Titelverteidiger

Labelchef Darmstädter: "Keiner reißt sich mehr den Arsch auf"

Warum gründet man ein eigenes Platten-Label? „Aus Frustration und viel Leidenschaft für gute Musik”, berichtet Dirk Darmstädter von Tapete Records SPIESSER-Redakteurin Anne Juliane.

02. January 2012 - 14:40
SPIESSER-Autorin JuliANNE.
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JuliANNE Offline
Beigetreten: 06.01.2010

„Appearances“ lautet der Titel von Dirks Album, das ab 13. Januar 2012 unsere kältegeplagten Ohren verwöhnen will. Im Plattenregal wird das allerdings nicht unter „D“ zu finden sein, sondern wohl unter „M“ wie „Me and Cassity“.

Was hast du mit "Me and Cassity" am Hut?

Dirk Darmstädter „Me and Cassity“ ist, wenn Dirk Darmstädter eine Band ist.

Und was hat es mit dem Namen auf sich?

Der Name hat viele Befundnisse: Einmal ist Neal "Cassady“ Hauptprotagonist bei „On the road“. Das war das Buch meiner Jugend. Dann war David "Cassidy" Leadsänger der ersten wichtigen Band meines fünfjährigen Lebens. Der dritte Namenspate kommt im Film “Sundance Kid” vor. Von daher schwebte der Name immer irgendwo herum. Und als es darum ging, einen Bandnamen zu finden, der eigentlich kein Bandname ist, sondern viel Ich, fiel die Wahl auf „Me and Cassity“.

In Hamburg geboren, in New Jersey aufgewachsen und als Straßenmusiker fremde Städte bespielt: Du kamst und kommst ja ziemlich rum. Hat das Reisen Einfluss auf deine Musik?

Das Umherreisen hatte und hat Einfluss auf mein ganzes Leben: Kindheit, Jugend, Gegenwart. Wie sich das in meinen Songs zeigt, ist schwer zu sagen.
Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich als Siebenjähriger auf der Treppe unseres Hauses in New Jersey saß und mir Bob Dylan anhören musste, weil den mein Papi immer gehört hat. Zurück in Deutschland hörte ich dann "Orange Juice" oder "The Smiths". Sowas verfolgt dich einfach.

Dirk gründete 2002 gemeinsam mit Gunther Buskies ein eigenes Plattenlabel namens „Tapete Records“. Das Indielabel unterstützt unter anderem Künstler und Bands wie Niels Frevert, Tele, Superpunk und Erdmöbel.

Klangprobe aus dem tapezierten Hause: Niels Frevert


Niels Frevert - Ich würde dir helfen, eine Leiche zu verscharren, wenn's nicht meine ist from Tapete Records on Vimeo.

Was war Anlass dafür, dass du "Tapete Records" ins Leben gerufen hast?

Vor allem die Frustration darüber, dass es Musiker wie einen Niels Frevert gibt, der keine Platten mehr macht. Dass es keine Strukturen mehr gibt, wo gute Musik rausgebracht wird. Außerdem hat es mich geärgert, dass sich  keiner mehr den Arsch aufreißt, um bekannt zu werden. Einerseits war's auch für meine eigene Musik: Ich wusste, dass mein Weg bei den großen Firmen zu Ende war. Ich wollte nur noch mit Leuten zusammenarbeiten, die meine Musik kennen und dafür brennen.

Unser Feuer jedenfalls ist entfacht.

Zum Weiterlesen:

Text und Interview: Anne Juliane Wirth, Fotocredit: Olaf Heine

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