Mit „Berlin Dakar“ liefert der Westberliner Adesse den Nachfolger zu seinem 2016 veröffentlichten Debüt-Album „Fechnerstraße“. So ehrlich, wie auf seiner sehr persönlichen und eindringlichen neuen Platte, zeigt er sich auch im Interview mit SPIESSER-Autorin Anna.
26. March 2019 - 10:55 SPIESSER-Autorin annaweigelt.
In „2031“ geht es um einen Brief, den du an deine Neffen schreibst, welchen sie erst wenn sie 18 sind lesen sollen. Hättest du als Jugendlicher auch gern einen Brief dieser Art bekommen? (2031)
Ja, von meinem Vater hätte ich mir solch einen Brief echt gern gewünscht. Es hätte mir gutgetan, etwas zu hören wie: „Adesse, stress dich nicht zu sehr, sei nicht so hart zu dir, mach dir keinen Druck, entspann dich, genieß den ride. Du bist genug, du bist viel wert …“
Welche Dinge sollten deiner Meinung nach in 12 Jahren auf der Welt anders laufen? (2031)
Ich würde mir wünschen, dass wir ein bisschen mehr Verantwortung übernehmen für unsere Umwelt – für die Art und Weise wie wir leben, wie wir wirtschaften. Ich hoffe, dass wir als Generation es schaffen, ein bisschen nachhaltiger und innovativer zu sein. Dass wir besser mit unseren Mitmenschen, mit unseren Ressourcen und mit uns selbst umgehen.
In „Strand“ geht es darum, dass du dich zwischen dem Nicht-mehr-Kind- und Noch-nicht-ganz-erwachsen-Sein befindest. Wann denkst du, ist der Zeitpunkt gekommen, erwachsen zu werden? (Strand)
Eigentlich wünsche ich mir, nie erwachsen zu werden. Vor allem, weil das Kind in mir auch meine künstlerische Ader ist. Ich wünsche mir sogar, dass ich in Zukunft immer mehr zum Kind werde. Andererseits glaube ich, dass man spätestens, wenn man dann eigene Kinder hat, erwachsen genug sein muss, um den Kindern etwas mitgeben zu können – Liebe, Erziehung, eine gewisse Sicht auf die Dinge, Selbstvertrauen, Freiheit.
Mit „Strand“ hast du ein weiteres Feature mit Sido gemacht. Wie kann man sich euer Verhältnis vorstellen? (Strand)
Ich halte von Siggi als Musiker sehr viel. Aber auch wenn es ums Menschliche geht, schaue ich zu ihm auf, weil er sich einfach ziemlich cool verhält und gut mit seinen Mitmenschen umgeht. Er gibt niemandem zu viel Hoffnung, er ist immer straight, ehrlich, sagt seine Meinung. Wirklich alle, die jahrelang mit ihm zu tun haben, sagen, er ist ein korrekter Typ.
Mit welcher „schweren Frage“ musstest du dich zuletzt beschäftigen? (Für immer jetzt)
Ich finde, dass es die hundertprozentige Grundlage und die Basis einer Freundschaft ist, das Beste für sein Gegenüber zu wollen und sich für ihn freuen zu können. Leider Gottes musste ich mich letztens damit auseinandersetzten, ob mir gewisse Menschen in meinem Umfeld wirklich was Gutes wünschen oder eben nicht. Sowas fällt mir unglaublich schwer.
Dein Vater kommt aus Guinea-Bissau. Fühlst du dich mit der Heimat deines Vaters verbunden? (Dakar)
Meine Mutter, bei der ich die meiste Zeit meines Lebens aufgewachsen bin, ist zwar Deutsche, war aber sehr darauf bedacht, mir auch die westafrikanische Kultur, meine afrikanische Seite, nahezubringen – soweit es als deutsche Frau eben ging. Sie hat mich mit meiner Familie aus dem Senegal connectet und wir sind relativ oft zusammen nach Afrika geflogen zur Familie, zu meinem Vater. Ich verbinde vor allem meine Kindheit sehr mit afrikanischer Musik, mit Trommeln, mit afrikanischem Tanz, mit der Wärme der Menschen.
Hast du schon mal jemanden geghostet? (Klick)
Schuldig.
Wenn du eine Zeitmaschine besitzen würdest – in welches Zeitalter würdest du am liebsten reisen? (Marty McFly)
Auf jeden Fall in eine Epoche, in der es keine Handys gibt. In die 70er reicht da schon aus, die find ich cool. Und dann würde ich gern nochmal in die Zeit der Pharaonen reisen, ins Alte Ägypten. Da liegen so viele Rätsel verborgen! Ich würde echt gerne wissen, was da abging.
Was hat dich dazu bewegt, Yusra Mardini ein Lied zu widmen? (Yusra)
Ich bin ziemlich früh auf Yusras Geschichte gestoßen – mittlerweise ist sie ja ein krasser Star, hat einen Film gedreht, ein Buch geschrieben… Ich hatte von ihrer Story relativ zeitnah nach ihrer Rettungsaktion gehört, also nachdem sie zusammen mit ihrer Schwester und ein, zwei weiteren Helfern ein überfülltes Schlauchboot mit Geflüchteten nach dem Versagen der Motoren für mehrere Stunden über das Ägäische Meer bis zum rettenden Ufer zog. Ich fand es war so eine beeindruckende und vor allem schöne Nachricht innerhalb der ganzen Flüchtlingskrise, dass ich gern ein Lied über sie schreiben wollte. Und mir war wichtig, dass sich dadurch der ein oder andere vielleicht noch ein wenig mehr mit der Thematik der Flucht beschäftigt.
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Andy Grammer ist wohl einer der talentiertesten Songwriter und Sänger des Pop-Genres. Dass er in Deutschland noch nicht so bekannt ist, wie in seiner US-amerikanischen Heimat, kann sich schnell ändern. Das neue Album „Naïve“, erscheint heute am 26. Juli, liefert einen Ohrwurm
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