„Für die Familie“ lautet der Debütroman von SPIESSER-Autorin Katja Stenzel. Es handelt sich um eine Liebes- und Familiengeschichte, deren Hauptfigur die rebellische und gewitzte 18-jährige Kim ist. Ihr Leben ist geprägt von kaputten Beziehungen sowie versteckten Ängsten, die sie eine Fassade haben aufbauen lassen. Nach außen cool und frech, innerlich enttäuscht und hin- und hergerissen. Katja Stenzel beweist mit ihrem Werk deutlich, dass sie literarisches Talent besitzt. Es kann nur im Sinne der Leser sein, dass es nicht bei diesem einen Roman bleibt.
16. September 2020 - 12:12 SPIESSER-AutorIn Thomas Alb.
Kim scheint auf dem ersten Blick eine normale junge Frau. Sie geht gerne Feiern, testet ihre Grenzen aus und hat Stress mit den Eltern – also ihrem Vater Sebastian. Und damit fängt es auch schon an: Ihre Mutter ist frühzeitig verstorben und das Verhältnis zu ihrem Vater ist mehr als nur pubertätsbedingt angespannt, es ist regelrecht zerrüttet. Außerdem trauert sie ihrer Mutter hinterher, die bei einem Verkehrsunfall verstarb, kurz nachdem sie sich dazu entschlossen hatte, sich von ihrem Vater zu trennen. Aber nicht nur ihre Mutter hat Kim „im Stich gelassen“, sondern auch ihre beste Freundin Becca, die sich ihr junges Leben selbst genommen hat. Auch Elias, der Ex-Freund ihrer Schwester Annabelle, der wie ein großer Bruder für sie war, ist aus ihrem Leben verschwunden. Zwar ist er nicht tot, jedoch weg und unerreichbar, nachdem ihre Schwester Schluss gemacht hat. Somit scheint Kim ziemlich auf sich allein gestellt zu sein. Sie sucht ihr Glück in den Armen wechselnder Kerle und in Clubs, in denen sie als Musikerin auftritt. Die Musik ist ihre große Leidenschaft – und ein Grund dafür, dass das Verhältnis zu ihrem Vater so schlecht ist. Nachdem sie ihren ganzen Mut zusammengenommen hatte, um ihm von ihrem Berufswunsch zu erzählen, reagierte dieser nur mit Spott.
Der Graben zwischen Tochter und Vater scheint unüberwindbar, auch als der Opa von Kim, der der Vater von Sebastian ist, im Sterben liegt. Gedrängt von ihrem Vater, kommt Kim ans Sterbebett ihres Opas, aber nur um sich schnell wieder aufzumachen. Sie vergisst ihr Handy und als sie wiederkommt, um es zu holen, trifft sie auf ihre Oma Maria. Die Frauen beginnen sich regelmäßig wiederzusehen, was Kim und ihre Familie nachhaltig verändern soll.
„Für die Familie“
Autorin: Katja Stenzel Veröffentlichung: 15. Juli 2020, BoD – Books on Demand Seitenzahl: 228
Wer steckt dahinter?
Laut Lovelybooks wurde Katja Stenzel 1998 in Görlitz geboren. Sie studiert Kommunikations- und Politikwissenschaften und schreibt Artikel für verschiedene Medien, unter anderem dem SPIESSER. Die Autorin betreibt einen Instagramkanal namens „artgenossin_“, auf dem sie vor allem über ihr Erstlingswerk informiert.
Kurz und knapp oder dicker Schinken?
„Für die Familie“ ist ein klassischer Kurzroman mit etwas mehr als 200 Seiten. Durch Zeitsprünge und emotionale Wendungen, liest sich das Buch schnell und lässt keine Langatmigkeit aufkommen. So kann es gut und gerne in ein oder zwei Tagen bewältigt werden.
Für die Bahn, den Sessel oder den Pausenhof?
Für den Sessel oder das Bett. Beispielsweise zu Hause nach einer partyreichen Nacht. Vielleicht erkennt man sich ja dann an der einen oder der anderen Stelle wieder.
Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie schwer ist es, das Buch wegzulegen?
Hat man erstmal angefangen ein paar Seiten zu lesen, kann man schon schnell am Lesestoff hängen bleiben. Das liegt schlicht an der Vielschichtigkeit des Hauptcharakters. Kim provoziert und sorgt für Momente, in der man sie für respektlos und ungezogen hält. Doch schon im nächsten Moment sieht man in ihr das durch Scheidung und den Tod ihrer Mutter verletzte Kind, das nach Ablenkung sucht. Die Beziehungen im Roman „Für die Familie“ sind nicht statisch. Stattdessen unterliegen sie einer Dynamik, in der sich die verhärteten Fronten mit der Zeit auflösen und das Gegenüber verständlicher wird. Ablehnung weicht Liebe, Angst dem Mut, die Fassade dem wahren unperfekten Selbst. Deswegen gibt’s von mir eine 9.
Wem borgt man es nach dem Lesen als erstes?
Allen Leuten, die Beziehungsstorys lieben, die in jedem Kaputtsein auch die Chance auf Heil sehen und die gern auch mal die Konventionen brechen.
SPIESSER-Autorin und Autorin des Romans "Für die Familie" Katja hat es für euch zusammengefasst. Ihre ganze Autoren-Story lest ihr hier.
Lieblingszitat:
„Eigentlich bin ich der coole Typ.
Der textsichere Typ.
Typ Alles sitzt.
Typ Improvisationskünstler, falls doch etwas schiefläuft.
Aber heute Nacht ist es anders.“
In drei Worten:
Familie. Beziehungen, Überwindung.
Text: Thomas Alb Cover: Katja Stenzel
Teaserbild: Photo by Elice Moore on Unsplash
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