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Karina Sainz Borgo: „Nacht in Caracas“

Es ist „Nacht in Caracas“, ein Roman, der den Leser auf eine Reise in ein Land nimmt, das politisch jüngst Schlagzeilen machte. Hoffnung auf ein besseres Leben in Caracas haben die Menschen nicht mehr. Stattdessen herrschen Hunger und Gewalt. Der Roman über Venezuela, die alte Heimat der Autorin, zeichnet ein düsteres Bild der Lage im Land. SPIESSER-Autor Nico stimmt das Buch traurig.

27. August 2019 - 14:15
SPIESSER-Autor nicohaji.
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nicohaji Offline
Beigetreten: 10.10.2014

Worum geht’s?

Nach der Beerdigung ihrer Mutter bleibt Adelaida am Grab stehen. Neben der Trauer spürt sie vor allem Hoffnungslosigkeit, wenn sie an ihr Alltagsleben in Caracas denkt. Für die junge Journalistin ist die Gewalt zwischen den Menschen auf den Straßen kein ferner Bericht mehr für ihren Job, sondern bittere Realität. Vor den vom venezolanischen Staat geduldeten oder unterstützen Paramilitärs scheint nichts sicher zu sein, weder Geld noch das Leben. Die Angst legt sich wie ein Nebel über das Land, ohne sich jemals zu lichten.

Die fiktive Erzählung über die Journalistin Adelaida zeichnet ein tristes Bild eines Landes. Doch diese Fiktion scheint sich nicht allzu weit von der Realität zu distanzieren, denn eben auch auf diese Weise wird von der angespannten Lage in dem südamerikanischen Land berichtet. Lange ist es her, dass Menschen aus Europa einwanderten, um in Venezuela der Suche nach einem besseren Leben nachzugehen.

In Rückblicken erinnert Adelaida sich an ihre Kindheit und Jugend, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft noch gegenwärtig war. Nach dem Tod ihrer Mutter macht sich das Gefühl der Einsamkeit jedoch so breit, dass es die Protagonistin beinahe lähmt.

„Nacht in Caracas“

Autor: Karina Sainz Borgo
Veröffentlichung: 14. August 2019
Seitenzahl: 224

Wer steckt dahinter?

Die Autorin des Romans ist Karina Sainz Borgo, eine junge Journalistin, die in Caracas geboren ist. Im Alter von 25 Jahren wanderte sie von Venezuela nach Spanien aus. Heute arbeitet sie in Madrid und schreibt für diverse Zeitungen und Blogs. Den Debütroman verfasste sie auf Spanisch, in Lateinamerika ist das Buch bereits im Handel. Der Roman ist mittlerweile in mehr als 20 Sprachen erhältlich.

Kurz und knapp oder dicker Schinken?

Mit 224 Seiten bewegt sich das Buch zwischen beiden Kategorien. Der Roman lässt sich aber zügiger lesen als andere Bücher. Die teils detaillierten Beschreibungen von Leid und Elend, von Mord und Gewalt machen das Buch aber zu einer eher schweren Kost.

Für die Bahn, den Sessel oder den Pausenhof?

Am besten ist das Buch für den Sessel daheim geeignet. An einem ruhigen Nachmittag oder einem freien Sommerwochenende lässt es sich gut durchlesen. Für den Strand im Urlaub oder die Hängematte im heimischen Garten passt es auch gut.

Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie schwer ist es, das Buch wegzulegen?

Das Buch ist mitreißend und nicht immer leicht wegzulegen, daher bekommt es eine 7. Die Autorin schafft es, in ihrem Debütroman mit ihrem bildlichen Schreibstil, den Wandel eines Landes zu beschreiben, das einst voller Hoffnung war. Emotionen, wenn auch oft negative, spielen den Roman hindurch eine zentrale Rolle.

Wem borgt man es nach dem Lesen als erstes?

„Nacht in Caracas“ ist am besten für jene geeignet, die noch nicht allzu viel in der Welt herumgekommen sind. Es lädt zum Versinken ein, aber nicht zum Träumen. Besonders für alle europäischen Leser zeigt sich bei der Lektüre wohl, welch ein Privileg es ist, ohne Leid und Elend und in Sicherheit seinen Alltag zu führen.

Lieblingszitat:

„Das war kein Land. Es war ein Fleischwolf.“

In drei Worten:

Düster. Leidvoll. Mitreißend.

 

Text: Nico Amiri
Teaserbild: Montecruz Foto on flickr
Coverfoto: Fischer Verlage

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