„Drawing Circles“ nennt sich ein junges, charismatisches Trio aus Bonn. Vincent, Sebastian und Aaron spielen Indie Rock und brachten dieses Jahr mit „Sinister Shores“ ihr Debütalbum heraus. Mit sehr persönlichen Texten besingt Vincent darauf den täglichen Kampf eines Jeden mit sich selbst. SPIESSER-Autorin Anna hat sich die neue Platte für euch angehört und dem Frontsänger auf den Zahn gefühlt.
08. April 2016 - 14:31 SPIESSER-Autorin annaweigelt.
Anna: Welche Ufer besuchst du am liebsten, wenn du auf Reise gehst? (Sinister Shores)
Vincent: Ich bin ein ziemlicher Wintermensch. Am liebsten würde ich mich irgendwo in Alaska wiederfinden oder an einem verlassenen See. Deswegen finde ich auch das Bild so großartig, welches „Sinister Shores“ vermittelt. Diese unheimlichen Klippen erzeugen eine Grundstimmung für das ganze Album.
Vergibst du schnell oder bist du eher der nachtragende Typ? (Little Lies)
Tatsächlich vergebe ich relativ schnell. Nur das Vergessen ist immer so eine Sache. Oft bleibt ein unangenehmer, bitterer Nachgeschmack.
Gibt es eine Erfahrung, die du unbedingt wiederholen möchtest? (Hornets Nest)
Eine tolle Erfahrung war die Tour 2012. Da durften wir als Support von „Everlast“ spielen und waren das erste Mal so richtig als Band unterwegs. Deswegen war diese Zeit für uns vom Gefühl her so ein typisches Musiker-Ding: man kam irgendwo hin, machte den Soundcheck, dann gab es Essen, den Auftritt, Schlaf – und am nächsten Morgen fuhr man zur nächsten Stadt. Das war unfassbar aufregend und schön.
Man sagt ja oft, Zeit heilt alle Wunden. Was heilt deine? (Rebuild)
Meine Wunden heilen Musik und meine Freunde. Klingt das jetzt zu einfältig? (lacht)
Bist du jemand, der sich gern in Sicherheit wiegt oder siehst du einen größeren Reiz im Ungewissen? (Blur)
Das klingt doch dann wieder zu klischeemäßig-rebellisch, wenn ich sage: „Her mit dem Ungewissen!“ Ein Funken Sicherheit ist immer ganz schön. Mittlerweile denke ich immer öfter: „Das ist jetzt zwar echt cool, aber wo ist der Ast, an dem man sich festhalten kann?“ Trotzdem kann ich nicht leugnen, dass immer die besten Sachen entstehen, wenn man mit geschlossenen Augen voranspringt und einfach schaut, was passiert.
Ganz schrecklich ist dieses Gefühl, das einen überkommt, wenn die Lichter ausgehen, es ruhig wird und man mit sich selbst allein gelassen wird. Dann breiten sich in mir tausend Gedanken aus und ich bekomme das Gefühl, von allem überrollt zu werden. Doch dagegen gibt es ein zauberhaftes Gegenmittel: Hörbücher! Ich bin ein riesengroßer Harry-Potter-Fan. Und vor einem Jahr habe ich auch die Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling für mich entdeckt – der absoluter Wahnsinn!
Wohin verziehst du dich, wenn du Ruhe brauchst? (Isolated)
Früher gab es da für mich eine besondere Stelle am Rhein. Mittlerweile ist es aber so, dass ich mich einschließe, Gitarre spiele und singe, wenn ich meine Ruhe brauche.
Was würdest du tun, um ein eingefrorenes Herz wieder auftauen zu lassen? (Cold Smoke)
Ich würde anfangen, irgendwelche dummen Witze zu machen und versuchen, die Person wieder aufzuheitern. Ich denke, Herzen lassen sich am besten mit Humor aufwärmen.
Im letzten Lied eures Albums geht es darum, dass sich Menschen, die im Grunde völlig gleich sind, hinter Masken verstecken. Hast du eine Idee, wie man Menschen demaskieren könnte? (Similar Skins)
Leider ist es meiner Meinung nach schwierig, Menschen zu demaskieren, ohne Spielchen zu spielen. Erst dann kann man wirklich sehen, was die Person verbirgt. Will man so etwas aber vermeiden, muss man Vertrauen schenken. Das fällt mir zwar nicht immer leicht, aber ich habe festgestellt, dass man damit am besten an Menschen herankommt.
„Sinister Shores“ von Drawing Circles
VÖ: 11.03.2016
Label: Eat the Beat Music (rough trade)
Text: Anna Weigelt Teaser-Foto: Pressematerial Eat the Beat Music
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