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Artur Dziuk: „Das Ting“

In „Das Ting“ geht es um ein Start-Up-Projekt von vier sehr unterschiedlich motivierten Personen. Sie entwickeln eine App, die alles überwacht und den Anwender zum perfekten Menschen formen will. Es ist die erschreckend realistische Schöpfung eines digitalen Beobachters zwischen Familienstreitigkeiten, Beziehungsproblemen und allgemeinen Zweifeln. „Das Ting“ ist eine faszinierende Idee, deren dystopischer Charakter der Realität schon sehr nahe ist.

19. September 2019 - 11:43
SPIESSER-AutorIn Kevin Groth.
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Kevin Groth Offline
Beigetreten: 15.01.2019

Worum geht’s?

„Das Ting“ ist ein Start-Up-Projekt von Linus, Adam, Kasper und Niu. Aus einer zuerst kleinen Idee wird ein Projekt, das später über 60 Mitarbeiter beschäftigt und seinen Sitz in einer entweihten Kirche findet. Als Leserin oder Leser begleitet man die vier Protagonisten abwechselnd durch ihren Alltag und ihre dazugehörigen Probleme. Das Ziel des Projekts? Das Ting soll die Welt verbessern! Eine App, die dazu erschaffen wird, den Menschen zu seiner eigenen Perfektion zu geleiten. Durch verschiedene Sensoren, die kontinuierlich weiterentwickelt werden, kann das Ting einen Benutzer komplett lesen, analysieren und sein Leben studieren, um gezielt Empfehlungen zur persönlichen Verbesserung auszusprechen. Das Ting wird so weit entwickelt, dass es ein fester Teil von einem selbst wird, ohne dass man zwischen seinen eigenen und den Entscheidungen des Tings noch unterscheiden kann. Aber nicht nur die Verbesserung des Nutzers, des einzelnen Individuums, ist das Ziel der Gründer, auch persönliche Interessen bilden den Antrieb hinter dem Projekt. Anerkennung, Karriere und Geld sind ausschlaggebende Punkte, die oft zu inneren und äußeren Zwisten bei den Protagonisten führen. Ein Vertrag, der besagt, dass während der Beta-Phase alle Empfehlungen des Tings umgesetzt werden müssen, sorgt nicht bei jedem Gründer für einen positiven Effekt. Wie ein falscher Gott, entwickelt in einer entweihten Kirche, ist das Ting ein stiller Begleiter, der den Nutzer nie verlässt. So folgen wir Linus, Adam, Kasper und Niu vom Grundstein einer App bis hin zur Intention, eines der größten Unternehmen der Welt zu werden.

„Das Ting“

Autor: Artur Dziuk
Veröffentlichung: 16. September 2019
Seitenzahl: 437

Wer steckt dahinter?

1983 wurde der heute in Hamburg lebende Artur Dziuk in Polen geboren. „Das Ting“ ist sein erster Roman. Studiert hat Artur Dziuk in Berlin und seinen Master of Arts machte er an der Universität Hildesheim. Als eines der neuen literarischen Talente war er bereits 2013 Finalist beim 21. open mike, einem der wichtigsten deutschsprachigen Nachwuchswettbewerbe im Bereich Poesie und Literatur. Er erhielt verschiedene Stipendien und nahm an der Schreibwerkstatt der Jürgen-Ponto-Stiftung teil.

Kurz und knapp oder dicker Schinken?

Mit 437 Seiten ist „Das Ting“ zwar ein etwas dickerer Schinken, aber Dziuks Schreibstil bewirkt, dass man die Seiten schneller umblättert als man es mitbekommt. Auch Dank der sich alle dreißig bis vierzig Seiten abwechselnden Hauptpersonen bahnt man sich durch abwechslungsreiche Geschichten zügig seinen Weg.

Für die Bahn, den Sessel oder den Pausenhof?

„Das Ting“ kann in jeder Situation gut gelesen werden. Ob in einer kurzen Pause oder auf einer längeren Zugreise. Vor allem in Situationen, in denen man Zeit totschlagen muss, zum Beispiel beim Warten auf seine Freunde im Café oder im Wartezimmer beim Arzt, greift man gerne zu diesem Buch.

Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie schwer ist es, das Buch wegzulegen?

„Das Ting“ erzählt eine Geschichte über eine App, die es irgendwann tatsächlich so geben könnte. Der Autor Artur Dziuk ist nicht der erste, der sich Gedanken um solche Zukunftsszenarien macht. Die Idee von der Entwicklung einer Software, die alles kontrollieren kann, unter dem Vorwand so ein zukünftiges System besser zu machen, kommt einem durchaus bekannt vor. Das ist aber auch genau das, was einen an dem Ting so fesselt: Das Greifbare.

Jedoch können die beschriebenen Probleme der Hauptcharaktere im Verlauf für manche nervig wirken und von Zeit zu Zeit einen Eindruck von „Rumheulen auf hohem Niveau“ erwecken, weshalb ich öfter eine kleinere Pause einlegen musste. Daher vergebe ich eine 6 von 10.

Wem borgt man es nach dem Lesen als erstes?

Fans der Bücher von George Orwell oder der Serie „Black Mirror“ kommen hier auf ihre Kosten. Das Buch ist zwar bei weitem nicht so düster, aber genannte Fans werden Gefallen an dem Buch finden. Auch Technikinteressierte sowie Leute, die mit dem Gedanken spielen, eines Tages mit einem eigenen Start-Up Geld verdienen zu wollen, sollten ein Blick in das Buch werfen.

Lieblingszitat:

„Eine unbekannte Präsenz. Als würde etwas aus dem Dunkeln ins Scheinwerferlicht treten.“

In drei Worten:

Zukunft, Gegenwart, düster

 

Text: Kevin Groth
Teaserbild: Photo by Ilya Pavlov on Unsplash
Coverfoto: Fischer Verlage

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