen begebe ich mich in die Wackinger Village, wo ein kleiner Mittelaltermarkt und eine Vielfalt an handgemachten Leckereien locken. Während ich gerade einen Flammkuchen verspeise, macht die Folk-Rock-Band Fiddler's Green richtig gute Stimmung auf der Wackinger Stage. Circa 2000 Metaller tanzen vergnügt und klatschen laut mit.

Zum Feiern geht es für mich – natürlich – zur Party Stage. Beim Knorkator-Konzert erlebe ich ein einziges großes Fest. Crowdsurfen in die verkehrte Richtung (von der Bühne weg), gigantische aufblasbare Rollatoren und ein gut gelaunter „Stumpen“ (Sänger von Knorkator) im pinken Schlüpfer. Herzallerliebst. Auf diesem Festival ist niemandem etwas zu verrückt. Etwas gelassener geht es auf der Beergarden Stage zu, wo ich mir eine kurze Verschnaufpause gönne. Viel Zeit bleibt dafür nicht: Schon geht es weiter zum nächsten Konzert, meine Running Order ist voll gepackt.

Insgesamt bin ich viel am Hin- und Herrennen zwischen den Bühnen, denn ich möchte so viel wie möglich mitkriegen. Tolle Bands, eine grandiose Stimmung, interessante Menschen – bei meinem Zelt bin ich kaum. Innerhalb der vier Tage sehe ich mehr als fünfzig Bands und bin täglich fünfzehn Stunden auf Trab.

Auch die Wackener wacken

Erstmal den örtlichen Supermarkt stürmen.

Im Laufe der Tage statte ich natürlich auch dem Dorf Wacken einen Besuch ab, um die typische Wacken-Szenerie ein bisschen zu genießen: Tausende von schwarz gekleideten, gut gelaunten Menschen und dazwischen die Dorfbewohner, die das muntere Treiben bestaunen. Omas sitzen in ihren Gärten, manche verkaufen selbst gebackene Törtchen oder bieten improvisierte Duschen aus Gartenschläuchen an. Kinder fahren mit ihren Tretautos durch die Menschenmassen und transportieren Bier für die Metalheads. Auf dem Weg durch das Dorf grüßen einige Wackener freundlich, ab und zu läuft jemand auf mich zu und brüllt mir „Wacken!“ ins Gesicht. Beim winzigen, extra fürs Festival eingedeckten Supermarkt hole ich mir noch eine kleine Erfrischung für den Weg zurück.

Wie im Fluge vergeht die Zeit und viel zu schnell stehe ich beim letzten Konzert vor der Bühne. Als um drei Uhr nachts schließlich Schandmaul ihr letztes Lied anstimmen, werde ich schon ein wenig sentimental. Laut singe ich „Es war sehr schön mit euch, ich werd' mit Freuden an euch denken“ mit und fühle mich verbunden mit den ganzen Metal-Fans, die ihre Hände in der Luft wiegen. Ich bin müde, dreckig und kaputt. Aber ich weiß: Wacken, ich werde wiederkommen!

Text: Nina Beier
Fotos:
Flickr-User cgo2 (CC BY 2.0), Privat

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