Was ist, wenn Umweltkatastrophen unsere Welt zerstören? Die Realität draußen so schrecklich ist, dass sie nicht mehr auszuhalten ist? Dann entwickeln die Menschen Technologien, um dem zu entkommen. Geräte, die es einem erlauben virtuell in programmierten Welten zu leben. Doch währenddessen tobt die Zerstörung der Welt weiter. SPIESSER-Autorin Ema hat sich dem Zukunftsszenario von „Cryptos“ gestellt.
Es ist die Zukunft und unsere Erde agiert in einer Selbstzerstörung gegen sich selbst. Tsunamis, Waldbrände, Dürren und Überschwemmungen sind an der Tagesordnung. Doch die Menschen schotten sich ab, liegen in Hightech-Anzügen regungslos in Kapseln und verbringen ihre Zeit lieber virtuell. Der Anzug ermöglicht es ihnen, die virtuellen Welten aktiv zu erleben, zu fühlen, zu denken, Entscheidungen zu treffen. Alles scheint „echt“. Auch der Tod wird erfahrbar. Doch tatsächlich stirbt niemand, denn der Mensch in seiner Kapsel bleibt erhalten. Ähnlich wie in heutigen Videospielen kann jeder Mensch nach dem virtuellen Tod einfach wieder von vorne beginnen.
So gibt es neben zahlreichen friedlichen, virtuellen Welten, zum Beispiel eine Lernlandschaft für Kinder oder eine Welt nach der Romanvorlage Jane Austens, auch gefährliche Welten. Ein mittelalterliches London, mit Schlägereien und der Pest. Zahlreiche historisch nachgestellte Kriegsschauplätze. Eine eisige Winterlandschaft ohne Zufluchtsmöglichkeit. Eine Landschaft voller fleischfressender Dinos. Eine mystische Fantasy-Welt mit todeswütigen Gestalten. Eine viktorianische Vampirlandschaft. Die Menschen sehnen sich nach Adrenalinkicks und Extremerfahrungen und verlieren immer mehr den Bezug zur realen Welt, die sie draußen erwartet und ihre Hilfe braucht.
Die virtuellen Welten werden von einer kleinen Anzahl an Designern kreiert. Jana wird mit 17 Jahren ebenfalls rekrutiert und ist eine der Außerwählten, die bei ihrem Arbeitgeber Mastermind in der Realwelt arbeitet. Sie gilt als aufstrebendes Talent und ihre Welten sind gut besucht. Doch eines Tages bemerkt sie viele Exits in ihrer friedlichsten Welt, Kerrybrook, ein verschlafenes, irisches Fischerstädtchen. Exits – das sind reale Todesfälle, die gelegentlich vorkommen, wenn ein älterer Spieler in seiner Kapsel eines natürlichen Todes stirbt. Doch so viele auf einmal sind auffällig und Jana wird neugierig. Gegen die Anweisungen ihres Arbeitgebers macht sie sich auf eine lange Suche.
Die österreichische Schriftstellerin Ursula Poznanski brachte 2009 ihren Debütroman „Erebos“, einen Jugendroman-Thriller, auf den Markt. 2011 gewann der Roman den deutschen Jugendliteraturpreis. 2019 schrieb die ehemalige Journalistin eine Fortsetzung. Seit der Veröffentlichung von „Erebos“ folgten weitere Publikationen im Genre. Mit „Cryptos“ schrieb Poznanski nun ihren ersten Roman, der sich mit einer möglichen Klimakatastrophe auseinandersetzt.
Kurz und knapp oder dicker Schinken?
Mit genau 444 Seiten ist der Roman doch eher ein dicker Schinken. Aber dafür ist das Buch ein ganz schöner Hingucker im Regal und man hat lange Lesefreude daran.
Für die Bahn, den Sessel oder den Pausenhof?
Am besten eignet sich dann wohl der heimische Sessel oder ein gemütliches Plätzchen in einem Café. Während Jana im Buch beschreibt, wie sie Dinge in der virtuellen Welt schmeckt, kann man sich bei einer heißen Tasse Kaffee und einem leckeren Stück Kuchen dankbar schätzen, alles in echt erleben und schmecken zu dürfen.
Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie schwer ist es, das Buch wegzulegen?
Ich verorte das Buch zwischen einer 9 und 10, denn zumeist hört das Kapitel genau dann auf, wenn Jana einer Gefahr entkommt und in einer neuen, virtuellen Welt landet. Ein klassischer Cliffhanger demnach, so dass man wissen möchte, in welcher Welt die Protagonistin nun gelandet ist und was sie dort erwartet.
Wem borgt man es nach dem Lesen als erstes?
Freunden, die total auf jegliche Arten von Computerspielen abfahren. Die beschriebenen (Spiel-) Welten sind für Game-Freaks einfach ein wahres Paradies! Aber auch Freunde, die sich für die Zukunft unserer Erde und den Klimawandel interessieren, könnten das Buch verschlingen.
Lieblingszitat:
„Ich habe ohnehin meinen Platz in der unbequemen, heißen, echten Welt und frage mich
schon beim ersten Bissen, warum das eigentlich als erstrebenswert gilt. Natürlich ist die Realwelt der einzige Ort, an dem man wirklich auf Dinge Einfluss nehmen, sie verändern und
verbessern kann. Aber in diesem Moment finde ich das vollkommen bedeutungslos.“ (S. 66)
In drei Worten:
Surreal. Unheimlich. Mitreißend.
Text: Ema Jerkovic Cover: Loewe Verlag
Teaserbild: Ema Jerkovic
Dir gefällt dieser Artikel?
auf Facebook teilen auf WhatsApp teilen auf Twitter teilen auf Google+ teilen
„I’m glad my Mom died” ist nicht irgendeine Biografie aus Hollywood. Klar, hier geht es um das harte Leben im Scheinwerferlicht (Alkoholprobleme inklusive). Und ja, es geht auch um schlimme Verluste. Aber vor Jennette McCurdy hat noch niemand gewagt, so öffentlich über seine
Du suchst nach einem Zeitvertreib in den anstehenden Sommer- oder Semesterferien? Oder hast Langeweile auf der Zugfahrt zum Ferienziel? Dann begleite doch Sherlock Holmes Assistenten Dr. Watson in zehn kniffligen Escape Room-Rätseln. SPIESSER-Autorin Katharina hat für dich schonmal ein bisschen
Was für viele Menschen eine klare Entscheidung zwischen zwei Boxen ist, kann für einige ein undefinierbares Spektrum sein, in dem es sich nur schwer festzulegen gilt. Und das muss man auch nicht - das macht Louie Läuger in „Gender-Kram“ deutlich. Mit viel Einfühlungsvermögen
SPIESSER-Autorin Patricia hat sich das ominöse Buch "Jetzt" von Annalena Baerbock zu Gemüte geführt und war ungeachtet aller Vorwürfe spontan hellauf begeistert. Warum? Das verrät sie euch in ihrer Rezension.
„Ich bin Linus“ – ein Satz, der eigentlich total normal klingt. Für den Buchhändler und Blogger Linus Giese ist es aber ein Satz, der sein Leben fundamental verändert hat und ihn zu dem machen konnte, was er schon immer war und ist: Ein Mann. In seinem autobiographischen
„Für die Familie“ lautet der Debütroman von SPIESSER-Autorin Katja Stenzel. Es handelt sich um eine Liebes- und Familiengeschichte, deren Hauptfigur die rebellische und gewitzte 18-jährige Kim ist. Ihr Leben ist geprägt von kaputten Beziehungen sowie versteckten Ängsten,
Dass wir unsere Außenwelt hören können, scheint uns allen selbstverständlich. Doch was, wenn du von einem Tag auf den anderen taub wirst? Gefangen in deiner eigenen kleinen Welt, ohne jegliches Geräusch? Als Teenagerin in einer kanadischen Kleinstadt erlebt Roxanne genau dieses
Seit fünf Jahren herrscht in Jemen ein gewaltiger Krieg. Die Journalistin Bushra Al-Maktari möchte den Hinterbliebenen eine Stimme geben und hat in „Was hast du hinter dir gelassen?“ die Schicksale der Menschen aus ihrem eigenen Land aufgeschrieben. SPIESSER-Autor Vincent verschlägt
Um für eine lebenswerte Zukunft zu sorgen, sollten wir unsere Wirtschaftsweise überdenken. In ihrem neuen Buch lädt Maja Göpel dazu ein, über unsere Welt nachzudenken und bietet Alternativen zum nachhaltigen Wirtschaften an. SPIESSER-Autorin Sophie hat reingelesen.
Frauen und Männer, Liebe, Familie und Freundschaft, F+ oder Beziehung: In seinem neuen Buch „Nackt im Hotel“ analysiert der Journalist Jo Schück unser gesellschaftliches Zusammenleben. SPIESSER-Autorin Annika hat mehr über die unterschiedlichen Formen zwischenmenschlicher Beziehungen
Stell dir vor, das Internet ist weg. Dann könntest du nicht nur diesen Text hier gerade nicht lesen … Was noch alles passieren könnte, steht in Christian Linkers neuem Thriller „Influence – Fehler im System“, den SPIESSER-Autorin Sarah für euch gelesen hat.
„Wie können wir frei sprechen?“, fragt die Aktivistin Kübra Gümüşay. In ihrem frisch erschienenen Buch beschäftigt sie sich genau mit dieser Frage – und vielen weiteren zu Sprache und Gesellschaft. SPIESSER-Autor Philipp hat reingelesen.
Margarete Stokowski gilt spätestens seit ihrem Buch „Untenrum frei“ als eine wichtige Vertreterin des modernen Feminismus. Nun ist ihr zweites Werk „Die letzten Tage des Patriarchats“ auch als Taschenbuch erhältlich. Aus diesem Anlass hat SPIESSER-Autorin Naomi das Buch
Drei Jahre beherrschte das Thema Brexit die britische Politik. Für viele wirkte der geplante Austritt aus der EU schlichtweg absurd – so auch für Autor Ian McEwan, der seinen Ärger darüber in eine polemische Dystopie einfließen ließ.
Mit „Affen in meinem Kopf“ veröffentlichte Autorin Melanie Bayer im Grunde ihre Biografie. Es geht zwar um Charly Fuchs, eine junge Frau mit mehr Downs als Ups in ihrem Leben. Das Mobbing in der Schule als Lesbe und später im Beruf im medizinischen Bereich kommt allerdings direkt
Wie sieht das Ende der Klimakrise aus? Wer trägt die Verantwortung für die Zukunft aller Menschen, gerade derer, die mit Fridays For Future auf die Straße gehen? Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer hat mit Soziologe und Politökonom Alexander Repenning das Buch „Vom Ende der
Nach dem Tod ihres Vorgängers wird Mahit Dzmaew die nächste Botschafterin der Lsel-Raumstation im texicalaanischen Imperium. Dort bemerkt die Botschafterin Ungereimtheiten in dem offiziellen Bericht über den Tod des Diplomaten.
Wie sieht ein Aufwachsen im ländlichen Sachsen aus? Lukas Rietzschel zeichnet ein düsteres Bild zweier Brüder, die auf der Suche nach Halt in einen rechtsextremen Freundeskreis abdriften.
Lange war die systematische Kultur der sexuellen Belästigung und Einschüchterung in Hollywood ein offenes Geheimnis. Trotzdem traute sich niemand dagegen vorzugehen. Bis der Journalist Ronan Farrow die unzähligen Fälle von sexueller Belästigung und Missbrauch an die Öffentlichkeit
Julia Engelmann bedient mit ihrem neuen Werk eine vielfältige Palette an Themen, die jedermann beschäftigen, vor allem junge Erwachsene: Liebe, Erwachsenwerden, Ängste und Hoffnungen, Neuanfang. Ihre bekannte Stimme hat sich so in das Gedächtnis eingebrannt, dass man sie beim Lesen
Jeder hat diesen einen Song, der es irgendwie schafft, einen auf eine ganz besondere, persönliche Weise zu berühren, der im richtigen Moment da ist und einem das Gefühl gibt, als sei er nur für einen selbst geschrieben worden. Sophie Passmann weiß was ich meine. In ihrem neuen
In „Das Ting“ geht es um ein Start-Up-Projekt von vier sehr unterschiedlich motivierten Personen. Sie entwickeln eine App, die alles überwacht und den Anwender zum perfekten Menschen formen will. Es ist die erschreckend realistische Schöpfung eines digitalen Beobachters zwischen
Es ist „Nacht in Caracas“, ein Roman, der den Leser auf eine Reise in ein Land nimmt, das politisch jüngst Schlagzeilen machte. Hoffnung auf ein besseres Leben in Caracas haben die Menschen nicht mehr. Stattdessen herrschen Hunger und Gewalt. Der Roman über Venezuela, die alte Heimat
Lorenz, Z und Elena sind drei junge Menschen, die darum kämpfen, ihren eigenen Weg gehen zu können. Robert Prosser beschreibt in seinem Roman „Gemma Habibi“ eine Freundschaft, die über Kontinente besteht und sich auf das Bedürfnis stützt, die Welt verstehen zu wollen.
Was ist, wenn unsere Friedenszeit vorbei ist? Wenn ein Willkürregime Menschen in eine Maschinerie einschleust, die Gewalt legitimiert? Mary, eine Studentin in den 70er Jahren, findet sich dort wieder. Und zeigt dabei auf, wie aktuell das Thema ist. Denn diese Geschichte kann überall stattfinden, jederzeit.
Der fünfzehnjährige Gregor, der auch im Sommer stolz seine Pelzmütze trägt, wird für seine Eigenarten belächelt, am meisten von seiner Tante und ihrem Mann. Ein Unfall bringt die drei jedoch näher zusammen und lässt sie ihre Vorstellung davon, was „normal“
Ein Kreuzfahrtschiff aus Plastik, an dessen Bord die Italo-Diskoschlager und die aufgesetzte Heiterkeit schlimmere Kopfschmerzen verursachen als ein Nachmittag bei IKEA. Die Schwestern Leia und Ripsa mittendrin – umgeben von undurchsichtigen Gestalten. Anderswo auf dem Mittelmeer eine Familie im
Was an dir bist du selbst? Und was an dir ist das Produkt des Einflusses der Gesellschaft und deiner Umgebung? Nachdem SPIESSER-Autorin Sarah den Thriller „Selfies“ von Jussi Adler Olsen gelesen hat, beschäftigt sie sich mit der Frage noch mehr als vorher.
„Staat X“ ist wie ein Traumbild, das mit der Zeit immer weiter eskaliert. Es geht um Liebe, Freundschaft, aber auch Intrigen und letztendlich Gewalt. Im Buch lernt man die handelnden Personen mit ihren Problemen kennen und erfährt die Handlung durch ihre Brille.
Ein Leben voller Hass und Vorurteile – damit muss Bigger Thomas jeden Tag umgehen. Im Amerika der 1920er Jahre ist die afro-amerikanische Bevölkerung unterdrückt und lebt in einer Spirale der Gewalt. Hauptprotagonist Bigger lässt euch an seinem Leben teilhaben – und an einem