Florian Boss wurde schon als „leisester Rapper der Welt“ bezeichnet. Nun veröffentlicht der Berliner unter seinem Künstlernamen „Allie“ sein viertes Album. SPIESSER-Autorin Louisa sprach mit ihm über Michael Jackson, Einhörner und Aliens.
What The Fuck: Warum dient ein Spoken-Word-Stück als Intro? (Wtf4)
Normalerweise schreibe ich meine Texte so, dass sie nicht direkt auf mich bezogen sind. Wenn ich „Ich“ sage, meine ich damit nicht mich, sondern einen Protagonisten der Geschichte, die ich mir ausdenke. Dieser Text war ziemlich persönlich, deshalb fand ich es besser, wenn ihn jemand anders sprechen würde. Ich habe Black Cracker, einen Dichter und Rapper aus Berlin gefragt. Ich habe ihn schon öfter Gedichte vortragen sehen. Da ich das immer cool fand, dachte ich, dass er der richtige Mann dafür wäre. Ich habe auch versucht, es selber vorzutragen, das klang aber doof.
Inwiefern unterschied sich die Arbeitsweise beim neuen Album von dem Vorgänger „Uncanny Valley?“ (Y/N)
Das letzte Album habe ich im Studio aufgenommen. In zwölf Tagen wurde es aufgenommen, in zwölf weiteren gemischt. Das neue Album habe ich bei Freunden im Heimstudio aufgenommen. Ich habe monatelang daran rumgemacht, aufgenommen und gemischt. Beide Vorgehensweisen haben ihre Vor- und Nachteile, aber diesmal war der Entstehungsprozess deutlich anders als beim letzten Mal.
Woher nimmst du die Geschichten deiner Songs? Was ist Real und was fiktiv? (The Great)
Die Geschichte zu „The Great“ ist völlig erfunden. Ich sehe das wie ein Autor, der sich nicht dafür rechtfertigen muss, ob er seine Geschichte selbst erlebt oder erfunden hat. Ich bin kein Fan vom „Tagebuch-Song“. Die Texte haben natürlich etwas mit mir zu tun, aber nur insofern, dass ich sie mir selbst ausgedacht habe.
Für welchen Film wäre dein Album der Soundtrack? (Princes Jan)
Eine Mischung aus Blade Runner von Ridley Scott und Tiefseetaucher von Wes Anderson.
Google Dictionary meint, dass „Mamase“ Albanisch ist, findet aber keine Übersetzung. Was steckt wirklich hinter dem Titel? (Mamase)
„Mamase“ war der Arbeitstitel des Liedes. Das Wort stammt aus dem Song „Wanna Be Startin’ Somethin’“ von Michael Jackson. Am Ende singen die „Mamase Mamasa Mamakusa“. Im Song singe ich etwas, das so ähnlich klingt, aber nicht das gleiche bedeutet. Der Ausdruck von Michael Jackson hat auch keine Bedeutung, sondern ist eine Aufforderung zum Tanzen. Ich dachte, dass passt ganz gut, weil mein Track auch ein Dance-Song ist.
Von welchen Charakteren handeln die Songs auf deinem Album? (This Is How I Go)
Das Album erzählt von Charakteren, die größenwahnsinnig sind. Nicht auf arrogante Weise, sondern mit einer charmanten Selbstüberhöhung. Das zieht sich durch alle Charaktere der Songs. Das erinnert an Filme von Wes Anderson. Bei ihm gibt es auch viele Charaktere, die sich auf eine lustige und sympathische Weise selbst überschätzen.
Warum ziert ein Einhorn das Albumcover? (Needle In The Hay)
Das Einhorn ist ein Bezug auf den Science-Fiction Film „Blade Runner“ aus den 80ern. Es gibt darin eine Traumszene, in der ein Einhorn durch den Wald galoppiert. Einerseits sind die Szene und der Soundtrack total kitschig, anderseits total düster. Das passt gut zur Stimmung meines Albums. Ein Einhorn ist ein ziemlich ausgelutschtes Symbol, beinahe verboten. Auch ich habe ausgelutschte Songstrukturen verwendet, die man eigentlich nicht verwenden sollte. Trotzdem habe ich versucht, etwas Interessantes daraus zu machen.
An welche übersinnlichen außerirdischen Existenzen glaubst du? (You’re just an Alien)
Ich glaube an Aliens, aber nicht an Männchen. In Filmen wie „2001: Odyssee im Weltraum“ haben Menschen psychedelische Erlebnisse bei der Begegnung mit Aliens. In „You’re just An Alien“ geht es auch um eine solche Begegnung. Anderseits geht es aber auch um die Erwartungshaltung aus SciFi-Filmen, die dann vielleicht enttäuscht werden können.
„Allie" von Allie
VÖ: 19.06.2015
Label: RAR
Interview: Louisa Zimmer
Fotos: Orange 'Ear
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