Lorenz, Z und Elena sind drei junge Menschen, die darum kämpfen, ihren eigenen Weg gehen zu können. Robert Prosser beschreibt in seinem Roman „Gemma Habibi“ eine Freundschaft, die über Kontinente besteht und sich auf das Bedürfnis stützt, die Welt verstehen zu wollen.
14. August 2019 - 15:21 SPIESSER-Autorin strumpfmitloch.
Im Mittelpunkt des Geschehens stehen Z, Elena und Lorenz. Lorenz ist der Ich-Erzähler und wirkt dadurch wie das Bindeglied zwischen den drei Freunden. Er ist ein junger Mann, der für eine Uni-Hausarbeit einem Box-Club beitritt. Hier ist es egal, wer er ist oder woher er kommt. Ziemlich schnell entwickelt er eine starke Leidenschaft fürs Boxen. Elena ist Fotografin, Weltreisende und machthungrig. Die junge Frau ist ständig unterwegs und versucht das Weltgeschehen mit ihrer Kamera zu erfassen. Z ist ein junger Kurde aus Syrien, der den Kriegsdienst verweigert und nach Wien flüchtet. Sein großer Traum: als Boxer zu Ruhm zu gelangen.
Das erste Mal kreuzen sich die Wege der noch fremden Freunde in Syrien. Und obwohl sie alle verschiedene kulturelle und soziale Hintergründe haben, bedeutet ihnen die gemeinsame Zeit viel. Ein paar Jahre später ist alles anders: In Syrien herrscht Krieg und der Kontakt zwischen den Freunden wird immer sporadischer. In Wien treffen sie sich wieder. Elena und Lorenz wohnen dort schon länger, Zs Flucht nach Europa findet hier ihr Ende. Die Freundschaft allerdings ist nicht mehr die gleiche. Was sie verbindet ist das Boxen.
„Gemma Habibi“
Autor: Robert Prosser Veröffentlichung: 26. Juli 2019 Seitenzahl: 224
Wer steckt dahinter?
Hinter dem Buch steckt Robert Prosser, ein prämierter Autor und Herausgeber. Passend zum Setting seines Romans lebt er in Wien und hat Reisen an die Schauplätze des Buches unternommen. So war er beispielsweise in Syrien, wo die Freundschaft ihren Anfang findet, und in Ghana, wo Elena als Fotografin unterwegs ist und Lorenz für eine NGO arbeitet. Seine Erfahrungen dieser Aufenthalte verarbeitet er in „Gemma Habibi“. Mit seiner fünften großen Publikation als Autor präsentiert er den Leserinnen und Lesern eine Welt, die er selbst nur allzu gut kennengelernt hat. In seiner Danksagung gibt er allerdings zu, dass das Thema Boxen viel umfangreicher sei als er dachte und er bedauerlicherweise nur Bruchteile des zugehörigen Lebensgefühls in seinem Roman habe beschreiben können.
Kurz und knapp oder dicker Schinken?
Mit über 200 Seiten ist das Buch noch kein dicker Schinken. Allerdings gibt es viele Charaktere, Schauorte und Zeitsprünge, so dass es auch nicht "kurz und knapp" zu lesen ist.
Für die Bahn, den Sessel oder den Pausenhof?
Wenn ich das Buch nochmal lesen würde und mir dafür einen bestimmten Platz aussuchen müsste, würde ich den Sessel wählen. In meinen Augen ist Konzentration nötig, um den gesamten Inhalt zu erfassen. Das liegt zum einen an den oben genannten Punkten, zum anderen an einem Stilmittel des Autors: Er nutzt keine Anführungszeichen der wörtlichen Rede.
Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie schwer ist es, das Buch wegzulegen?
„Gemma Habibi“ bekommt eine 8 von mir. Zum Lesen in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit, Schule oder Uni ist es definitiv nicht geeignet. Wird das Buch weggelegt, kommt man raus. Die Zusammenhänge werden beim beständigen Lesen am deutlichsten.
Wem borgt man es nach dem Lesen als erstes?
Nach dem Lesen borgt man es als erstes einem besonders aufnahmefähigen und vielseitig interessierten Menschen. Die Einblicke in das Boxen, in verschiedene Kulturen, die durch Reisen vorgestellt werden und die Fluchtbedingungen sind sehr interessant, wollen aber verarbeitet werden. Im Idealfall kann man sich nach dem Lesen weiter mit den Themen auseinandersetzen.
Lieblingszitat:
„Und so sehr ich die Tat in einer perversen Weise als Racheakt nachvollziehen kann, umso weniger verstehe ich Elena; gerade weiß ich nicht, wen ich mehr hasse, sie oder die beiden Angreifer.“ (S. 219)
In drei Worten:
Machthunger, Flucht, Boxen
Text & Teaserbild: Jana Rasch Coverfoto: Ullstein Buchverlage
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