Bruckner – Das sind die Brüder Jakob und Matti, die ihre eigene Musik liebevoll als „verpeilten Pop“ bezeichnen. SPIESSER-Praktikantin Lara hat mit den beiden über ihr Debütalbum „Hier“ gequatscht, das am 26. Juni erscheint.
„Hier“ ist euer Debütalbum, ab Oktober tourt ihr durch ganz Deutschland, Österreich und die Schweiz. Wenn ihr euch einen Ort auf der Welt aussuchen müsstet, an dem ihr den Rest eures Lebens verbringt, wo wäre der? (Für immer hier)
Matti: In einem sehr sonnigen Loft mit Tonstudio.
Jakob: Ja das wäre perfekt. Ich stelle mir ein Studio mit ganz großen Fenstern in den Bergen mit Blick auf den See vor. Ich kann es nicht genau sagen, aber es wäre wahrscheinlich Tirol oder etwas in dieser Ecke. Vielleicht Berchtesgaden, da können wir die Oma besuchen.
Man hat das Gefühl, dass ihr nicht nur Brüder seid, sondern auch Freunde. Was macht eure Freundschaft aus bzw. was ist euch in einer Freundschaft wichtig? (Ich und deine Freunde)
Jakob: Ich finde eine Freundschaft macht aus, dass man direkt und offen Dinge ansprechen kann, die einen stören. Dass man ehrlich zu sich und den anderen ist. Freundschaften, für die man sich immer verstellen muss und in denen man vorgibt jemand zu sein, der man nicht ist oder sich zusammenreißen muss die ganze Zeit, finde ich nicht cool. Natürlich muss ich mich auch mal zusammenreißen, wenn ich mit Matti zusammen bin und kann nicht meine schlechte Laune raushängen lassen. Aber ich finde, Ehrlichkeit ist für mich das, was eine Freundschaft ausmacht.
Jakob, du singst „Kann mich nicht entscheiden, kein richtig, nur falsch, bin nur am Vermeiden.“ Habt ihr einen ultimativen Tipp was man machen sollte, wenn man eine wichtige Entscheidung treffen muss, aber damit vollkommen überfordert ist? (Nichts tun)
Jakob: Ich glaube tatsächlich, dass es vor allem in den großen Entscheidungen des Lebens niemals richtig und falsch gibt. Am besten man hört auf sein erstes Bauchgefühl.
Matti: Manchmal muss man auch abwägen, aber wenn man dann immer noch nicht zu einem Schluss kommt, ist es vielleicht am besten, der ersten Intuition zu folgen.
Man sagt ja immer, aus Fehlern lernt man. Gibt es Entscheidungen, die ihr in der Vergangenheit getroffen habt und heute bereut? (Hätt ich’s gewusst)
Matti: Ich habe mir auf eBay Kleinanzeigen eine riesengroße Flex gekauft. Die war sauschwer und ich habe vorher nicht gecheckt, welches Modell es ist und habe quasi ausversehen eine zu große gekauft. Und jetzt denk ich mir, hätte ich lieber eine kleinere gekauft.
Jakob: Bei mir ist es wahrscheinlich wirklich die Tatsache, dass ich damals, um den sicheren Weg zu gehen, Lehramt studiert habe, obwohl ich eigentlich immer wusste, dass ich Musik machen will. Wir kommen aus einem gutbürgerlichen Haushalt, wo Sicherheit, ein ordentlicher Job und solche Dinge schon einen hohen Stellenwert haben. Deswegen war es mir immer zu riskant, alles auf eine Karte zu setzen und Musik zu studieren. Das war im Nachhinein vielleicht nicht optimal. Jetzt habe ich das ganze Studium gemacht und brauche es nicht, weil wir grad nur Musik machen. Aber ich bereue nicht die Zeit als Student, sondern eher die Wahl des Studiengangs.
Ich habe gelesen, dass eure Songtitel eigentlich immer eine tiefere Bedeutung haben. Was verbindet ihr mit dem Lied „Josephine“?
Jakob: Ich mag „Josephine“ sehr und würde gern viel mehr solcher Songs schreiben. Letztendlich geht es um eine einfache Sache, und zwar die Beziehung zwischen zwei Menschen. Aber trotzdem gibt es auch einen gesellschaftlichen Bezug zum Klimawandel. Er würde sie jetzt gerne sehen, aber ist viel zu weit weg und checkt endlich, dass er nicht mal einfach so ganz schnell zu ihr fliegen sollte. Ich finde es schön, wichtige Dinge eher nebenbei zu thematisieren. Es ist schon schwierig in diesem Genre, sich solchen Themen zu widmen. Aber je erwachsener man wird, desto mehr will man sich auch gern in Bezug auf solchen Themen positionieren. Ich finde, dass wir das in diesem Song wirklich gut hinbekommen haben. Dieser Typ, der das Lied singt, kann den Klimawandel nicht länger ignorieren, weil ihm seine Freundin deshalb davongelaufen ist.
Stichwort Elefant im Raum: Seid ihr direkte Menschen, die immer sagen, was ihnen auf die Nerven geht? (Elefant)
Matti: Ich bin leider nicht der direkte Typ. Ich behalte Sachen sehr oft für mich und brauche Zeit, bis sie dann aus mir rausplatzen. Ich nehme es mir ganz fest vor, mich in der Hinsicht zu ändern, weil ich es sehr schätze, wenn Leute direkt sind. Dann entsteht keine komische Stimmung.
Jakob: Ich bin tatsächlich das genaue Gegenteil, der oft sogar übergriffig Sachen anspricht, die mich eigentlich gar nichts angehen, Dinge, die mich nerven an anderen Leuten.
Matti: Wenn wir beide zusammen mit jemandem abhängen, ist das ganz angenehm. Wir gleichen uns da gut aus.
Was ist das teuerste, was ihr euch je gekauft habt und bereut ihr es, so viel Geld dafür ausgegeben zu haben? (Lifestyle)
Jakob: Ich glaub das teuerste, was wir uns je gekauft haben ist unser „Alhambi“, unser Seat Alhambra. Das war einer der besten Käufe, die wir je gemacht haben, weil es unser unzerlegbares Schiff ist. Wir haben so viele Kilometer damit runtergerissen.
Matti: Der hat uns wirklich die letzten Jahre einmal quer durch die Republik gefahren und uns noch nie im Stich gelassen.
Lasst uns mal einen Blick in die Zukunft wagen. Wie stellt ihr euch euer Leben vor, wenn ihr „alt und schrumpelig“ seid? (Never Change)
Jakob: Wir haben dieses Jahr ein großes Projekt vor und ziehen mit vier Freunden in eine Kommune. Zumindest ist das der Plan, wir suchen im Moment nach einem Hof, wo das funktioniert. Und ich glaube, so stellen wir uns auch unser Leben vor, wenn wir alt und schrumpelig sind: Eine geile Alten-WG, in der wir uns gegenseitig die Windeln wechseln und jeden Tag abends zusammen Schafkopf spielen.
Matti: Und wir wollen auf alle Fälle auch Hühner halten.
Jakob: Wir wollen aufs Land, aber wollen eben nicht die Einsamkeit vom Land, sondern am besten Freunde und Stadtleben mitnehmen.
„Hier“ von Bruckner
VÖ: 26.06.2020 Label: Sony Music Entertainment Germany
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